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Die Flammen der Hölle

Die Flammen der Hölle

Titel: Die Flammen der Hölle
Autoren: Diana Gabaldon
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sich der Gesang fort - Verballhornungen diverser, bekannter Gebete, manche einfach nur törichter Unfug, andere geistreich oder unverhüllt obszön. Grey
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    unterdrückte ein plötzliches Bedürfnis zu lachen und biß sich auf die Lippe, um es zu ersticken.
    Die feierliche Prozession wand sich in die Tiefe, und er roch feuchtes Felsgestein; waren sie in einer Höhle? Offensichtlich, denn als sich der Durchgang verbreiterte, sah er Licht vor sich und betrat schließlich eine große, mit Kerzen bestückte Kammer, deren grob behauene Wände darauf hindeuteten, daß sie sich in der tat in einer Art Katakombe befanden. Der Eindruck
    wurde durch die Gegenwart einer Anzahl menschlicher Schädel in einer Nische der Wand noch verstärkt
    - ein jeder davon stand grinsend auf den dazugehörigen, gekreuzten Oberschenkelknochen wie eine Piratenflagge neben der anderen.
    Er fragte sich flüchtig, ob dies wohl die Überreste früherer Gäste Dashwoods waren - doch nein, beim näheren Hinsehen zeigte sich das Alter der Knochen, die blank poliert und von den Jahren braun gefleckt waren. Vielleicht waren es also einige der Mönche der ursprünglichen Abtei, respektvoll hier begraben und jetzt wieder ans Licht geholt, um zu Zeugen der Entweihung ihrer Ruhestätte zu werden.
    Die leeren Augenhöhlen sahen teilnahmslos zu, wie sich die respektlose Prozession an ihnen vorüberwand und eine kapuzenverhüllte Gestalt nach der anderen über den grob behauenen Stein huschte. Mühsam hielt Grey sich selbst davon ab, die vorüberziehenden Schatten zu zählen, denn was, wenn es mehr Schatten als Männer waren? Bei diesem Gedanken sträubten sich ihm kurz die Nackenhaare, doch unter seinem Brustbein stieg ein perverser, unangenehmer Lachzwang auf.
    Die Männer füllten die Kammer, und Grey fand sich auf einen Platz dicht an der Wand gedrängt. Eine Gestalt in der roten Robe eines Kardinals trat vor, und die Stimme Sir Francis Dashwoods intonierte den Beginn des Ritus'. Der Ritus selbst war eine Parodie der heiligen Messe, die unter Anrufung des Herrn der Finsternis mit großer Feierlichkeit nachgestellt wurde, wobei ein umgedrehter Schädelknochen den Abendmahlskelch darstellte. Offen gestanden fand Grey die Vorgänge extrem langweilig, und nur das Erscheinen eines großen Magotaffen,
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    der in Bischofsmantel und Mitra zur Wandlung auftauchte, brachte Leben in das Geschehen. Das Tier sprang auf den Altar, wo es schlabbernd an dem Brot herumfraß, das es dort vorfand, und den Wein auf den Boden schüttete. Es wäre weniger amüsant gewesen, dachte Grey, hätte der rote Backenbart und die runzlige Haut ihn nicht so sehr an den Bischof von Ely, einen alten Freund seiner Mutter, erinnert.
    Er gähnte herzhaft im Schutz seiner Kapuze, denn die Müdigkeit und der Duft der Weihrauchwolken, die unter der Höhlendecke schwebten, benebelten ihm den Kopf. Seine Augenlider wurden schwer, und Traumfetzen legten sich wie Seidensträhnen über sein Bewußtsein, ein Spinnennetz, das seine Gedanken umgarnte. Als sein bleischwerer Kopf zum dutzendsten Male auffuhr, blieb ihm nur noch die Schlußfolgerung, daß die Geheimnistuerei und die Gerüchte um Medmenham nur vertuschen sollten, wie entsetzlich langweilig Dashwoods Vorstellungen von Verruchtheit waren.
    Schließlich schloß der Ritus und die Männer gingen hinaus, jetzt schon sehr viel weniger feierlich, als sie gekommen waren.
    Während der verkehrten Messe war reichlich getrunken worden, und ihr Benehmen war kaum weniger zurückhaltend als das des Affen.
    Grey, der immer noch müde und über die groben Witze verärgert war, hielt sich im Hintergrund und trottete hinter den letzten Kapuzenträgern her, als sie die Kammer verließen.
    Doch gleich hinter der Tür drehten sich zwei Männer am Ende der Reihe plötzlich um, ergriffen seine Arme und drängten ihn in einen kleinen Alkoven, um den sich die anderen erwartungsvoll gesammelt hatten.
    Plötzlich hellwach, fand er sich rückwärts über ein Marmorbecken gebeugt wieder, die Robe von den Schultern gerissen, so daß sie ihm die Arme fesselte. Dashwood intonierte ein Gebet in verdrehtem Latein, und etwas Warmes, Klebriges ergoß sich über Greys Kopf und blendete ihn, worauf er sich im Griff seiner Häscher zu winden und zu fluchen begann. Heißer Atem, der nach Wein und Braten roch, berührte sein Gesicht.
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    "Ich taufe dich, Kind des Asmodeus, Sohn des Blutes ..."
    Der Klang der Stimme leitete ihn. Ein glücklich gezielter Tritt
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