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Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Titel: Die Frau mit dem Muttermal - Roman
Autoren: H kan Nesser
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anderes zu bedenken.«
    »Ja, natürlich«, sagte Van Veeteren. »Und an welchem Datum war dieses Fest, können Sie mir das sagen?«
    »Das muss am 29. Mai gewesen sein«, stellte Melgarves fest. »Am letzten war ja unser Dienst beendet.«
    »Am 29. Mai 1965«, sagte der Hauptkommissar, und plötzlich spürte er, dass der Puls in seinen Schläfen bei der Erwartung der nächsten Frage stärker schlug.
    Und der nächsten Antwort. Er räusperte sich.
    »Malik, Maasleitner und Innings also«, sagte er. »Waren da noch mehr?«
    »Ja«, sagte Melgarves. »Es waren vier, Biedersen war auch noch dabei.«
    »Biedersen?«
    »Ja, er und Maasleitner waren sozusagen die Anführer. Außerdem hatte Biedersen ein Zimmer in der Stadt.«
    »Ein Zimmer?«
    »Ja, in den letzten Monaten hatten wir meistens Urlaub bis zum Wecken, wie es heißt. Wir brauchten die Nächte nicht in der Kaserne zu verbringen, und Biedersen, der hatte so eine Studentenbude … da lief sicher so manche Geschichte, aber ich selbst war nie dort.«
    Es begann bedrohlich in der Leitung zu knacken, so dass der Hauptkommissar gezwungen war, die letzten Fragen in den Hörer zu rufen, um das Rauschen zu übertönen.
    »Also die drei, und dann noch Werner Biedersen. Habe ich das richtig verstanden?«
    »Ja.«
    »Mit einer jungen Frau?«
    »Ja.«
    »Gab es noch andere, die das gesehen haben?«
    »Kann sein. Ich weiß es nicht.«
    »Haben Sie mit jemandem darüber gesprochen? Damals oder jetzt?«

    »Nein«, erklärte Melgarves. »Zumindest nicht, soweit ich mich erinnern kann.«
    Van Veeteren überlegte noch einige Sekunden lang. »Dankeschön«, sagte er dann. »Vielen Dank für den äußerst wertvollen Hinweis, Herr Melgarves. Ich werde Sie später sicher noch einmal anrufen.«
    Er legte den Hörer auf.
    Jetzt, dachte er. Jetzt ist es so weit.
     
    »Was soll das heißen?«, polterte er zehn Minuten später. »Ihr wisst immer noch nicht, wo er ist?«
    Münster schüttelte den Kopf.
    »Absolute Oberscheiße!«, brüllte der Hauptkommissar. »Und seine Frau?«
    »Ist nicht zu Hause«, erklärte Münster. »DeBries versucht die ganze Zeit, bei ihr anzurufen.«
    »Wo wohnen sie?«
    »In Saaren.«
    »Saaren?«, wiederholte Van Veeteren. »Also im Norden … ja, es passt alles. Wie weit mag es bis dort sein? 150, 200 Kilometer?«
    »So ungefähr«, bestätigte Münster.
    Van Veeteren zog vier Zahnstocher aus der Packung, zerbrach sie und warf die Teile auf den Boden. Reinhart tauchte in der Türöffnung auf.
    »Haben wir ihn?«, fragte er.
    »Ob wir ihn haben!«, höhnte Van Veeteren. »Zum Teufel, nein! Er ist seit mehreren Wochen verschwunden, und seine Alte ist einkaufen!«
    »Es ist aber Biedersen, oder?«, fragte Reinhart.
    »Biedersen, ja«, bestätigte Münster. »Er ist an der Reihe.«
    »Hast du eine Zigarette?«, fragte Van Veeteren.
    Reinhart schüttelte den Kopf.
    »Leider nein. Nur meine alte Stummelpfeife. Was sollen wir tun?«

    Der Hauptkommissar faltete die Hände und schloss für zwei Sekunden die Augen.
    »Nun gut«, sagte er und öffnete die Augen wieder. »Wir tun Folgendes. Reinhart und ich fahren nach Saaren. Ihr versucht weiterhin von hier aus, seine Frau zu erwischen. Wenn ihr sie habt, sagt ihr nur, sie soll zu Hause bleiben, bis wir kommen, sonst kriegt sie lebenslänglich. Dann sehen wir weiter.«
    Reinhart nickte.
    »Fragt sie, ob sie überhaupt weiß, wo er ist«, fügte er hinzu. »Und haltet uns im Auto auf dem Laufenden. Wir versuchen natürlich auch, sie zu finden.«
    Münster machte sich Notizen.
    »Los geht’s«, sagte Van Veeteren zu Reinhart. »Geh runter zur Fahrbereitschaft und besorge uns einen Wagen. Ich bin in fünf Minuten am Eingang. Ich muss mich nur noch mit etwas Proviant eindecken.«
     
    »Bist du dir sicher, dass es so eilig ist?«, fragte Reinhart, nachdem der Hauptkommissar sich auf dem Beifahrersitz niedergelassen hatte.
    »Nein«, sagte Van Veeteren und zündete eine Zigarette an. »Aber wenn man sieben Wochen in der Zwangsjacke war, ist es verdammt noch mal an der Zeit, sich etwas zu bewegen.«
    40
    Er wachte mit einem Ruck auf und tastete nach der Pistole. Fand sie und schaute durch das Fenster hinaus. Stellte fest, dass alles unverändert war, abgesehen davon, dass die Sonne schien. Ihm wurde klar, dass sie auch den Dachboden erwärmt haben musste, denn er lag dicht unter dem Dach und war nicht wie sonst von der Kälte umschlossen. Eher war es angenehm warm, und die Uhr zeigte einige Minuten vor zehn.
    Zehn! Mit
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