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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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einmal! Das hätte ich bald vergessen, Dan – he, Dan, – bring einmal schnell mein Pferd wieder her!«
    »Was gibt's denn?« fragte Cook erstaunt und sah sich nach ihm um. »Dan führt es in den Stall und bringt uns unsere Sachen nachher herauf.«
    »Willkommen!« rief da eine freudige Stimme, und Adele, aber nicht Adele Dunmore, sondern James Livelys reizendes kleines Frauchen, flog die Treppe herab und ihnen entgegen. »Lieber, lieber Vater Lively, – herzlich willkommen! Schwager Cook, – das ist schön, daß Ihr endlich einmal Euer Versprechen erfüllt habt!« Sie fiel dem Vater um den Hals und reichte dem jungen Farmer die Rechte hin.
    »Aber, so kommen Sie doch nur herauf, Vater«, bat Adele; »James wird auch gleich wieder da sein. Nancy mag Ihnen nachher bringen, was Sie brauchen.«
    Der alte Lively stand auf dem einen Fuße und hielt den anderen dahinter versteckt. Adele sah zufällig hinunter und lachte laut auf: »Hahaha, – wieder keine Schuhe; noch immer der Alte. – Oh, Mr. Lively, – Mr. Lively!«
    »Sie stecken wahrhaftig in der Satteltasche«, beteuerte der alte Mann und blickte wehmütig hinter dem eben um die Ecke verschwindenden Dan her.
    »Aber die wollenen Socken hat er unterwegs verloren«, lachte Cook. »Als wir aus Cherokee herausritten, schob er sie in den Hut, um sie nachher anzuziehen, und da sind sie ihm wahrscheinlich herausgefallen.«
    Der alte Lively drohte seinem nichtswürdigen Schwiegersohne mit der Faust; Adele aber faßte ihn unter dem Arm, gelobte ihm strenge Verschwiegenheit gegen Mrs. Lively, die Ältere, und führte nun ihre lieben Gäste rasch in das Haus hinauf.
    Hier mußte übrigens Dan schon Lärm geschlagen haben; denn aus dem Garten sprang, zwar noch den linken Arm in der Binde, aber sonst wohl und kräftig, James herbei, und in dem Saale oben begrüßte sie mit herzlichem Wort und Händedruck Mrs. Dayton.
    Cook und Lively mußten jetzt erzählen, wie es all den Lieben zu Hause ging, was Mutter und die Kleinen machten, – wie sich Bohs und die übrigen Hunde befänden, ob die und die Kuh noch recht wacker Milch gäbe und das und das Kalb noch immer den Melkeimer umstieße, und tausend und abertausend Kleinigkeiten über Farm und Haus, über Feld und Wald. Immer aber, wenn einer der beiden nur mit Wort oder Miene auf jene entsetzlichen Vorgänge in Helena zurückkommen wollte, lenkte Adele rasch ein und hatte so viele und wichtige Fragen zu tun, so manche Kleinigkeiten und Schätze zu zeigen und bewundern zu lassen, daß Cook wohl endlich merkte, daß sie die Sache nicht berühren wollte, und nun auch seinerseits die dorthinzielenden Äußerungen des alten Lively parierte. Dieser aber beachtete weder Winke noch Blicke und arbeitete nur immer auf das eine Ziel wieder los, fing schon wenigstens zum zehnten Mal von Helena an und schien noch eine ganze Menge Sachen auf dem Herzen zu haben, die er unmenschlich gern los zu sein wünschte. Endlich stand Mrs. Dayton auf, flüsterte Adele leise einige Worte ins Ohr, küßte sie und verließ dann mit ihr das Zimmer. »So, – nun schießt los!« sagte jetzt Cook zum Alten, der ihn verwundert ansah – »Ist mir schon im ganzen Leben so ein alter Mann vorgekommen? –«
    »Aber, Cook«, rief erstaunt Vater Lively, »ich will mein lebenlang Schuhe und Strümpfe tragen, wenn ich weiß, was Ihr wollt!«
    »Bester Vater!« sagte James und trat, seine Hand ergreifend, auf ihn zu. »Reden Sie nicht von Helena, wenn Mrs. Dayton dabei ist. Wir vermeiden es hier stets; denn es erneut nur ihren Schmerz.«
    »Aber«, entgegnete der alte Mann, »sie weiß doch –«
    »Kein Wort von dem, was ihr das Herz brechen würde, wenn sie nur eine Ahnung davon hätte.«
    »Was?« rief Cook erstaunt. »Sie weiß noch nicht, daß Dayton der heimliche Führer der Piraten und ein Verbrecher war, wie ihn die Welt kaum wieder aufzuweisen hat?«
    »Nein – und soll es auch nie erfahren«, sagte James. – »Ihr erinnert Euch noch, daß sie an jenem unglückseligen Tage gleich auf die Farm hinausgeschafft wurde, und wie sie nach der Nachricht von ihres Gatten Tode, den sie im Kampfe gegen die Piraten geblieben glaubte, lange Wochen krank lag.«
    »Allerdings«, erwiderte Cook, »und ihr wart ja alle beide damals so elend, daß euch der Arzt mit Gewalt aus Arkansas fortschickte; wir glaubten aber immer, sie müßte die Wahrheit am Ende doch noch erfahren.«
    »Sie würde es nicht überleben«, versicherte James, »und Adele wacht sorgfältig
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