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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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fruchtbedeckten Orangenhainen die hellen Dächer der Negerwohnungen hervorschimmerten, hielten sie einen Augenblick und übersahen von hier aus das wunderliche Schauspiel, das sich ihren Blicken bot.
    Das nur einstöckige, aber mit breiter, rund herumlaufender Veranda versehene Haus stand mit dem Tor durch eine Allee schlanker, breitästiger Chinabäume in Verbindung, um deren mächtige Beerenbüschel Scharen von Seidenvögeln schwärmten und die berauschenden Früchte naschten. Die Treppe, die von der Galerie in den Garten führte, war von wilden Myrten fast wie von einer Laube umschlossen, und daneben glühten schwellende, würzige goldene Orangen und überreife Granaten.
    An den beiden Ecken des Hauses standen zwei stattliche Pekonbäume, von deren Zweige lange, wehende Streifen grauen Mooses herabhingen; einen fast wunderbaren Anblick aber gewährte ein hoher, graustämmiger Magnolienbusch, an dem die weiße, rotgefüllte Lianenrose ihre Ranken hinaufgeschlungen und die herrlichen, duftigen Arme fest hinein in sein tiefdunkelgrünes Laub und zwischen die vollen, saftigen Blätter gewoben hatte. Wie mit lebendigen Girlanden umschlossen sie diesen duftenden Strauch, und noch einmal so laut und freundlich sang hier zu Nacht die Spottdrossel ihre süßen, schmelzenden Weisen, wenn tausend und abertausend Feuerkäfer die stillen, heimlichen Plätzchen mit ihrem Funkenlicht erhellten.
    »Wahrhaftig, Bill«, sagte jetzt der eine der Reiter und strich sich zugleich die Spanne des nackten Fußes, auf den ihn ein Moskito gestochen hatte, unter dem Bauch seines Pferdes, – »Jimmy wohnt merkwürdig fein hier. – Sieh mir einer den Jungen an, wird nun Pflanzer und läßt seinen alten Vater in Arkansas sitzen und trockenes Hirschfleisch kauen.«
    »Hat er Euch denn nicht bis aufs Blut gequält, Lively, Euch und die Schwiegermutter, daß Ihr mitkommen solltet und hier bei ihm wohnen?« fragte da der andere. »Habt Ihr denn gewollt?«
    »Werde nicht so dumm sein, Cook«, lachte der Alte und richtete sich ein wenig in den Steigbügeln auf, um über das Staket zu sehen, »werde nicht so dumm sein. Sind wir nicht heute morgen sieben richtige Meilen geritten und haben wir auch nur eine Hirschfährte gesehen? Ist hier ein Truthahnzeichen in dem ganzen Walde? – Von Bären gar nicht zu reden, die wahrscheinlich in Menagerien hergebracht werden. Nein, Billy, für uns beide paßt Arkansas am besten, wir müßten denn Lust kriegen, in Kalifornien mit anzufangen. Ich werde aber beinahe zu alt dazu. Doch wie ist's denn da drinnen, wie kommen wir hinein? Ob die Tür wohl auf ist?«
    Er ritt dicht an die Gartenpforte heran und trat auf die Klinke. Diese ging auf, und die Tür knarrte langsam in ihren Angeln. »Hallo the house!« rief der Alte mit dröhnender Stimme, und blitzschnell glitt um die viereckigen Backsteinsäulen, die das ganze Gebäude trugen, ein Mulatte und eilte auf die Männer zu. »Dein Master zu Hause, Dan?« fragte Cook und beugte sich zu ihm hinüber.
    »Mein Master?« wiederholte der Mulatte und starrte dazu die beiden Männer so verwundert an, als ob er sie eben hätte aus dem Monde fallen sehen. Plötzlich, als er sich erst überzeugt hatte, daß es die auch wirklich seien, für die er sie im Anfang, kaum seinen Augen trauend, gehalten, sprang er hoch empor und rief jauchzend: »Bei Golly – Massa Lively Massa Cook! – O Jimmini, Jimmini, wie wird sich Missus freuen!« Und er flog rasch auf die Männer zu, ergriff ihre Hände, die er küßte und drückte, und dachte gar nicht daran, die Pferde abzunehmen, die ihm ungeduldig entgegenwieherten.
    »So, Dan, ist ja schon gut«, sagte Cook und gab ihm den Zügel seines Tieres in die Hand; – »wie geht's hier? Alle wohl?«
    »Alle wohl, Massa!« bestätigte freudig der Bursche, während er geschäftig nach den Zäumen griff und einen Kratzfuß nach dem anderen machte. – »Alle miteinander, Dan auch behielt sein Bein selber – Leichendoktor kann sehen, wo er ein Mulattenbein sonstwo herkriegt –«
    »Und dein Herr?« fragte der Alte.
    »Geht auch besser!« versicherte Dan. – »Nur noch ein bißchen krank. Hier Nancy, – führ 'mal die Gentlemen zu Missus und Massa hinauf; Golly, was für eine Freude wird Missus haben!« Dan plauderte noch fortwährend vor sich hin; die beiden Männer aber folgten rasch dem jungen Mädchen, das schnell die kleine Treppe hinaufsprang und die Tür des Hauses öffnete. Da blieb der alte Lively auf einmal stehen.
    »Wetter noch
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