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Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah

Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah

Titel: Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
Autoren: Nora Roberts
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einer Frau. Blass, unglaublich schön. Dunkle nasse Haare berührten sein Gesicht.
    »Festhalten«, schrie sie ihm zu. »Wir schaffen es!«
    Die Frau zog ihn zur Küste und stemmte sich gegen den Sog der Wellen. Halluzinationen, dachte Max. Es musste eine Halluzination sein, dass ihm eine schöne Frau in letzter Sekunde zu Hilfe kam. Doch die Möglichkeit, dass ein Wunder geschehen war, ließ seinen verblassenden Überlebenswillen erstarken, und er begann mitzuarbeiten.
    Die Wellen krachten gegen Max und Lilah, zerrten sie einen Meter zurück, wenn sie sich zwei Meter vorgearbeitet hatten. Über ihnen öffnete sich der Himmel und ließ schwere Tropfen herabprasseln. Die Frau schrie wieder etwas, doch er konnte nur noch ein dumpfes Dröhnen in seinem Kopf hören.
    Er musste schon tot sein. Es gab keinen Schmerz mehr. Er konnte nur noch das Gesicht der Frau sehen, das Schimmern ihrer Augen, die nassen Wimpern. Es konnte einem Mann Schlimmeres zustoßen, als mit diesem Bild vor seinem geistigen Auge zu sterben.
    Doch ihre Augen schimmerten vor Zorn. Sie wollte ihm helfen! Und sie brauchte seine Hilfe. Instinktiv schlang er einen Arm um ihre Taille, sodass sie sich gegenseitig stützen konnten.
    Er wusste nicht mehr, wie oft sie untergingen, wie oft der eine den anderen wieder hochzog. Als er die aufragenden Felsen entdeckte, drehte er seinen ermatteten Körper, um die Frau zu schützen. Eine besonders kräftige Welle schleuderte sie beide hüfthoch aus dem Wasser, so mühelos, wie ein Finger eine Ameise von einem Stein schnippt.
    Seine Schulter krachte gegen Felsen, doch er fühlte es kaum. Dann knirschte Sand unter seinen Knien, riss seine Haut auf. Das Wasser wollte sie zurücksaugen, doch sie krochen auf das felsige Ufer.
    Eine grauenhafte Übelkeit überkam ihn und schüttelte ihn durch, bis er meinte, auseinanderzubrechen. Als das Schlimmste vorbei war, rollte er sich hustend auf den Rücken. Der Himmel drehte sich über ihm, zuerst schwarz, dann leuchtend. Dann war ihr Gesicht wieder über ihm. Eine Hand strich sanft über seine Stirn.
    »Du hast es geschafft, Matrose.«
    Er konnte sie nur anstarren. Sie war unheimlich schön. In den flackernden Blitzen sah er, dass ihr Haar rötlich-golden war. Es floss um ihr Gesicht, ihre Schultern, bis auf seine Brust hinunter. Ihre Augen besaßen das mystische Grün einer ruhigen See. Während das Wasser von ihr auf ihn hinuntertropfte, tastete er nach ihrem Gesicht, in der Überzeugung, seine Finger würden das Bild durchdringen. Doch er fühlte ihre Haut, kalt, nass und weich wie nach einem Frühlingsregen.
    »Wirklich …« Seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Krächzen. »Es gibt dich wirklich …«
    »Verdammt richtig.« Sie lächelte, legte ihre Hände an sein Gesicht und lachte. »Sie leben. Wir beide leben!« Und sie küsste ihn. Tief, überschwänglich, bis sich alles in seinem Kopf drehte. Lachen schwang in dem Kuss mit. Er hörte genau die Freude darin.
    Als er wieder zu ihr aufblickte, verschwamm ihre Gestalt. Dieses ätherische Gesicht verblasste, bis er nur noch diese unglaublichen schimmernden Augen erkennen konnte.
    »Ich habe nie an Meerjungfrauen geglaubt«, murmelte er, bevor er das Bewusstsein verlor.

2. K APITEL
    »Armer Mann.« Coco, mädchenhaft und schön in einem fließenden purpurfarbenen Kaftan, stand neben dem Bett, während sie mit Adleraugen beobachtete, wie Lilah die Wunde an der Schläfe ihres bewusstlosen Gastes verband. »Was, um alles in der Welt, mag ihm zugestoßen sein?«
    »Wir müssen abwarten, bis wir ihn fragen können.« Lilah arbeitete vorsichtig weiter, während sie das blasse Gesicht auf dem Kopfkissen betrachtete. Anfang dreißig, schätzte sie. Keine Sonnenbräune, obwohl es mitten im Juni war. Schreibtischtyp, obwohl er eine recht kräftige Muskulatur besaß. Sein Körper war gut in Schuss, wenn auch ein wenig schlaksig. Sein Gewicht hatte ihr jedenfalls mehr als nur ein wenig Mühe bereitet, als sie ihn zu ihrem Wagen gezogen hatte. Sein Gesicht war schmal, länglich. Intellektuell, dachte sie. Der Mund war ansprechend. Ziemlich poetisch, trotz der Blässe. Obwohl seine Augen jetzt geschlossen waren, wusste sie, dass sie blau waren. Sein mittlerweile fast trockenes Haar war voller Sand, lang und dicht. Es war dunkel und lockig.
    »Ich habe den Arzt angerufen«, sagte Amanda, als sie in das Schlafzimmer stürmte. Ihre Finger trommelten gegen das Fußende, während sie stirnrunzelnd den Patienten musterte. »Er meint,
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