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Die Frau vom Leuchtturm - Roman

Titel: Die Frau vom Leuchtturm - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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wieder in mein Leben schlendern würde, verflüchtigte sich zusammen mit meiner seelischen Gesundheit immer mehr.
    Seine Kleidung und Schuhe landeten in Kartons, die an die Wohlfahrt gehen sollten, und der größte Teil seiner Sportausrüstung ebenfalls. Ich stapelte die Kartons neben der Wohnungstür und ging zurück ins Wohnzimmer, um den Teil der Aufräumaktion in Angriff zu nehmen, der mir am schwersten fiel. Es waren die persönlicheren Dinge, bei denen mir die Tränen in die Augen schossen. Ich drückte seine abgewetzte Pilotenjacke an mein Gesicht, und eine Flut von Erinnerungen stieg in mir auf. Wie oft hatte ich die Wange in dieses butterweiche Leder geschmiegt, wenn er mich in seinen starken Armen hielt … Behutsam legte ich die Jacke in den Karton, während meine Tränen weiterrannen.
    Auf den eingestaubten Skipokal war Bobby besonders stolz gewesen, und für mich war er eine herzerwärmende Erinnerung an unsere erste romantische Reise. Romantisch? Bist du noch bei Trost? Die meiste Zeit hast du allein
verbracht, schimpfte mein rationales Ich - ich nenne es Miss Praktisch.
    Meine romantische Seite - Miss Romantisch -, die oft über Kreuz mit Miss Praktisch liegt, grub die Erinnerung an den Samstag aus, an dem es so gestürmt hatte, dass an Skilaufen nicht zu denken war - Bobby und ich hatten den ganzen Tag vor dem Kamin verbracht und uns immer wieder wunderbar zärtlich geliebt.
    Miss Praktisch riss mich mit dem Hinweis aus meinen Träumen, dass dies unsere einzige , nicht unsere erste Reise gewesen war. Sie hatte Recht: Wie bei so vielen von Bobbys großen Plänen war nie etwas aus den Urlauben geworden, die wir so minuziös ausgetüftelt hatten.
    Diesen Karton hatte ich behalten und Erinnerungsstücke an mein Leben mit ihm, unser gemeinsames Leben, hineintun wollen. Aber in Wirklichkeit war es sein Kram. Nichts davon stellte uns als Paar dar. Schließlich beschloss ich, die Kiste zu den anderen zu stellen, und platzierte sie oben auf dem Stapel, den Damon beseitigen würde. Ich wusste sein Angebot wirklich zu schätzen, denn die Wahrheit ist, dass Damon und Bobby einander gehasst haben.
    Es hatte mich immer traurig gemacht, dass die beiden wichtigsten Männer in meinem Leben es kaum im selben Raum miteinander aushielten.
    Damon hatte von Anfang an immer wieder erklärt, mit Bobby »stimme etwas nicht«. Er meinte, er sei schmierig und unaufrichtig, und hatte sogar behauptet, etwas Böses in Bobbys Blick zu lesen. Bobby hingegen war überzeugt davon gewesen, dass Damon einfach nur eifersüchtig auf die Zeit war, die ich nicht mit ihm verbrachte.

    Diese anscheinend logische Erklärung hinderte Bobby allerdings nicht daran, meinen exzentrischen Geschäftspartner und Freund für sein Aussehen und sein Verhalten herunterzumachen. Einmal hatte Bobby sogar gemeint, Damon sei nichts weiter als ein dreister, arroganter Idiot. Ich war schockiert über Bobbys Äußerung gewesen, aber er entschuldigte sich wortreich, streute Asche auf sein Haupt und überzeugte mich, was ihm immer wieder leichtfiel, davon, dass er sich einen Versprecher geleistet hatte und zutiefst beschämt war.
    Aber die Wahrheit war, dass es bei den einzigen Gelegenheiten, wenn Bobby und ich wirklich stritten, um Damon ging. Ich war wütend auf beide, weil sie mir das Leben so schwer machten, und ich ging damit auf die einzige Art um, die mir einfiel. Niemals redete ich mit Damon über Zuhause, obwohl ich manchmal schon das Ohr eines guten Freunds hätte gebrauchen können, denn ab und zu fragte ich mich, ob Bobby mich wirklich liebte. Und zu Hause sprach ich nicht mehr von der Arbeit, egal wie aufregend ein bestimmter Nachlass oder ein Einzelstück waren, die wir zu begutachten hatten.
    Gelegentlich überwältigten mich mein Groll und meine Frustration über dieses erzwungene Schweigen. Eine abfällige Bemerkung oder ein hetzerischer Kommentar von Bobby trieben mich in die Nacht hinaus. Dann lief ich allein durch die Straßen der Stadt, zornig, weil es notwendig war, Abstand von beiden zu gewinnen.
    Als ich nun in der Diele stand, rang ich die Erinnerungen nieder. Ich stellte den kleinen Karton zu den anderen und starrte auf die Tür. Nein, er würde nie wieder durch diese Tür treten. Bobby war fort, und ich brauchte nicht mehr wie auf Eiern zu gehen.

    Müde von der Arbeit und den Erinnerungen ging ich zu Bett.
     
    Am nächsten Morgen warf ich ein paar meiner liebsten Fachbücher, einen verbeulten Kasten mit Zeichenutensilien, der noch aus
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