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Die Flucht

Titel: Die Flucht
Autoren: Patrick Ness
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und grauenvoll, sein Lärm glüht so vor Wut, dass es mich fast niederwirft. »Ich bin ein Heiliger.«
    Er holt aus und schlägt nach Viola, ohne überhaupt hinzusehen. Er trifft sie mitten aufs Auge, sie schreit auf und fällt und fällt und fällt, torkelt über eine Bank, schlägt mit dem Kopf hart auf den Felsen auf.
    Und bleibt liegen.
    »Viola!«, schreie ich.
    Ich renne an ihm vorbei.
    Er hält mich nicht auf.
    Ich bin bei ihr.
    Ihre Füße liegen auf einer Steinbank.
    Ihr Kopf liegt auf dem Steinboden.
    Blut tritt in einem Rinnsal daraus hervor.
    »Viola!«, rufe ich und hebe sie hoch.
    Und ihr Kopf fällt zurück.
    »Viola!«, schreie ich.
    Da höre ich ein Knurren hinter mir.
    Es ist ein Lachen.
    Aaron lacht.
    »Du hast sie betrogen«, sagt er. »Aber das war vorauszusehen.«
    »Halt den Mund!«
    »Und weißt du auch, warum?«
    »Ich bring dich um!«
    Er dämpft seine Stimme zu einem Flüstern.
    Es ist ein Flüstern, das mir durch Mark und Bein geht. »Du bist bereits gefallen.«
    Mein Lärm lodert feuerrot.
    So rot, wie er noch nie war.
    Mörderisch rot.
    »Ja, Todd«, zischt Aaron. »Ja, genau so ist es.«
    Ich lege Viola vorsichtig hin und stehe auf.
    Mein Hass auf ihn ist so groß, er füllt die ganze Höhle aus. »Komm schon, Junge«, sagt er. »Läutere dich selbst.«
    Ich schaue auf das Messer
    Es liegt in einer Pfütze.
    Neben der Kanzel, hinter Aaron.
    Dort, wo ich es habe fallen lassen.
    Ich höre, wie es mir zuruft.
    Nimm mich , ruft es, nimm mich und gebrauche mich . Aaron breitet seine Arme aus.
    »Töte mich«, sagt er. »Werde ein Mann.«
    Lass mich niemals los , ruft das Messer.
    »Es tut mir leid«, flüstere ich, obwohl ich gar nicht weiß, warum.
    Es tut mir leid.
    Und ich mache einen Satz.
    Aaron rührt sich nicht von der Stelle, er hat die Arme ausgebreitet, als wolle er mich umarmen.
    Ich ramme ihn mit meiner Schulter.
    Er wehrt sich nicht.
    Mein Lärm brüllt rot auf.
    Wir stürzen hinter der Kanzel auf die Felsnase.
    Ich liege auf ihm.
    Er wehrt sich noch immer nicht.
    Ich schlage ihm ins Gesicht.
    Noch einmal.
    Und noch einmal.
    Und noch einmal.
    Zerstöre es noch mehr.
    Schlage es in blutige Fetzen.
    Aus meinen Fäusten spricht der blanke Hass.
    Und ich schlage ihn.
    Mitten ins Gesicht.
    Schlage weiter, als die Knochen brechen.
    Schlage weiter, als die Knorpel reißen.
    Zerquetsche mit den Knöcheln ein Auge.
    Bis ich meine Hände nicht mehr spüre.
    Und trotzdem schlage ich weiter auf ihn ein.
    Und ich bin über und über von seinem Blut bespritzt. Seine Röte ist so rot wie mein Lärm.
    Und dann lehne ich mich zurück, sitze auf ihm, in sein Blut gebadet.
    Und er lacht, er lacht, er lacht tatsächlich noch immer . Und zwischen seinen ausgeschlagenen Zähnen hervor gurgelt er: »Ja, ja.«
    Und das Rot kocht in mir hoch.
    Ich kann es nicht länger zurückhalten.
    Und den Hass.
    Und ich schaue hinüber.
    Dorthin, wo das Messer liegt.
    In Reichweite.
    Auf dem Felsvorsprung.
    Neben der Kanzel.
    Es ruft mich.
    Ruft.
    Und diesmal weiß ich ...
    Diesmal weiß ich ...
    Ich werde es benutzen.
    Und ich mache einen großen Satz.
    Meine Hand ist ausgestreckt.
    Mein Lärm ist so rot, dass ich fast blind bin. Ja , sagt das Messer zu mir.
     
    Ja.
     
    Nimm mich.
    Nimm die Macht in deine Hand.
     
    Aber eine andere Hand kommt mir zuvor.
     
    Viola.
     
    Und da wallt etwas in mir auf.
    Es wallt durch meinen Lärm.
    Wallt auf, weil ich sie sehe,
    Weil ich sie lebend vor mir sehe.
    Und es ist größer als das Rot in meinem Lärm. »Viola«, sage ich.
    Einfach nur: »Viola.«
     
    Und sie hebt das Messer auf.
     
    Die Wucht des Sprungs bringt mich aus dem Gleichgewicht, ich taumle auf den Grat zu und versuche Halt zu finden, und ich sehe, wie sie das Messer hochhebt und vortritt, und ich falle, meine Finger finden keinen Halt auf dem nassen Stein, und ich sehe, wie sich Aaron aufsetzt, er hat jetzt nur noch einAuge und starrt damit auf Viola, die mit dem Messer ausholt, und ich kann sie nicht davon abhalten, und Aaron versucht aufzustehen, und Viola geht auf ihn zu, und ich bleibe mit der Schulter am Felsvorsprung hängen, kurz bevor ich abstürze, bleibe liegen und schaue, und was von Aarons Lärm noch übrig ist, verströmt Wut und Angst, und sein Lärm schreit: »Nein!«
    Er schreit: »Nein!«
    Und Viola holt aus.
    Holt mit dem Messer aus.
    Lässt es herabsausen.
    Herab.
    Herab.
    Und stößt es in Aarons Hals.
    So heftig, dass die Spitze auf der anderen Seite wieder he rauskommt.
    Und da ist ein
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