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Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah

Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah

Titel: Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
Autoren: Nora Roberts
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sein ganzes Leben lang getan hatte. Ganz sicher konnte er nicht auf einer Yacht auf dem Atlantik von bewaffneten Dieben gejagt werden!
    »Quartermain!«
    Die Stimme seines Arbeitgebers war so nahe, dass Max sich umdrehte. Die weniger als zwei Meter entfernte Waffe erinnerte ihn daran, dass manche Albträume real waren. Langsam wich er zurück, bis er gegen die Reling stieß. Jetzt gab es keinen Ausweg mehr.
    »Ich weiß, dass es unangenehm ist«, sagte Caufield, »aber ich finde, Sie sollten in Ihre Kabine zurückgehen.« Ein Blitz betonte seine Worte. »Der Sturm soll kurz, aber ziemlich heftig werden. Wir möchten doch nicht, dass Sie über Bord fallen.«
    »Sie sind ein Dieb.«
    »Ja.« Caufield lächelte, die Beine gegen das rollende Deck gestemmt. Er genoss die Situation – den Wind, die elektrisch aufgeladene Luft, das bleiche Gesicht seines Opfers, das er in die Ecke getrieben hatte. »Und jetzt, da ich wesentlich offener darüber sprechen kann, wonach Sie suchen sollen, müsste unsere Arbeit viel rascher vorangehen. Kommen Sie, Doktor, benützen Sie Ihr gefeiertes Gehirn.«
    Aus den Augenwinkeln sah Max, dass Hawkins sich ihm von der anderen Seite näherte. Gleich würden sie ihn haben, und wenn das passierte, würde er nie wieder ein Klassenzimmer betreten.
    Aus einem Überlebensinstinkt heraus, der noch nie auf die Probe gestellt worden war, schwang er sich über die Reling. Er hörte noch einen Donnerschlag, fühlte ein Brennen an seiner Schläfe und tauchte in das dunkle, aufgewühlte Wasser.
    Lilah war die kurvenreiche Straße zum Fuß der Klippen hinuntergefahren. Der Sturm hatte sich verstärkt und zerrte an ihren Haaren, als sie aus dem Wagen stieg. Sie wusste nicht, weshalb es sie gedrängt hatte, hierher zu kommen, allein auf diesem schmalen, steinigen Strandabschnitt zu stehen und sich dem Unwetter entgegenzustemmen.
    Doch nun war sie hier, und Begeisterung durchströmte sie und ließ ihr Herz schneller schlagen. Ihr Lachen trieb mit dem Sturm davon. Kraft und Leidenschaft explodierten um sie herum in einem Kampf, den sie genießen konnte.
    Wellen schlugen gegen die Felsen, spritzten hoch und besprühten sie mit schäumender Gischt. Sie fröstelte, zog sich jedoch nicht zurück, sondern schloss die Augen und hob ihr Gesicht dem Wasser entgegen.
    Das Tosen war gewaltig, wild. Über ihr entlud sich das Gewitter jetzt in geringster Entfernung.
    Der Regen hing so schwer in der Luft, dass man ihn förmlich schmecken konnte, aber er blieb noch aus. Blitze hatten die Vorherrschaft übernommen und jagten durch die Dunkelheit, während das Krachen des Donners mit dem Toben von Wasser und Sturm wetteiferten.
    Lilah hatte das Gefühl, allein in einem wildbewegten Gemälde zu sein, doch sie verspürte keine Einsamkeit und auch keine Angst. Es war Erwartung, was auf ihrer Haut prickelte, genauso leidenschaftlich und dunkel wie das Gewitter.
    Etwas zieht herauf, dachte sie erneut, als sie den Kopf in den Nacken legte.
    Ohne die Blitze hätte sie den Mann nicht gesehen. Zuerst bemerkte sie nur dunkle Umrisse in dem noch dunkleren Wasser und fragte sich, ob ein Delfin zu dicht an die Klippen herangeschwommen war. Neugierig trat sie näher.
    Das war kein Delfin, erkannte sie in einem Anflug von Panik. Ein Mann! Zu benommen, um sich zu bewegen, beobachtete sie, wie er unterging. Bestimmt hatte sie sich nur etwas eingebildet. Sie war bloß in dem Mysterium des Gewitters gefangen. Es war verrückt zu glauben, jemand würde in diesem abgelegenen und wilden Abschnitt mit den Wellen kämpfen.
    Doch als die Gestalt wieder auftauchte, schleuderte Lilah ihre Sandalen von den Füßen und hechtete in das eisige schwarze Wasser.
    Max’ Kräfte schwanden. Obwohl es ihm gelungen war, die Schuhe abzustreifen, fühlten sich seine Beine abscheulich schwer an. Er war immer ein kräftiger Schwimmer gewesen. Das war der einzige Sport, für den er ein Talent besaß. Doch das Meer riss ihn mit sich, zog ihn nach Lust und Laune in die Tiefe und gab ihn spielerisch wieder frei, wenn er um einen Atemzug kämpfte.
    Die nächste Welle überrollte ihn, und erschöpft ließ er sich unter die Oberfläche drücken. Er hoffte nur zu ertrinken, bevor er gegen die Felsen krachte.
    Er fühlte, wie sich etwas um seinen Hals schlang, und wehrte sich mit letzter Kraft dagegen. Wilde Fantasien von Seeschlangen ließen ihn kämpfen. Plötzlich kam er wieder an die Oberfläche, und seine brennenden Lungen sogen sich voll Luft. Dunkel sah er das Gesicht
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