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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman
Autoren: Ben Aaronovitch
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innehalten, aber nur ganz kurz. Dann kam die andere Hand über den Kopf und klatschte auf die Fliesen, direkt neben meinem Bein. Ich zog rasch beide Beine zurück, so weit es ging, und robbte einen Meter weit weg.
    Das schien sie nur noch wütender zu machen. Sie zog die Beine unter den Leib. Mir fiel wieder ein, wie schnell sie sich bewegt hatte, als sie mich gebissen hatte, und ich fragte mich, ob ich überhaupt eine Chance hatte. Aber ich war nicht bereit, einfach still zu sitzen und mich kampflos von ihr aussaugen zu lassen. Ich versuchte einen Feuerball zustande zu bringen, aber die
Forma
entschlüpfte mir immer wieder, plötzlich konnte ich sie mir gar nicht mehr vorstellen.
    Molly schnaubte verächtlich. Ihr Kopf drehte sich weit zur Seite, als sei ihr Hals so biegsam wie eine Schlange geworden. Ich sah, wie sich ihr Rücken anspannte. Vermutlich spürte sie meinen jämmerlichen Magie-Versuch und wollte nicht abwarten, bis ich womöglich einen Abwehrzauber zustande brachte. Sie riss den Mund weit auf und es wurden viel zu viele spitze Zähne sichtbar. Das piepsige kleine Beutetier irgendwo in meiner Ahnenkette befahl mir den beschleunigten Rückzug. Ich versuchte mich aufzurappeln und machte ein paar groteske Halbsprünge rückwärts.
    Ein kleines braunes Etwas, das nach feuchtem Teppich roch, zischte an mir vorbei, bremste hart ab, wobei seine Krallen über die glatten Fliesen schlitterten, und baute sich kampfbereit zwischen Molly und mir auf. Toby hatte auf Steinzeit-Lagerfeuer-Modus-Ja-ich-bin-der-beste-Freund-des-Menschen-deshalb-habt-ihr-uns-lästige- Viecher-nämlich-zu-Haustieren-gezähmt geschaltet. Er bellte Molly so heftig an, dass seine Vorderpfoten auf den Fliesen auf und ab hüpften.
    Um ehrlich zu sein, Molly hätte sich wahrscheinlich nur vorbeugen müssen und hätte ohne Weiteres Tobys Schnauze abbeißen können; stattdessen zuckte sie weg. Dann schoss plötzlich ihr Kopf wieder vor, und sie zischte. Toby schreckte zurück, wich aber nicht von der Stelle   – in der guten alten Tradition kleiner kläffender Köter, die zu blöd sind, um zu merken, wann es Zeit ist, den Schwanz zwischen die Beine zu klemmen und schnellstens abzuhauen. Molly setzte sich auf die Hacken. Ihr Gesicht war eine wutverzerrte Maske   – und plötzlich kippte sie auf die Knie, als hätte jemand ihren Motor ausgeschaltet.Das Haar fiel ihr über das Gesicht und ihre Schultern zuckten; ich glaubte, dass sie vielleicht weinte.
    Ich kam mühsam auf die Füße und stolperte zur Hintertür, denn ich hielt es für das Beste, jede Versuchung aus ihrer Nähe zu entfernen. Toby trottete schwanzwedelnd hinter mir her. Ich prallte gegen den Türrahmen und taumelte nach draußen   – und fand mich im Sonnenschein vor der gusseisernen Treppe wieder, die zum Obergeschoss der Remise hinaufführte. Ich betrachtete die Stufen eine Weile und wünschte, ich hätte einen Lift installieren lassen, alternativ hätte ich mir wenigstens einen größeren Hund zulegen sollen.
    Als Toby sich weigerte, mir die Treppe hinaufzufolgen, wurde mir klar, dass oben irgendetwas nicht stimmte. »Platz«, befahl ich ihm. Er setzte sich gehorsam auf den untersten Treppenabsatz und überließ es mir, den Helden zu spielen. Dem Helden schoss kurz der Gedanke durch den Kopf, sich einfach davonzuschleichen, aber ich war so geschafft, dass mir inzwischen alles egal war, und außerdem war das meine Wohnung und mein Flachbildschirm-Fernseher und beides wollte ich zurückhaben.
    Ich trat neben die Tür und schob sie mit dem Fuß auf. Dann spähte ich um den Türrahmen. Auf der Chaiselongue wartete Lesley auf mich, Nightingales Stock auf den Knien, und starrte ins Leere. Als ich eintrat, blickte sie zu mir herüber.
    »Du hast mich getötet«, sagte sie.
    »Warum gehst du nicht einfach dorthin zurück, woher du gekommen bist?«
    »Nicht ohne meinen Freund. Nicht ohne Mr.   Punch. Du hast mich ermordet.«
    Ich ließ mich in den Sessel fallen. »Du bist seit zweihundert Jahren tot, Henry«, sagte ich. »Und ich bin ziemlich sicher, dass man niemanden ermorden kann, der schon tot ist.« Denn sonst, dachte ich, hätte die Met dafür längst ein Standard-Meldeformular entwickelt.
    »Ich bitte um Nachsicht für meine abweichende Meinung«, sagte Lesley. »Obwohl man sagen muss, dass ich mich auf beiden Seiten des Vorhangs als Versager erwiesen habe.«
    »Ich weiß nicht so recht. Mich jedenfalls hast du an der Nase herumgeführt.«
    Lesley wandte sich zu mir. »Ja,
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