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Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah

Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah

Titel: Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
Autoren: Nora Roberts
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informiert. Er ist ein akademisches Fossil mit mehr Gehirn als praktischem Menschenverstand, und er interessiert sich nur dafür, was in der Vergangenheit passiert ist. Gegenwärtige Ereignisse wie bewaffneter Raubüberfall und die Calhoun-Smaragde liegen außerhalb seiner Welt.«
    Auf dem Korridor verhielt Max sich völlig still, während seine Übelkeit mit einem schlimmen Verdacht um seine Aufmerksamkeit kämpfte. Bewaffneter Raubüberfall! Die beiden Worte wirbelten durch seinen Kopf.
    »In New York wären wir besser dran«, beschwerte sich Hawkins. »Ich habe die Wallingford-Sache ausgekundschaftet, während du im letzten Monat weg warst. Wir könnten uns die Diamanten der alten Lady innerhalb einer Woche unter den Nagel reißen.«
    »Die Diamanten laufen nicht weg.« Caufields Ton wurde härter. »Ich will die Smaragde, und ich kriege sie. Ich raube seit zwanzig Jahren, Hawkins, und ich weiß, dass man nur einmal im Leben eine so große Chance kriegt.«
    »Die Diamanten …«
    »Sind Steine.« Jetzt klang die Stimme zärtlich und vielleicht auch ein wenig verrückt. »Die Smaragde aber sind eine Legende. Sie werden mir gehören, was immer es kostet.«
    Max stand wie erstarrt vor der Kabine. Die würgende Übelkeit in seinem Magen wurde von dem Schock verdrängt. Er hatte keine Ahnung, wovon die beiden sprachen, aber eines war klar – er wurde von einem Dieb benutzt, denn in diesen Papieren steckte mehr, als er geahnt hatte.
    Ihm waren weder Caufields Fanatismus noch die unterdrückte Brutalität in Hawkins’ Stimme entgangen. Und Fanatismus hatte sich im Verlauf der Geschichte immer wieder als eine höchst gefährliche Waffe bestätigt. Seine einzige Verteidigung dagegen war Wissen.
    Er musste die Papiere an sich bringen und einen Weg von dem Boot herunter und zur Polizei finden. Obwohl nichts von dem, was er der Polizei erzählen konnte, einen Sinn ergab. Er wich zurück und hoffte, seine Gedanken würden sich klären, bis er seine eigene Kabine erreicht hatte. Doch eine plötzliche Welle brachte das Boot dazu, sich aufzubäumen, und schleuderte Max durch die offene Tür in die Kabine.
    »Dr. Quartermain.« Caufield klammerte sich an seinem Tisch fest und hob eine Augenbraue. »Nun, es sieht ganz so aus, als wären Sie zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    Max hielt sich am Türrahmen fest, als er rückwärts taumelte, und verfluchte das unruhige Deck unter seinen Füßen. »Ich … brauchte frische Luft.«
    »Er hat jedes verdammte Wort gehört«, murmelte der Kapitän.
    »Das ist mir klar, Hawkins. Der Professor ist nicht mit einem Pokergesicht gesegnet. Nun denn.« Caufield öffnete eine Schublade. »Dann ändern wir einfach unsere Pläne ein wenig. Ich fürchte, Sie bekommen während unseres Aufenthalts in Bar Harbor keinen Landgang, Professor.« Er holte einen verchromten Revolver hervor. »Unangenehm, ich weiß, aber ich bin sicher, Sie werden bei Ihrer Arbeit Ihre Kabine mehr als ausreichend finden. Hawkins, bring ihn zurück und sperr ihn ein!«
    Ein Donnerschlag ließ die Yacht erbeben. Das reichte aus, dass Max seine Beine wieder bewegen konnte. Als das Boot schwankte, jagte er zurück auf den Korridor, zog sich am Geländer entlang und kämpfte gegen die Bewegung des Bootes an. Die Schreie hinter ihm wurden schwächer, als er das Deck erreichte und in das Heulen des Sturmes geriet.
    Salzige Gischt klatschte ihm ins Gesicht und blendete ihn für einen Moment, als er sich hektisch nach einer Fluchtmöglichkeit umsah. Ein Blitz zerriss den schwarzen Himmel und erhellte die aufgewühlte See, die fernen Felsen und die vage Silhouette des Festlandes. Der nächste Brecher kostete Max fast das Gleichgewicht, aber mit einer Kombination aus Glück und purer Willenskraft hielt er sich auf den Beinen. Instinktiv rannte er los und schlidderte über das nasse Deck. Im Licht des nächsten Blitzes sah er einen der Matrosen zu ihm herüberblicken. Der Mann rief etwas und gestikulierte, aber Max wirbelte auf dem schlüpfrigen Deck herum und rannte weiter.
    Er versuchte, sich zu konzentrieren, doch seine Gedanken überschlugen sich. Der Sturm, das schaukelnde Boot, die blinkende Waffe. Als wäre er in dem Albtraum eines anderen gefangen. Er war ein Geschichtsprofessor, ein Mann, der sich in Büchern vergrub und selten lange genug daraus auftauchte, um sich daran zu erinnern, ob er etwas gegessen oder seine Wäsche abgeholt hatte. Er war tödlich langweilig und trottete durch die akademische Tretmühle, wie er das
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