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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman
Autoren: Ben Aaronovitch
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kann es schon spüren   …«
    Sie hob die Hand an ihr Gesicht, aber ich ergriff sie und drückte sie sanft nieder. »Es kommt alles wieder in Ordnung«, sagte ich beruhigend.
    »Du bist so ein miserabler Lügner«, sagte sie. »Kein Wunder, dass immer ich das Reden übernehmen musste.«
    »Du hattest schon immer ein natürliches Talent dafür.«
    »Hat nichts mit Talent zu tun. Es war harte Arbeit.«
    »Für harte Arbeit hast du auch ein natürliches Talent«, sagte ich.
    »Mistkerl«, entgegnete sie. »Kann mich nicht erinnern, dass sie mich gewarnt hätten, als ich den Job bei der Met antrat, ich könnte mein Gesicht verlieren.«
    »Wirklich nicht? Denk doch mal an Inspector Neblett, sein Gesicht ist mit dem Spaten geformt worden.«
    »Sag mir noch mal, dass wieder alles in Ordnung kommt mit mir«, sagte sie.
    »Es kommt alles wieder in Ordnung«, versicherte ich ihr. »Und ich werde dein Gesicht mit diesen Dingern hier zusammenhalten.« Ich zeigte ihr die Leinenstreifen.
    »Oh wie schön, das gibt mir so viel Zuversicht. Versprichst du mir, dass du hier bleibst, was immer auch passiert?«
    »Versprochen«, sagte ich und machte mich daran, nach Dr.   Walids Anweisungen einen Leinenstreifen ganz fest um ihren Kopf zu wickeln. Sie murmelte etwas, und ich versicherte ihr, dass ich zum Schluss noch ein Loch für den Mund hineinschneiden würde. Die Streifen sicherte ich so, wie es mir eine meiner Tanten für das Binden von Kopftüchern beigebracht hatte.
    »Na wunderbar«, sagte Lesley, als ich das versprochene Loch für den Mund in den Stoff geschnitten hatte. »Jetzt bin ich die unsichtbare Frau.« Nur zur Sicherheit verknotete ich die überhängenden Stoffenden hinten am Nacken, damit die Bandage schön straff saß. Neben der Chaiselongue entdeckte ich eine Flasche Evian und nässte damit die Bandage gründlich ein.
    »Willst du mich jetzt ersäufen?«, fragte Lesley.
    »Ich folge nur Dr.   Walids Anweisungen«, sagte ich. Damit sollte verhindert werden, dass sich die Bandagen mit den aufplatzenden Wunden verklebten, aber das sagte ich ihr nicht.
    »Ist aber kalt«, sagte sie.
    »Tut mir leid. Jetzt möchte ich wieder mit Henry sprechen.«
    Henry Pyke meldete sich mit offensichtlichem Eifer zurück. »Was muss ich jetzt tun?«
    Ich vertrieb alle anderen Gedanken und öffnete die Hand und sprach das Wort: »
Lux!
« Ein Werlicht erblühte über meiner Hand. »Dies ist das Licht, das dich zu deinem Platz in der Geschichte leiten wird. Nimm meineHand.« Er zögerte. »Keine Angst, es wird dich nicht verbrennen.«
    Lesleys Hand schloss sich um meine; Licht drang zwischen ihren Fingern hervor. Ich wusste nicht, wie lange mein Zauber halten würde, ob mir nach Mollys ganzer Blutsaugerei überhaupt noch viel magische Kraft geblieben war, aber manchmal bleibt einem eben nichts anderes übrig, als das Beste zu hoffen.
    »Hör mir zu, Henry«, sagte ich. »Dies ist dein großer Moment, dein dramatischer Abgang, die Lichter werden dunkler, deine Stimme wird schwächer, aber als Letztes wird das Publikum Lesleys Gesicht sehen. Halte das Bild von ihrem Gesicht in deinem Gedächtnis.«
    »Aber ich will noch nicht abtreten«, sagte Henry Pyke.
    »Du musst. Daran erkennt man den wahrhaft großen Schauspieler   – er kennt den richtigen Augenblick, wenn es Zeit ist für seinen Abgang.«
    »Wie weise du doch bist, Peter«, sagte Henry Pyke. »Daran erkennt man den wahren Genius, dass er sich ganz seinem Publikum hingibt, zugleich aber seine Persönlichkeit behält, jenen geheimen Ort, jene unerkennbare   …«
    »So dass es mit seinem Verlangen nach mehr zurückbleibt«, sagte ich und versuchte, ihn die Verzweiflung in meiner Stimme nicht hören zu lassen.
    »Ja«, sagte Henry Pyke, »so dass es mit seinem Verlangen nach mehr zurückbleibt.«
    Und dann war der großmäulige Schwachkopf endlich verschwunden.
    Auf der eisernen Treppe hörte ich schwere Schritte. Dr.   Walid und die Kavallerie waren eingetroffen. Gleichzeitigerblühten rote Blutflecken auf Lesleys Bandagen, ich hörte sie keuchen und würgen, während sie nach Atem rang. Eine große Pranke landete auf meiner Schulter und schob mich kurzerhand aus dem Weg.
    Ich ließ mich einfach auf den Boden fallen   – ich fand, ich hatte jetzt ein wenig Schlaf verdient.

14
Der Job
    Der junge Mann im Krankenhaus hieß St. John Giles, und an der Universität Oxford war er der achte Mann beim Rugby oder Nummer sechs im Ruderteam oder etwas dergleichen. Er hatte sich in London
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