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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hielt.
    Ob es nun Glück war oder ob irgendeine unbegreifliche innere Stimme sie leitete, am vierten Tag kam ein kleines Dorf in Sicht.
    Zwanzig oder dreißig Häuser standen im Kreis um eine Anordnung von Brunnen, und Flecken in Grünschattierungen zeigten, wo Gärten sorgfältig gepflegt wurden. Die beiden Frauen ritten auf den Dorfplatz, und neugierige Augen folgten ihnen. Marissa sah zur Seite und entdeckte mehrere Kinder, die aufgeregt aus einem Eingang lugten, aber unter ihrem Blick zogen sie sich scheu zurück. Gilda stieg am Brunnen ab, und Marissa beeilte sich, zu ihr aufzuholen und die Pferde zu tränken.
    Die Terranerin wunderte sich über die verlassenen Straßen. »Wo stecken die Leute alle?«
    »Wir sind Fremde«, erklärte Gilda. »In den Trockenstädten ist jeder Fremde verdächtig. Sie werden sich zeigen, wenn sie sich überzeugt haben, dass wir harmlos sind.«
    »Ja, du hast Recht … da kommt schon einer.« Marissa wies auf einen graubärtigen Mann, der über den Platz auf sie zukam.
    »Seid gegrüßt, Fremde. Ich bin Drocar, und ich biete euch die Gastfreundschaft unseres armen Dorfes an.«
    Gilda verbeugte sich ehrerbietig vor dem alten Mann. »Wir danken Euch für Eure Gastfreundschaft und wünschen Euch für Eure Großzügigkeit zu entschädigen.«
    »Nein, das können wir nicht annehmen«, wehrte Drocar ab. Die Amazone bestand höflich auf Bezahlung. Nach mehreren Minuten eines Wettstreits in Edelmut nahm der Dorfälteste die Münzen an, womit Gilda von vornherein gerechnet hatte. »Wir wissen Eure Großzügigkeit zu würdigen. Wollt Ihr uns jetzt sagen, wie wir Euch zu Diensten sein können, domna?«
    Gilda verstummte und überließ es Marissa, zu sprechen. »Wir suchen nach meiner Schwester Teresa. Ich dachte, sie könne vielleicht hier sein. Sie ist klein und dunkelhaarig.«
    »Ja, ja … Die Lady Teresa. Sie weilt im Haus Arturins. Bitte, kommt.« Der alte Mann trabte in einem Tempo los, das man ihm nicht zugetraut hätte.
    Er führte sie zu einem großen Schlammziegelhaus in der Nähe des Platzes und sprach dort in einem Marissa unbekannten Dialekt mit einer dicken Frau. Während sie ihm ins Innere folgte, blieb Marissa wenig Zeit, ihre Umgebung zu betrachten, aber was sie sah, war einfach, beinahe dürftig. Sie gingen durch mehrere Räume und Korridore, bis die Dienerin leise an eine Tür klopfte. Sie musste eine Antwort erhalten haben, denn sie ließ Marissa eintreten und zog sich mit Drocar zurück.
    Ein riesiges Bett beherrschte das Zimmer und ließ die weiß gekleidete Gestalt, die auf Kissen gestützt darin lag, winzig erscheinen. Langes dunkelbraunes Haar fiel über schmale Schultern.
    Noch bevor sie das Gesicht sah, wusste Marissa, dass sie ihre Schwester gefunden hatte.
    »Teri …«
    »Mari?«, fragte das Mädchen und wandte sich ungläubig der Stimme zu. Ihre Wangen und ihre Stirn hatten graue Flecken von halb abgeheilten Verletzungen. »Bist du es wirklich, Marissa? Ich träume nicht?«
    »Es ist kein Traum, Teri … obwohl ein Traum mich hergeführt hat.«
    Marissa beschrieb ihre Reise.
    Gilda war unauffällig eingetreten. Jetzt bemerkte Marissa die Anwesenheit der Amazone und winkte sie näher.
    »Das ist meine Schwester Teresa … Gilda war meine Führerin.
    Ohne sie hätte ich nicht kommen können.«
    »Uns sind hier Zimmer angeboten worden«, berichtete die Amazone. »Die Pferde stehen bereits im Stall.«
    Marissa nickte nachdenklich. »Jetzt erzähle mir alles, was dir zugestoßen ist, Teri. Die Träume zeigten mir nur, dass du in Gefahr warst.«
    »Das Dorf, in dem ich mich aufhielt, wurde von Trockenstadt-Räubern überfallen. Man hat mir erzählt, dass so etwas ziemlich häufig geschieht. Ich wurde dabei zusammen mit mehreren anderen jungen Frauen gefangen genommen. Man brachte uns nach Punjar und verkaufte uns als Sklavinnen. Ich wurde einem Räuber namens Ulric übergeben … als Konkubine.«
    Marissa biss sich auf die Unterlippe. »Bist du vergewaltigt worden?«
    Das blasse Mädchen lachte kurz und bitter auf. »Zu diesen Verletzungen bin ich nicht durch große Liebe gekommen.«
    »Ich hätte einem solchen Schwein nicht erlaubt, mich zu missbrauchen.« Die Stimme der Amazone klang verächtlich.
    Teresas dunkle Augen maßen sich mit denen Gildas. »Man hat mir keine Wahl gelassen.«
    »Hattet Ihr kein Messer?«
    »Sie hatten es mir weggenommen.«

    Jetzt zeigte die Amazone ihre Verachtung offen. »Ich hätte die Klinge gegen mich selbst gerichtet, bevor ich dem
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