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Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Titel: Die Frau mit dem Muttermal - Roman
Autoren: H kan Nesser
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gewiesen. Hat lieber von was anderem geredet.«
    »Und wovon?«
    »Von allem Möglichen. Vom Theaterstück – eine fantastische Vorstellung offenbar. Vom Sohn. Er hat wegen seines Studiums keine Zeit, sie zu besuchen, sagt sie. Soll wohl Bankjurist oder so was werden.«

    »Der wird wohl ungefähr in einer Stunde hier auftauchen«, sagte Münster. »Armer Kerl, aber der Arzt wird sich auch um ihn kümmern, wie ich annehme.«
    Moreno nickte.
    »Er wird solange bei seiner Tante wohnen. Wir können morgen mit ihm reden.«
    Münster dachte nach.
    »Hast du irgendwas von Drohungen, Feinden oder Ähnlichem gehört?«
    »Nein. Ich habe versucht, das anzusprechen, aber da kam nichts. Dann habe ich ihre Schwester danach gefragt, aber sie hatte nicht den geringsten Verdacht. Und sie scheint kaum was zu verheimlichen. Jaha, was machen wir nun damit?«
    Münster zuckte mit den Achseln.
    »Werden wir wohl Montag mit den anderen besprechen. Auf jeden Fall eine verzwickte Geschichte. Kann ich dich irgendwohin fahren?«
    »Nach Hause«, antwortete Ewa Moreno. »Ich habe jetzt hier sieben Stunden herumgesessen. Es ist langsam an der Zeit, mal an was anderes zu denken.«
    »Keine schlechte Idee«, stellte Münster fest und startete das Auto.
     
    Mauritz Wolff empfing ihn bei sich zu Hause, in einer gigantischen Wohnung im Kanalviertel mit Blick über die Langgracht und Megsje Bois. Das Zimmer wimmelte von Kindern jeden Alters, und Reinhart nahm an, dass Wolff eine spät geschlossene Ehe führte – oder mehrere geführt hatte, da er deutlich über Fünfzig sein musste. Ein großer Mann mit einer Fröhlichkeit, die sich in einer Situation wie der jetzigen nur schwer unterdrücken ließ.
    »Herzlich willkommen«, begrüßte er Reinhart. »Was für eine schreckliche Geschichte. Ich muss sagen, ich bin ziemlich schockiert. Kann es noch gar nicht fassen.«
    Er schob ein kleines Mädchen zur Seite, das sich an sein
Hosenbein hängte. Reinhart sah sich um. Wunderte sich etwas darüber, dass nicht gleich aus irgendeiner Richtung eine Frau auftauchte.
    »Keine schlechte Wohnung«, sagte er. »Gibt es eine Ecke, wo wir uns in Ruhe unterhalten können?«
    »Kommen Sie«, sagte Wolff und bahnte sich einen Weg über einen Korridor zu einem Zimmer, das offensichtlich als Bibliothek und Arbeitsraum diente. Er schob die Tür zu und schloss sie ab. Wies Reinhart zu einem der beiden Sessel neben einem niedrigen Rauchtisch. Er selbst ließ sich schwer auf den anderen fallen.
    »Einfach zu schrecklich«, stellte er erneut fest. »Haben Sie irgendeine Ahnung, wer das gemacht haben könnte?«
    Reinhart schüttelte den Kopf.
    »Sie?«
    »Nicht die geringste.«
    »Sie kannten ihn gut?«
    »In jeder Hinsicht«, sagte Wolff und bot aus einer Zigarettenpackung an. Reinhart nahm eine. »Ach, möchten Sie vielleicht was trinken?«
    »Nein danke. Erzählen Sie weiter!«
    »Ja, was soll man da sagen? Wir haben seit sechzehn Jahren zusammen gearbeitet … seit wir die Firma gegründet haben. Kannten uns schon länger.«
    »Haben Sie auch privat miteinander verkehrt?«
    »Meinen Sie die Familien und so?«
    »Ja.«
    »Nein, eigentlich nicht. Jedenfalls nicht mehr, seit ich Mette, meine neue Frau, kennengelernt habe … es muss ja entsetzlich für Ilse sein. Wie geht es ihr? Ich habe versucht, sie anzurufen …«
    »Sie steht unter Schock«, erklärte Reinhart. »Liegt noch im Krankenhaus.«
    »Ich verstehe«, sagte Wolff. Reinhart wartete ab.
    »Sie ist leicht etwas nervös«, erklärte Wolff.

    »Davon habe ich gehört«, bestätigte Reinhart. »Und wie läuft die Firma?«
    »Es geht. Wir schlagen uns so durch. Eine gute Nische, obwohl es in den Achtzigern besser lief. Aber was lief damals nicht besser?« Er lachte auf, beherrschte sich aber.
    »Kann es was mit der Arbeit zu tun haben?«, fragte Reinhart. »Ich meine, mit der Firma?«
    Die Frage war schlecht formuliert, und Wolff verstand sie nicht. »Kann der Mord an Malik in einem Zusammenhang mit Ihrem Unternehmen stehen?«, präzisierte Reinhart.
    Wolff schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Mit uns? Nein, wo sollte da ein Zusammenhang sein?«
    »Was denken Sie denn? Hatte er vielleicht eine Geliebte? Irgendwelche finsteren Affären? Sie kannten ihn doch am besten von allen.«
    Wolff kratzte sich im Nacken.
    »Nein«, sagte er nach einer Weile. »Nichts dergleichen. Wenn Malik andere Frauen gehabt hätte, hätte ich davon gewusst. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass er in irgendwas Ungesetzliches
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