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Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.

Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.

Titel: Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.
Autoren: Mike Powelz
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alles Gute.“
    Sie schloss die Tür zu Zimmer 6.
     
    Mike Powelz besuchte Minnie als Letzter.
    Es erschien ihm seltsam , dass sie nach ihm verlangt hatte. Schließlich waren sie sich nur einmal in der Eingangshalle begegnet – am Tag ihres Einzugs.
    Er setzte sich an Minnies Bett und las ihre für ihn bestimmten Notizen. Nach einer Stunde klappte er das Buch zu und musterte die glückliche Tote.
    Nun erkannte er die Wahrheit: Minnie war wie Minnie Mouse gewesen. Wie ein Mäuschen hatte sie allzu große Angst vor dem Sterben gehabt und die Furcht trotzdem bravourös überwunden.
    Aus die Maus.
    „Danke für Ihre Ideen“, sagte er zum Abschied. „Ich hätte nie gedacht, dass eine alte Dame soviel Phantasie hat und innerlich auf eine solche Heldenreise geht.“
    Es gab keinen besseren Ausdruck dafür.
    Der Reporter küsste Minnies Notizen. Er konnte endlich sein erstes Buch schreiben. Ab jetzt war alles Gold für ihn.
    Das Letzte, was der junge Mann hörte, nachdem er die Tür zu Zimmer 6 geschlossen hatte und auf den Weg vor Haus Holle trat, war ein lauter Knall. Mutter Merkel hatte ihren Golf mal wieder vor den Poller gesetzt.
    Als sie zurücksetzte, fuhr sie frontal gegen Mikes Schienbeine. Der Reporter stürzte sehr unglücklich. Er fiel mit dem Kopf auf einen großen Eisklumpen. Sofort platzte sein Schädel auf. Der Schnee färbt sich dunkelrot.
    Nepomuk miaute herzzerreiß end und Dr. Albers stürzte aus dem Haus. Der Psychologe drehte Mike um und rief: „Da ist nichts mehr zu machen!“ Hildegard Merkel schrie entsetzt auf.
    Plötzlich fielen keine Flocken mehr vom Himmel. Das Schneetreiben war zu Ende.

Nachwort : Ein Interview
     
     
    Das folgende Interview habe ich mit mir selbst geführt. Es soll einige offene Fragen, die ich mir selbst stellen würde, wenn ich ein Buch wie Die Flockenleserin gelesen hätte, beantworten:
     
    Wie kommt man dazu, ein Interview mit sich selbst zu führen?
    Mike Powelz: Ganz einfach. Ich möchte ein paar Dinge klarstellen. Bestimmt haben die Leser meines Buches Fragen, und ich möchte sie beantworten.
    Warum haben Sie dieses Buch geschrieben?
    Es hat sich so ergeben. Ab dem 11. November 2012 war ich vorübergehend allein, weil mein Ehemann Daniel für mehrere Wochen verreisen musste. Ich wusste nicht, was ich mit der freien Zeit anfangen sollte. Dann hatte ich die Vision, ein Buch über ein Thema zu schreiben, dass mich seit vielen Jahren antreibt und in den letzten vier Jahren noch stärker beschäftigt hat. Dieses Thema ist der Tod und unsere Angst vor dem Tod.
    Warum hat Sie das Thema in den letzten vier Jahren besonders beschäftigt?
    Weil der Tod unsere frühere Großfamilie ziemlich stark ausradiert hat. Als ich sechs Jahre alt war, fiel mein Bruder Carsten tot in der Küche um. Er war damals dreieinhalb Jahre alt und hatte eine seltene Krankheit. Später starb meine Tante Elisabeth („Ella“) Hamachers an einem Lungenödem. Ein Jahr später ging meine Großmutter Hedwig Kumbrink überraschend. Sie lag eine Woche auf der Intensivstation und starb an einem Samstagnachmittag, weil sie eine verschleppte Bauchspeicheldrüsenentzündung das Leben gekostet hat. Anschließend erlebte ich jahrelang das Siechtum meines Urgroßvaters Max Zielasko, der dement war, beide Beine verlor und immer mehr schrumpfte . Meine zweite Großmutter, Hildegard Dittrich, starb an Vaginalkrebs. 2006 saß mein Großvater Johannes Dittrich tot am Küchentisch. Und 2007 verlor mein Vater Herbert mit nur 63 Jahren seine Stimme am Vormittag des Heiligen Abend. Die Diagnose lautete unheilbarer Lungenkrebs und war niederschmetternd.
    Fürchten Sie sich noch vor dem Tod?
    Natürlich. Außerdem habe ich Angst davor, Menschen, die ich liebe, zu verlieren. Aber: Ich weiß, dass wir Menschen alles schaffen.
    Welches reale Hospiz ist das Vorbild für Haus Holle?
    Keines. Aus den Hospizen, in denen ich war und über die ich gelesen habe, habe ich ein ganz neues Haus geschaffen. Haus Holle als rosafarbene, dreigeschossige Jugendstilvilla, die ein Hospiz inmitten Berlins beherbergt, existiert nicht.
    Würden Sie in ein Hospiz gehen, wenn Sie sterben müssen?
    Ja.
    Was gefällt Ihnen besonders gut an Hospizen ?
    Wenn sie mitten im Leben angesiedelt sind . Ich wünsche mir, dass es in Deutschland mehr Hospize gibt, die in quirligen Lagen angesiedelt sind – und nicht an Waldrändern oder in Vororten.
    Welche der Personen, die Sie in den Hospizen kennengelernt haben, tauchen in Die Flockenleserin auf?
    Keine
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