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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman
Autoren: Ben Aaronovitch
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gesagt, dass ich ihr definitiv das Leben gerettet und möglicherweise auch die Erfolgsaussichten der chirurgischen Gesichtsrekonstruktion verbessert hatte. Aber ich wurde den Gedanken nicht los, dass es sie fast das Leben gekostet hätte, dass sie mit mir zusammen gewesen war. Es war weniger als ein halbes Jahr vergangen, seit sie Kaffee holen gegangen war, während ich einem Geist begegnete, und die Vorstellung war beängstigend, dass es vielleicht nur an zwei Bechern Kaffee gelegen hatte, dass nicht ich diese Bandagen tragen musste.
    Weniger beängstigend, aber viel bedrückender war die Frage, warum die ganze Sache ausgerechnet in jener kalten Januarnacht ins Rollen gekommen war, oder, um genau zu sein, an jenem sonnigen Wintertag auf Hampstead Heath, als Toby der Hund Brandon Coopertown in die Nase biss. In derselben Woche hatte das Linbury Studio, das zweite, kleinere Theater im Royal Opera House, ein wenig bekanntes Schauspiel namens
Die Schule für Ehemänner oder Der verheiratete Wüstling
auf die Bühnegebracht, dessen Uraufführung 1761 im großen Theater stattgefunden hatte, das aber seither nie mehr hier aufgeführt worden war, und soweit ich wusste, auch nirgendwo sonst auf der Welt. Der Verfasser des Stücks war ein gewisser Charles Macklin. Die Leute von der Oper fielen fast über die eigenen Füße vor Eifer, als ich um Einblick in die Dateien des Kartenvorverkaufs bat, wahrscheinlich hofften sie, mich damit für immer loszuwerden. Ich fand heraus, dass William Skirmish und Brandon Coopertown am selben Abend eine Aufführung besucht hatten. Also war es eine Kette von Zufällen, die William Skirmish den Garaus machten und auch all den anderen, die nach ihm verstümmelt oder getötet wurden. Wie gesagt, es war eine absolut bedrückende Angelegenheit.
    Wenn Sie helfen wollen, hatte Nightingale gesagt, dann müssen Sie noch mehr und noch schneller lernen. Tun Sie den Job.
    Ich wäre gern noch länger bei Lesley geblieben, aber die Zeit lief.
    Nightingale lag in einem der Nachbarzimmer. Er war wach, saß im Bett und löste das Kreuzworträtsel im
Telegraph
. Wir diskutierten über die Frage des verschwundenen Penis.
    »
Vagina dentata
«, sagte Nightingale. Ich fand den Gedanken alles andere als beruhigend, dass das Phänomen anscheinend oft genug vorkam, um einen eigenen medizinischen Begriff erhalten zu haben. »Sie könnte Orientalin sein, vielleicht aus Chinatown.«
    »Jedenfalls keine Japanerin«, sagte ich. »Das Opfer war sich absolut sicher.«
    Nightingale nannte mir ein paar wissenschaftlicheWerke, die in der Bibliothek standen und in denen ich bei Gelegenheit nachschlagen konnte. »Aber nicht heute«, sagte er. »Sind Sie nervös?«
    »Es kann einiges schieflaufen dabei«, sagte ich.
    »Trinken Sie nichts«, riet er mir. »Dann werden Sie keine Probleme bekommen.«
    Auf dem Heimweg dachte ich über gewisse eigene Verdachtsmomente hinsichtlich der Identität der bissigen Penisräuberin nach. Im Folly angekommen, machte ich mich auf die Suche nach Molly. Ich fand sie in der Küche   – sie schnitt gerade eine Salatgurke.
    »Warst du in letzter Zeit mal in einem Club abhängen?«, fragte ich.
    Sie hörte auf zu schneiden, drehte sich um und betrachtete mich mit ernsten schwarzen Augen.
    »Bist du sicher?«
    Sie zuckte die Schultern und rückte wieder der Gurke zu Leibe. Ich beschloss, dass ich die Klärung dieser Frage Nightingale überlassen würde   – eine klare Befehlshierarchie ist doch eine wunderbare Sache.
    »Ist das unser Reiseproviant?«, fragte ich. »Gurkensandwiches?«
    Molly deutete auf den Rest der Zutaten   – Salami und Leberwurst.
    »Du willst mich wohl verarschen, wie?«, fragte ich.
    Sie warf mir einen mitleidigen Blick zu und reichte mir eine Supermarkttüte mit meinem Lunchpaket darin.
    In der Garage waren nicht weniger als sechs Koffer neben dem Jaguar aufgetürmt. Außerdem schleppte Beverley eine große Schultertasche mit sich, in die sie, wie ich später entdeckte, das gesamte Zubehör eines durchschnittlichenafrikanischen Haarsalons in Peckham gepackt hatte. Beverley hatte sich gründlich über das Landleben kundig gemacht und wollte kein Risiko eingehen.
    »Warum gerade ich?«, fragte sie, während sie mir dabei zuschaute, wie ich ihr Gepäck in den Kofferraum lud.
    Ich öffnete ihr die Beifahrertür und sie stieg ein, schnallte sich an und umklammerte fest die Schultertasche auf ihrem Schoß.
    »So lautet die Abmachung«, sagte ich.
    »Mich hat aber niemand
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