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Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Titel: Die Frau mit dem Muttermal - Roman
Autoren: H kan Nesser
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seine dritte Zigarette innerhalb von zwanzig Minuten an.
    »Und was sollten wir ihm auch sagen?«, erklärte er nach einer Weile. »Ihn bitten, nach Frau Biedersen zu fahnden und sie in Untersuchungshaft zu nehmen, bis wir kommen?«
    Reinhart zuckte mit den Schultern.
    »Das würde ihm gefallen«, sagte er dann. »Nein, du hast recht. Wir kümmern uns selbst drum.«
    »Kannst du nicht etwas schneller fahren?«, fragte Van Veeteren.
     
    Erst Viertel nach acht gelang es deBries, Dagmar Biedersen zu erreichen. Da war sie gerade nach einer ausgiebigen Einkaufsrunde und einem späten Besuch beim Friseur nach Hause gekommen und klang ziemlich abgehetzt. Als man Kontakt mit Van Veeteren und Reinhart im Wagen aufnahm, stellte sich heraus, dass sie nur noch zehn Minuten brauchten, um Saaren zu erreichen. Deshalb wurde beschlossen, dass auch zu diesem Zeitpunkt der Einsatz anderer Polizeikräfte nicht notwendig sei.
    »Gutes Timing«, sagte Reinhart. »Wir fahren direkt zu ihr. Sag ihr schon mal, dass sie zwei Bier bereitstellen soll.«

    »Was wollen Sie eigentlich?«, empörte sich Frau Biedersen und strich sich behutsam über die neue Frisur.
    »Können wir uns irgendwo setzen und das in aller Ruhe besprechen?« , fragte Van Veeteren.
    Reinhart ging voran ins Wohnzimmer und setzte sich auf ein rotes Plüschsofa. Der Hauptkommissar bat Frau Biedersen, auf einem der Sessel Platz zu nehmen, während er selbst stehen blieb. »Wir haben Anlass zu der Annahme, dass Ihr Mann in Gefahr ist«, begann er.
    »In Gefahr?«
    »Ja. Das hat mit den vorhergehenden Todesfällen zu tun. Können Sie uns sagen, wo er sich im Augenblick befindet?«
    »Wo? Nein … doch, vielleicht, aber das kann doch nicht sein …«
    »Doch, das kann es«, unterbrach Reinhart sie. »Wo ist er?«
    Ohne Vorwarnung brach Dagmar Biedersen in Tränen aus. Irgendwo in ihr brach etwas zusammen, und dann begann der schmale Brustkorb sich in heftigen Krämpfen auf und ab zu bewegen. Die Tränen flossen.
    Verflucht noch mal, dachte Van Veeteren.
    »Beste Frau Biedersen«, sagte er. »Wir müssen nur wissen, wo er ist, dann wird alles in Ordnung kommen.«
    Sie holte ein Taschentuch hervor und putzte sich die Nase. »Entschuldigen Sie«, sagte sie. »Ich bin eine Närrin.«
    Ja, ja, dachte Van Veeteren. Aber nun antworte verdammt noch mal endlich.
    »Er ist im Augenblick … in der Hütte, nehme ich an. Jedenfalls hat er mich vor ein paar Tagen von dort aus angerufen.«
    »Hütte?«, fragte Reinhart.
    »Ja, wir haben da so ein Ferienhaus, oder wie soll man es nennen … das ist eigentlich sein Elternhaus. Ab und zu fahren wir dorthin. Oft ist er auch alleine dort …«
    »Wo?«, fragte Van Veeteren.
    »Entschuldigen Sie. Natürlich in Wahrhejm.«
    »Warhejm? Und wo liegt dieses Warhejm?«

    »Entschuldigen Sie«, wiederholte sie. »Es liegt zwischen Ulming und Oostwerdingen. Nur ein kleines Dorf … von hier sind es gut hundert Kilometer.«
    Van Veeteren überlegte.
    »Wissen Sie genau, dass er dort ist?«
    »Nein, wie gesagt … aber ich denke schon.«
    »Gibt es dort ein Telefon?«
    »Nein, leider … wir telefonieren immer vom Wirtshaus aus. Er möchte dort ungestört sein …«
    Van Veeteren seufzte.
    »Mist«, sagte er dann. »Wären Sie so nett und würden uns ein paar Minuten allein lassen, Frau Biedersen. Der Kommissar und ich müssen etwas besprechen.«
    »Ja, natürlich«, sagte sie und eilte in die Küche.
    »Was machen wir?«, fragte Reinhart, als sie außer Hörweite war.
    »Ich weiß nicht so recht«, sagte Van Veeteren. »Ich habe das Gefühl, dass es eilt, aber es gibt natürlich nichts, was beweist, dass dem wirklich so ist.«
    »Nein«, bestätigte Reinhart. »Abgesehen davon, dass ich das gleiche Gefühl habe natürlich. Nun ja, du bist es, der befiehlt.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Van Veeteren. »Und du, der gehorcht. Rufe die Polizei in Ulming an, das müsste die nächstgelegene sein, und sag ihnen, sie sollen hinfahren und ihn sich schnappen.«
    »Ihn schnappen?«
    »In Gewahrsam nehmen, dann eben.«
    »Mit welcher Begründung?«
    »Das ist mir scheißegal. Denk dir aus, was du willst!«
    »Mit Vergnügen«, sagte Reinhart.
     
    Während Reinhart seinen Auftrag in Biedersens Arbeitszimmer ausführte, nahm sich der Hauptkommissar der ängstlichen Ehefrau an, um eventuell weitere Informationen zu bekommen.
»Wenn ich es ganz deutlich sagen darf«, erklärte er, »dann ist die Lage jetzt so, dass diese Frau hinter Ihrem Mann her ist, Frau
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