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Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Titel: Die Frau mit dem Muttermal - Roman
Autoren: H kan Nesser
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gezogen wurde.
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    Während er auf das entscheidende Gespräch wartete, liefen zwei andere ein.
    Das erste kam von dem diensthabenden Kollegen in Maardam und enthielt eine Information von Inspektor Heinemann,
eine weitere Verbindung die Bankspur betreffend. Es war zwar alles andere als sichergestellt, aber es gab Anzeichen, die darauf hindeuteten, dass ein gewisser Werner Biedersen Anfang Juni 1976 eine Transaktion vom Firmenkonto auf sein privates Konto vorgenommen hatte (mit darauf folgenden Abhebungen); jedenfalls hatte Heinemann noch nicht herausfinden können, wohin eine Summe der Größenordnung, um die es sich hier handelte, verschwunden war.
    Obwohl – zugegeben – es sich natürlich ebenso gut um eine Spielschuld oder ein paar Pelze für die gnädige Frau oder die Freundin oder was auch immer handeln konnte, und der Inspektor bat, darauf in ein paar Tagen wieder zurückkommen zu dürfen.
    »Gutes Timing«, stellte Reinhart zum zweiten Mal an diesem Abend fest, aber der Hauptkommissar seufzte nicht einmal.
    »Sag etwas Sinnvolles«, forderte er stattdessen nach weiteren Minuten Stille in der Dunkelheit.
    Reinhart zündete umständlich seine Pfeife an, während er antwortete.
    »Ich glaube, wir werden uns ein Kind zulegen«, sagte er.
    »Ein Kind?«
    »Ja.«
    »Wer?«
    »Ich«, sagte Reinhart. »Und eine Frau, die ich kenne.«
    »Wie alt bist du?«, fragte der Hauptkommissar.
    »Das spielt doch verflucht noch mal wohl keine Rolle«, sagte Reinhart. »Aber sie ist fast vierzig, also ist es an der Zeit.«
    »Ja, das denke ich auch«, sagte der Hauptkommissar.
    Es verging eine weitere Minute.
    »Ja, dann sollte ich vielleicht gratulieren«, sagte der Kommissar schließlich. »Ich wusste nicht mal, dass du eine Freundin hast.«
    »Danke«, sagte Reinhart.

    Der zweite Anruf kam von Munckel, der das Ergebnis der vorläufigen Obduktion mitteilte. Werner Biedersen war mit einer Berenger 75 erschossen worden; drei Schüsse in den Brustkorb, abgefeuert aus ungefähr einem Meter Entfernung. Weitere zwei Schüsse in den Unterleib aus gut zehn Zentimetern. Er war so gut wie augenblicklich tot, der Tod traf ungefähr zehn Minuten nach neun ein.
    Van Veeteren bedankte sich und legte auf.
    »Da ist was dran an dieser Inszenierung«, sagte er nach einer Weile.
    Reinharts Korbstuhl knarrte in der Dunkelheit.
    »Ich weiß«, sagte er. »Ich habe auch schon dran gedacht.«
    Der Hauptkommissar saß wieder still da und suchte nach den richtigen Worten. Die Wanduhr zwischen den bleichen Fensterrechtecken machte einen Ansatz, schlug dann aber doch nicht. Er sah auf seine Armbanduhr.
    Halb zwei. Die mussten jetzt mindestens schon eine halbe Stunde in Arnholt liegen. Sie müssten sich bald melden.
    »Diese Inszenierung«, wiederholte er.
    Reinhart zündete seine Pfeife zum zwanzigsten Mal an.
    »Die Frauen da drinnen … der Frauentag«, fuhr der Hauptkommissar fort. »Ein Mann, auf der Toilette in den Unterleib geschossen … von seiner Tochter, als Mann verkleidet … eine dreißig Jahre alte Vergewaltigung … Frauentag …«
    »Es reicht«, unterbrach Reinhart ihn. »Reden wir nicht mehr drüber.«
    »Allright«, sagte Van Veeteren. »Ist vielleicht am besten so. Einstudiert war es jedenfalls.«
    Reinhart nahm ein paar tiefe Züge.
    »Das ist es immer.«
    »Ja?«, fragte der Hauptkommissar. »Wie meinst du das?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Reinhart.
    Van Veeteren schien plötzlich wütend zu werden.
    »Das tust du wohl, sag so was nicht! Was, zum Teufel, denkst du dir eigentlich? Du und ich, wir sitzen hier in dieser
Scheißbruchbude mitten im Wald … mitten in der Nacht, verflucht noch mal, und warten … ja, könntest du so nett sein und mir sagen, worauf wir warten!«
    »Auf das, was noch fehlt«, sagte Reinhart.
    Das Telefon klingelte, und Van Veeteren nahm den Hörer ab.
    »Ja?«
    »Hauptkommissar Van Veeteren?«
    »Ja.«
    »Schmidt. Hafenpolizei in Arnholt. Wir sind das Schiff jetzt durchgegangen und …«
    »Und?«
    »… es scheint zu stimmen, was Sie gesagt haben. Eine Passagierin wird vermisst.«
    »Sind Sie sicher?«
    »So sicher man sein kann. Natürlich kann sie sich irgendwo auf dem Schiff versteckt haben, aber das glauben wir nicht. Wir sind ziemlich gründlich vorgegangen. Dennoch werden wir während der Fahrt weitermachen. Wenn sie sich irgendwo an Bord befindet, werden wir sie entdecken, bevor wir wieder anlegen.«
    Er machte eine Pause, aber der Hauptkommissar sagte nichts. »Es handelt sich also
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