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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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»Hurra, Boys! Kommt an Bord! Anker gelichtet, der Freiheit entgegen!«
    Aus einem rasch in den Fluß hinausgeruderten Boote sprang ein Mann und schwang sich auf das Steuer des ›Van Buren‹. »An Bord!« schrie Kelly. »An Bord, ihr Leute! – Kappt die Taue! –«
    »Hierher, ihr Rächer! – Hierher!« rief eine weibliche Stimme, und Georgine, den Tomahawk eines Gestürzten in der hochgeschwungenen Rechten, sprang auf die Kämpfenden zu.
    James, dessen Absicht es jetzt war, die Planke zu gewinnen, damit er denen, die nahe am Ufer standen, den Rückzug abschneiden und den Häuptling womöglich lebend fangen könnte, sprang in das Wasser und wollte das Boot schwimmend erreichen, zwei Kugeln aber trafen ihn fast zu gleicher Zeit und er sank. Cook warf sich indessen, von Mills und Smart unterstützt, auf den Kern des Ganzen, wo Kelly die Seinen antrieb, auf das Boot zu flüchten, während er selbst ihren Rückzug decken wollte.
    Der Virginier hatte sich dabei den Kapitän der Schar ganz besonders zum Angriff ausersehen.
    »Teufel!« schrie er und warf sich ihm mit keckem Sprunge entgegen. »Die Stunde der Rache ist gekommen; – fahre zur Hölle!« Und mit seinem Messer führte er einen Streich nach dem Piraten, der sein Schicksal sicherlich besiegelt hätte; doch Bolivar fiel dem jungen Mann in den Arm, umfaßte ihn und schlug ihn mit dem Eisenschädel so gewaltig gegen die Stirn, daß er bewußtlos hintenüberstürzte. Kelly sprang auf die Planke; die Taue waren gekappt; das Boot lag frei, und die Räder fingen an zu arbeiten. Die Planken bewegten sich schon; ein Kolbenschlag warf Jonathan Smart, der überdies auf dem durch Blut schlüpfrig gewordenen Holze ausglitt, in den Fluß hinab; er war gerettet!
    »Du bist mein!« schrie da ein gellender Ton in sein Ohr. –
    »Mein, und mein sei auch die Rache!« Und Georgine stürzte sich Kelly in wilder, alles um sich her vergessender Wut mit funkelnden Augen und Rachegeschrei entgegen. Fast unwillkürlich zuckte Kellys Hand empor, und die stahlbewehrte Faust senkte sich im ersten Augenblick auf die Schulter des schönen Weibes nieder. – Georgine war zu Tode getroffen; aber fallend ergriff sie die Knie des Verräters, und während sich Kelly bemühte, das dadurch gefährdete Gleichgewicht zu bewahren, sprang Cook vor, schlug den Neger zu Boden, deckte sich mit dem rechten Arme, indem er sein Bowie schwang, gegen den nach ihm geführten Hieb eines der Feinde, ergriff mit der Linken den Piratenführer und stieß ihm, mit einem Racheschrei auf den Lippen, das breite Messer in die Brust. Eine nach ihm abgeschossene Kugel streifte ihm die Schulter; – ein Kolbenschlag fuhr auf sein Haupt nieder; aber er wankte und wich nicht, und als die Planke von dem zurückgleitenden Boote in den Fluß stürzte und alle in dem hoch aufschlagenden Wasser versanken, hielt er sich krampfhaft fest in die Kleider des Feindes gekrallt und mußte mit dem Leichnam ans Ufer gezogen werden.
    Während das flüchtige Boot vom Lande schoß, war ein Schrei vom menschengedrängten Hurrikandeck zu hören. Aller Augen richteten sich dorthin, und der alte, ebenfalls aus zwei tiefen Wunden blutende Lively, der seinen Sohn gerade ans Ufer gezogen hatte, rief erstaunt aus: »Hawes, bei Gott!« Im nächsten Augenblick stürzten aber auch schon zwei fest zusammengeklammerte menschliche Gestalten von der nicht unbeträchtlichen Höhe des oberen Decks herab in den aufgewühlten Strom, während von allen Seiten Boote abstießen, um die wütenden Kämpfer aufzunehmen.
    Noch hatte der ›Van Buren‹ die Landung keine zweihundert Schritt verlassen, als der ›Black Hawk‹ mit seiner Soldatenbesatzung unter dem raschen Anschlagen der Glocke heranfuhr. Wohl standen auch die Matrosen vorn mit den Tauen bereit, um sie ans Ufer zu werfen, aber Kapitän Colburn, der das Schießen gehört und den Kampf schon von weitem mit dem Fernglas beobachtet hatte, schrie oben vom Pilothaus mit dem Sprachrohr sein »What's the matter?« herunter. Die einzelnen, dem davonbrausenden Dampfboot nachgefeuerten Schüsse, das Winken und Schreien der am Ufer Stehenden und die umhergestreuten Leichen waren seine Antwort und ließen ihn über das, was er schon selbst von den Verhältnissen in Helena erfahren hatte, nicht länger mehr im Zweifel.
    »Give her hell, boys!« rief er vom Deck herunter. – »Feuert, daß die Kessel rot werden! Den Burschen da vorn müssen wir einholen! – Hurra für old Kentucky!«
    An den weiter oben
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