Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)
Autoren: Friedrich Gerstäcker
Vom Netzwerk:
das Fenster aufwarf, rief fröhlich hinab: »Smart! – Hallo da! – Wie geht's in Georgia?«
    »Gut – uncommonly so«, sagte Smart, glitt von seinem Rappen und rieb sich, während er zu dem Fenster hinaufnickte, vergnügt die Hände. – »Prächtige Gegend hier, – ungewöhnlich prächtige Gegend!« Damit sprang er in zwei Sätzen die kleine Treppe hinauf, die aus dem Garten ins Haus führte, und stand im nächsten Augenblick im Zimmer zwischen den Freunden, denen er die Hände schüttelte, als ob er ganz besonders hier nach Georgia gekommen wäre, um ihnen bei erster Gelegenheit sämtlich die Arme auszurenken.
    »Nun, Smart«, rief James, nach den ersten Begrüßungen, »habt Ihr Euer neues Besitztum schon in Augenschein genommen? Gefällt's Euch und seid Ihr mit dem Handel zufrieden?«
    »Unmenschlich«, sagte Smart und fing an James' gesundem Arme die kaum eingestellte Operation von vorn wieder an, »unmenschlich, in vier Wochen bin ich mit Kind und Kegel hier; O'Toole ist jetzt schon dageblieben und kommt heute abend nach. Aber – wo ist denn die kleine Frau?« fragte er und sah sich überall im Zimmer um. – »Mrs. Adele Lively möchte ich doch vor allen Dingen begrüßen.«
    »Wird gleich wieder da sein, Smart«, erwiderte James; »aber was habt Ihr in Eurer Tasche? – Was arbeitet Ihr denn da aus Leibeskräften? – Sie hat sich wohl verstopft?«
    »Ich weiß nicht«, murmelte Smart und suchte dabei mit aller nur möglichen Anstrengung ein fest zusammengedrücktes Paket aus der linken Fracktasche ans Licht zu bringen; »ich habe da auf der Straße hierherzu etwas gefunden.« Cook sprang auf und trat rasch neben den Yankee. »Ein Reisender oder jemand aus Cherokee muß es wohl verloren haben.«
    »Hurra, Schwiegervater, das ist ein Glück!« jubelte jetzt Cook, als Smart ein Paar wollene Socken zum Vorschein brachte. – »Sie sind wieder da!«
    »Hätten ebensogut fortbleiben können, Bill«, brummte der Alte, – »hol der Henker die Dinger! Meinen Kautabak habe ich auch verloren, den bringt mir kein Mensch wieder; – die aber sind nicht loszuwerden.« Er fuhr rasch mit ihnen in die eigene Tasche, denn die Tür ging in diesem Augenblick wieder auf, und die Damen traten ein.
    »Ah, Mr. Smart!« rief Adele und eilte mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. – »Willkommen in Georgia, herzlich willkommen! – Und Sie werden jetzt, wie früher in Helena, unser Nachbar?«
    »Verlasse die Union«, sagte Smart lächelnd, »und ziehe nach Bunker Hill. Schade, daß Mrs. Breidelford nicht ebenfalls –«
    »Und Ihre liebe Frau kommt auch bald nach, wie?« fiel ihm Adele rasch in die Rede, weil sie jede Beziehung auf jene Zeit gern vermeiden wollte. Jonathan Smart aber war, der alten Gewohnheit treu, nicht leicht aus dem einmal eingeschlagenen Satz zu bringen.
    »– imstande ist, ihre ›bescheidene Wohnung‹ hier aufzuschlagen«, fuhr er deshalb höchst unbekümmert fort. – »Könnten doch noch manchmal eine Tasse Tee zusammen trinken. Sehen Sie, Mrs. Lively, da hatte ich doch einmal wieder recht: Gottes Wort im Munde und den Teufel im Herzen. Diese Frau, die sich und ihren ›seligen Mann‹, wie sie ihn so gern nannte, in einem fort lobte, gehörte ebenfalls mit –«
    »Ach, bester Mr. Smart, wenn Sie nur wenigstens Mr. Cook und Vater Lively bewegen könnten, hierherzuziehen; es wäre gar zu hübsch, wenn wir alle zusammenwohnen könnten –«
    »– zu jener schändlichen Raubbande«, versicherte Jonathan, ohne für jetzt wenigstens von dem Einwande Notiz zu nehmen. »Man hat in ihrem Hause eine Unmasse von Waren und viele über die ganze Sache Aufklärung gebende Briefschaften gefunden. Etwas aber, was ein noch fürchterlicheres Licht auf die Tätigkeit und Wirksamkeit dieser scheußlichen Verbrecher warf, ist ein Teil der Sachen des ertrunken geglaubten Holk, von dem es nun außer allem Zweifel bleibt, daß er ebenfalls ermordet wurde. Der Bube, der sich für Holks Sohn ausgegeben hatte, war denn auch richtig mit unter den Gefangenen. Mrs. Breidelford soll übrigens, wie man aus unter der Diele versteckten Papieren ersehen hat, früher schon einen anderen Namen geführt und Dawling geheißen haben, ihren ersten Mann aber mit Hilfe des zweiten und vermittelst eines großen, ihm in die Schläfe getriebenen Nagels getötet haben, wonach Breidelford in Missouri von Regulatoren gehängt wurde, sie selbst aber mit genauer Not nach Arkansas entkam.«
    »Aber, mein guter Mr. Smart, wenn ich Sie nun recht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher