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Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Titel: Die Frau mit dem Muttermal - Roman
Autoren: H kan Nesser
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Unterleib.«
    »In den Unterleib?«, fragte Inspektor Rooth, den Mund voll Butterbrot.
    »In den Unterleib«, wiederholte Reinhart. »… in den Schwanz, wenn dir das lieber ist. Sie war so gegen zwölf oder kurz davor vom Theater nach Hause gekommen und hatte ihn im Flur liegend gefunden. Direkt hinter der Haustür. Die Waffe wird eine Berenger 75 gewesen sein, alle Kugeln sind in Verwahrung genommen worden. Es gibt Grund zur Vermutung, dass ein Schalldämpfer benutzt wurde, da niemand
etwas gehört hat. Das Opfer ist 52 Jahre alt, Ryszard Malik. Teilhaber einer Firma, die Zubehör für Großküchen und Restaurants oder so herstellt und verkauft. Nicht vorbestraft, nicht bei uns geführt, keine dunklen Geschäfte, soweit bekannt ist. Kein bisschen Dreck am Stecken. Tja, das ist im Großen und Ganzen alles. Heinemann?«
    Inspektor Heinemann nahm seine Brille ab und putzte sie mit seinem Schlips.
    »Niemand hat etwas bemerkt«, sagte er. »Wir haben die Nachbarn befragt, aber die Villa liegt ziemlich geschützt. Hecken, große Grundstücke und so … es scheint also, als wäre einfach jemand an die Tür gegangen, hätte geklingelt und ihn erschossen, als er geöffnet hat. Es gibt keinerlei Spuren von Gewalteinwirkung. Malik war allein zu Hause, er hat dagesessen, Kreuzworträtsel gelöst und einen Whisky gekippt, während seine Frau im Theater war … tja, und danach hat der Mörder wahrscheinlich die Tür geschlossen und ist gegangen. Ganz einfach, wenn man es aus dieser Perspektive betrachtet.«
    »Gute Methode«, sagte Rooth.
    »Zweifellos«, nickte Van Veeteren. »Was sagt die Witwe?«
    Heinemann seufzte. Er nickte Jung zu, der allen Anzeichen nach Mühe hatte, sich wach zu halten.
    »Nicht besonders mitteilsam«, sagte er. »Einer der Sanitäter hat ihr gleich eine Spritze gegeben, das war sicher gut so. Sie ist heute Morgen für eine Weile aufgewacht. Hat was von Ibsen erzählt, das ist so ein Schriftsteller. Sie ist im Theater gewesen, das ist uns von einer Freundin von ihr bestätigt worden, die mit ihr dort war … eine Bernadette Kooning. Ansonsten scheint es, als hätte sie noch nicht begriffen, dass ihr Mann tot ist.«
    »Du wirkst auch nicht besonders kontaktfreudig«, sagte Van Veeteren. »Wie lange bist du schon wach?«
    Jung rechnete an den Fingern nach.
    »Seit ein paar Tagen, glaub’ ich.«

    »Fahr nach Hause und leg dich hin«, sagte Reinhart.
    »Kann ich mir ’n Taxi nehmen? Ich weiß nicht mehr so recht, wo links oder rechts ist.«
    »Klar«, nickte Reinhart. »Nimm zwei, wenn du sie brauchst. Oder bitte jemanden von der Wache, dich zu fahren.«
    »Zwei?«, überlegte Jung, während er hinausschwankte. »Nein, eins genügt …«
    Eine Zeit lang blieb es still. Heinemann versuchte, die Knitterfalten im Schlips zu glätten. Reinhart betrachtete seine Pfeife. Van Veeteren schob sich einen Zahnstocher zwischen die Vorderzähne des Unterkiefers und schaute zur Decke.
    »Jaha«, sagte er schließlich. »Das war eine ganze Menge, zweifellos. Ist Hiller informiert?«
    »Er ist draußen am Meer«, erklärte Reinhart.
    »Im Januar?«
    »Ich glaube nicht, dass er baden wollte. Jedenfalls habe ich ihm eine Nachricht hinterlassen. Um fünf gibt es eine Pressekonferenz, ich denke aber, dafür braucht man ihn nicht unbedingt.«
    »Wann denkt die Ehefrau wieder aufzuwachen? Wo liegt sie eigentlich?«, wollte Van Veeteren wissen.
    »Neues Rumford«, sagte Heinemann. »Sie müsste jetzt am Nachmittag ansprechbar sein. Moreno ist dort und gibt Bescheid.«
    »Gut«, meinte Van Veeteren. »Verwandte oder irgendwelche Freunde?«
    »Ein Sohn, der in München studiert«, berichtete Reinhart. »Er ist auf dem Weg hierher. Das ist im Großen und Ganzen alles. Malik hat keine Geschwister, die Eltern sind tot. Ilse Malik hat eine Schwester. Die ist auch im Rumford und wartet.«
    »Fragt sich nur, worauf«, sagte Rooth.
    »Zweifellos«, bestätigte Van Veeteren. »Darf man den Herren eine Frage stellen?«
    »Nur zu«, forderte Reinhart.

    »Warum wurde er umgebracht?«, fragte Van Veeteren und zog den Zahnstocher heraus.
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, sagte Reinhart. »Darf ich darauf zurückkommen, wenn ich es weiß?«
    »Man kann ja immer die Hoffnung haben, dass jemand kommt und sich freiwillig stellt«, meinte Rooth.
    »Hoffen kann man immer«, sagte Reinhart.
    Van Veeteren gähnte. Die Uhr zeigte sechzehn Minuten nach drei am Samstag, dem 20. Januar. Die erste Lagebesprechung im Fall Ryszard Malik
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