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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman
Autoren: Ben Aaronovitch
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gefragt!«
    Ich stieg ein und überprüfte, ob sich ein paar Marsriegel und eine Flasche Mineralwasser im Handschuhfach befanden. Die Notverpflegung war da; ich startete den Motor und fuhr aus der Garage.
    Beverley schwieg, bis wir auf der M4 waren.
    »Das war Crane«, sagte sie plötzlich.
    »Wer?«, fragte ich.
    »Der Fluss Crane. Wir sind grade darüber gefahren.«
    »Eine deiner Schwestern?«
    »Die letzte auf dieser Themseseite«, sagte sie.
    Wir fuhren auf die M25 in südlicher Richtung. Erfreulicherweise herrschte nur wenig Verkehr. Ein Airbus A380 im Anflug auf den Flughafen Heathrow flog so niedrig quer über die Autobahn, dass ich die Gesichter sehen konnte, die aus den zwei Fensterreihen herunterschauten, ich schwöre es.
    »Wieso war sie nicht bei unserem Treffen?«, fragte ich.
    »Sie ist nie im Land, fliegt ständig durch die Welt, schickt uns SMS aus Bali und Postkarten aus Rio. Sie ist sogar mal im Ganges geschwommen.« Beverley sagte das mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Missbilligung.
    Dank dem nationalen Lehrplan wusste sogar ich, dass es sich beim Ganges um einen der heiligsten Flüsse Indiens handelte, aber um ehrlich zu sein, ich wusste nicht mehr, warum er dermaßen heilig war. Es hatte irgendwas mit Scheiterhaufen und religiösen Gesängen zu tun. Ich setzte das auf die Liste der Dinge, die ich irgendwann nachschlagen musste   – allmählich wurde die Liste verdammt lang.
    Ich hatte mir zu guter Letzt einen komplizierten Kompromiss ausgedacht. Wie Brock schrieb, konnte man die
Genii locorum
nicht dazu bringen, einfach miteinander über ein Abkommen zu verhandeln, es gehörte immer auch eine gewisse Symbolik dazu. Ein Lehnseid kam nicht infrage, und eine Heirat zwischen den beiden Dynastien wäre sowohl für Mama Themse als auch für Vater Themse ein zu grausames Schicksal gewesen. Also hatte ich einen Austausch von Geiseln vorgeschlagen, als eine Art vertrauensbildende Maßnahme, durch die die Bindungen zwischen den beiden Hälften des Flusses gefestigt werden sollten. Eine angemessen mittelalterliche Lösung, die gerade diesen beiden Leuten besonders zusagen musste, die definitiv immer noch an ihre göttlichen Rechte glaubten. Es war ein typisch englischer Kompromiss, zusammengehalten durch Schnur, Siegelwachs und das Netzwerk der alten Gottheiten. Ich hätte ja gern behauptet, dass ich die Sache mit dem Geiselaustausch vom Geschichtsunterricht in der Schule kannte oder aus den alten Erzählungen vom vorkolonialen Leben in Sierra Leone, aber in Wahrheit hatte ich das aus dem Fantasy-Rollenspiel Dungeons and Dragons, das ich mit dreizehn immer gespielt hatte.
    »Warum muss denn gerade ich es sein?«, hatte Beverley gefragt, als sie herausgefunden hatte, was geplant war.
    »Mit Tyburn geht es nicht«, hatte ich gesagt. Es war völlig undenkbar, Tyburn jemandem als Symbol der Friedfertigkeit und des guten Willens auf den Hals zu hetzen. »Und Brent ist zu jung.« Es gab noch weitere Töchter, manche waren die Seelen von Flüssen, deren Namen ich noch nie gehört hatte, darunter war auch eine füllige, ständig lächelnde junge Frau, deren formeller Name Black Ditch lautete. Nicht dass sie von irgendjemandem so gerufen worden wäre. Ich nahm an, dass Mama Themse einfach dachte, Beverley würde sie bei den Bauerntölpeln am wenigsten in Verlegenheit bringen. Die Geisel der Gegenseite hieß Ash, seinen Fluss kannte man im Wesentlichen deshalb, weil er an den Shepperton Film Studios vorbeifloss.
    Der Austausch sollte am Abend des 21.   Juni stattfinden   – Mittsommernacht   –, und zwar in Runnymede. Unser Gastgeber war Colne Brook, der Sohn des Colne, der wiederum auch Ashs Vater war. Die verschiedenen Nebenflüsse der Themse bildeten ein ziemliches Durcheinander, vor allem nach zweitausend Jahren »Verbesserungen«. Ich vermutete, dass Oxley der eigentliche Organisator hinter der Operation war, und er würde nichts dem Zufall überlassen. Diese Vermutung bestätigte sich, als ich zu dem Straßengewirr am Hythe End kam   – prompt tauchten ein paar handgeschriebene Wegweiser am Straßenrand auf und leiteten uns geradewegs in eine Sackgasse, die von Doppelhäusern gesäumt war und an einem Tor endete, neben dem man parken konnte.
    Isis wartete am Tor auf uns, begleitet von einer Scharmännlicher Teenager, alle in ihren besten Sonntagskleidern, die sich sofort über den Jaguar hermachten und unbedingt die einzelnen Gepäckstücke tragen wollten. Ein strohblonder Bursche wollte für fünf
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