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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Die Amazone kam herein, und verlegen bedeckte Marissa ihre kleinen Brüste. Aber als Gilda keine Notiz davon nahm, wusch sie sich schnell fertig und zog eine frische Jacke an. Also waren auch die Nacktheittabus hier anders. Sie würde diese Kultur nie verstehen.
    »Möchtet Ihr noch weiter in die Wüste eindringen?«, wollte Gilda wissen.
    Die Frage erschreckte Marissa. Sie hob den Kopf und sah in durchdringende graue Augen. »Ja … Warum fragt Ihr?«
    »Ihr sagtet, Ihr wolltet die Wüste sehen. Gesehen haben wir sie jetzt zwei Tage lang. Sie verändert sich nicht viel. Wenn das Euer wahrer Grund für diese Reise war, sehe ich keinen Sinn darin, sie fortzusetzen.«
    »Wie kommt Ihr auf den Gedanken, ich hätte andere Gründe?«
    »Ihr sucht den Horizont ab, als hieltet Ihr nach etwas Ausschau. Ihr wollt weiterreiten, obwohl Euer Wunsch erfüllt ist.« Die Amazone sah sie streng an. »Wenn ich die Reise fortsetzen soll, muss ich wissen, warum.«
    Marissa dachte über die Situation nach und trommelte dabei nervös auf das Messer, das ihr am Gürtel hing. Sie konnte es sich nicht leisten, die Führerin zu verlieren. »Nun gut, ich will es Euch sagen.
    Ich suche nach meiner Schwester Teri. Sie hat in einem kleinen Trockenstadt-Dorf soziologische Studien gemacht, und ich habe den Kontakt mit ihr verloren. Teri schrieb mir regelmäßig Briefe, in denen sie von ihrer Arbeit berichtete … und vor zwei Monaten hörten sie auf. Seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört, und das beunruhigt mich.«
    »Zwei Monate ist keine lange Zeit, wenn man bedenkt, welche Gegend das hier ist. Die Karawanen kommen im günstigsten Fall unregelmäßig … und dann gibt es Räuber, Überfälle … Ihr werdet doch diese lange Reise nicht nur deswegen unternommen haben.«
    Gilda war immer noch skeptisch.
    »Nein, ich habe mir keine Sorgen gemacht, bis die Träume begannen. Träume, meine Schwester sei in Schwierigkeiten … Ich konnte nicht erkennen, was es war, ich spürte nur, dass sie Hilfe brauchte. Bevor ich ins Gildenhaus kam, wurden sie schlimmer …
    Meiner Schwester nahte der Tod. Das hört sich wahrscheinlich verrückt an, aber ich weiß, sie ist in Gefahr.«
    »Seid Ihr eine leronis?«
    Marissa übersetzte leronis im Geist mit Zauberin und runzelte die Stirn. Diese Welt war wirklich voll von Aberglauben - jetzt hielt die Amazone sie für eine Hexe. Sie konnte doch nicht jemandem, der an Hexen glaubte, das Konzept des Vorherwissens und der außersinnlichen Wahrnehmung erklären! »Nein, aber sie ist nicht nur meine Schwester … Wir sind Zwillinge, und manchmal spüre ich ihre Gedanken.«
    Die Amazone nickte, aber Marissa bezweifelte, dass sie es wirklich verstand. Darauf kam es nicht an; es kam allein auf ihre Mission an.
    »Wollt Ihr mich weiterhin führen?«
    »Warum sollte ich es nicht tun?«
    »Ich habe Euch belogen. Ich könnte es Euch nicht verübeln, wenn Ihr sofort zurückreiten würdet.«
    Jetzt war Gilda an der Reihe, sich über die Seltsamkeit der Terranerin zu wundern. Würde ein Terraner tatsächlich einen anderen Terraner mitten in der Wüste im Stich lassen? Vielleicht hatte Hastur Recht, wenn er den Einfluss des Imperiums auf Darkover in Grenzen hielt. »Es wäre besser gewesen, wenn Ihr mir die Wahrheit gesagt hättet, aber ich habe mich einverstanden erklärt, Euch zu führen. Selbst wenn ich unsere Vereinbarung brechen wollte, könnte ich es nicht. Es würde dem Gildenhaus viel Ärger bereiten, hätte ich eine verrückte Terranan allein in der Wüste zurückgelassen.«
    Marissa nahm das Attribut schweigend hin. Mit ihrem Gerede über Träume kam sie der Darkovanerin sicher wie eine Irre vor, aber solange Gilda als ihre Führerin bei ihr blieb, sollte sie von ihr denken, was ihr beliebte. Die Amazone betrachtete die Diskussion anscheinend als beendet, denn sie schnitt ein anderes Thema an.
    »Von hier an werden wir bei Nacht reisen und während der Hitze des Tages schlafen. In welcher Richtung geht es weiter?«, fragte sie.
    Marissa war sich nicht sicher. »In der gleichen wie bisher. Ich kann nicht sagen, wo sie ist … nur dass wir ihr näher kommen.«
    Die beiden Frauen drangen weiter in die Wüste vor. Sie ritten bei Mondschein, und ihre einzige Landmarke war ein vages Gefühl. Sie sahen nichts als Sand und Gewürzbüsche und gelegentlich ein Reptil.
    Die verstohlenen Blicke, mit denen Gilda sie musterte, vermittelten Marissa den Eindruck, dass die Amazone sie jetzt tatsächlich für eine Wahnsinnige
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