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Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Titel: Die Frau mit dem Muttermal - Roman
Autoren: H kan Nesser
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Person gab es nur noch zwei weitere männliche Gäste im ganzen Lokal. Der alte Schulmeister, der mit einer Zeitung und einer Karaffe Rotwein an seinem üblichen Tisch saß. Und ein einzelner Gast in dunklem Anzug, der vor einer Viertelstunde gekommen war.
    Der Rest bestand nur aus Frauen, und er hielt seine Waffe krampfhaft in der Hand, als er an ihnen mit dem Rücken zur Wand vorbeiging.
    Frauentag, dachte er, während er das Bier auf natürlichem Weg wieder ausschied. Blöde Idee.
    Die Tür ging auf, und der Mann im dunklen Anzug kam herein. Er nickte Biedersen zu.
    »Nur gut, dass man zumindest hier drinnen seine Ruhe hat«, sagte Biedersen und deutete mit einem Kopfnicken zu dem Lärm draußen. »Die Frauen in allen Ehren, aber …«
    Er unterbrach sich und tastete in aller Eile nach seiner Jackentasche, doch bevor es ihm gelang, die Hand hineinzuschieben, hatte er den gleichen Plopplaut bereits zweimal gehört und wusste, dass es zu spät war. Eine dunkelrote Flut schoss ihm übers Auge, und das Letzte, das Allerletzte, was er spürte, war ein schrecklicher Schmerz im Unterleib.
     
    Päude bremste vor dem Wirtshaus.
    »Geh rein und frag mal nach dem Weg«, sagte er. »Ich warte hier solange.«
    »Okay«, seufzte Ackermann. »Biedersen hieß er, oder?«
    »Ja«, bestätigte Päude. »Werner Biedersen. Die kennen ihn da drinnen bestimmt.«
    Ackermann verließ den Wagen, und Päude zündete sich eine Zigarette an. Schön, ihn zumindest für ein paar Minuten los zu sein, dachte er.
    Aber Ackermann war bereits nach anderthalb Minuten wieder zurück.
    »Glück muss man haben«, sagte er. »Da kam gerade ein
Typ raus, der wusste, wo er wohnt. Fahr hier den Weg weiter, nur … ungefähr hundertfünfzig Meter.«
    »In Ordnung«, sagte Päude.
    »Da vorne links«, erklärte Ackermann.
    Päude bog gemäß den Instruktionen ab, und sie erreichten eine lang gestreckte Steinmauer mit einem Tor.
    »Sieht dunkel aus«, stellte Ackermann fest.
    »Jedenfalls steht da ein Haus«, sagte Päude. »Nimm deine Lampe mit und guck mal nach. Ich bleibe hier. Meine Fensterscheibe ist runtergekurbelt, du brauchst also nur zu rufen, wenn was ist.«
    »Wäre es nicht besser, wenn du gehst?«, wollte Ackermann wissen.
    »Nein«, antwortete Päude. »Nun geh schon.«
    »Okay«, sagte Ackermann.
    Schließlich bin ich sieben Jahre älter, dachte Päude, nachdem Ackermann ausgestiegen war. Mit Frau und Kind und so weiter.
    Plötzlich knisterte es in der Sprechanlage.
    »Ja, Päude hier!«
    »Munckel! Wo, zum Teufel, seid ihr?«
    »Natürlich in Wahrhejm. Wir stehen jetzt vor seinem Haus. Ackermann ist reingegangen und …«
    »Hol ihn wieder raus! Biedersen liegt erschossen im Klo vom Wirtshaus! Fahrt sofort dorthin und sperrt alles ab!«
    »So eine Scheiße«, sagte Päude.
    »Und seht zu, dass keiner die Kneipe verlässt! Ich bin in einer Viertelstunde dort.«
    »Verstanden«, sagte Päude.
    Es knackte wieder, und Munckel verschwand aus der Leitung. Päude schüttelte den Kopf.
    So eine Scheiße, dachte er wieder. Dann stieg er aus und rief Ackermann.

    42
    Das ist nicht wahr, ich träume! Der Gedanke lief Van Veeteren die letzten fünfundzwanzig Minuten ununterbrochen durch den Kopf. Seit er die Mitteilung über Funk bekommen hatte. So etwas gibt es doch nicht. Das musste sich jemand ausgedacht oder falsch verstanden haben.
    »Ich glaube, ich träume!«, brummte Reinhart und bremste. »Aber jetzt sind wir da. Es scheint also doch zu stimmen.«
    Zwei Polizeiwagen waren bereits an Ort und Stelle. Sie blockierten die Straße, das Blaulicht eingeschaltet. Vermutlich damit alle, denen es im Ort bisher gelungen war, diese Neuigkeit zu ignorieren, jetzt informiert wurden, dachte Van Veeteren, während er zur Haustür eilte. Ein uniformierter Beamter hielt in der Tür Wache, ein paar andere befanden sich im Lokal, in dem das Gefühl von Angst und Schrecken unmittelbar in der Luft zu spüren war. Die Gäste – fast ausschließlich Frauen, wie er überrascht feststellte – hatten sich hinter zwei Tischen zusammengedrängt, und ihr Flüstern und ihre leisen Vermutungen drangen an Van Veeterens Ohren wie ein unartikulierter, aber geduldiger Klagegesang.
    Ein Mann mit schütteren Haaren in seinem Alter kam auf ihn zu. »Hauptkommissar Van Veeteren?«
    Er nickte und stellte Reinhart vor. »Munckel. Ja, es ist einfach schrecklich. Er liegt da drinnen. Wir haben nichts angerührt.«
    Van Veeteren und Reinhart gingen zur Herrentoilette, vor der auch
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