Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flammen der Hölle

Die Flammen der Hölle

Titel: Die Flammen der Hölle
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
das wegen dieser ... Bruderschaft?" Seine Lippen wehrten sich angewiedert gegen das Wort.
    "Ja." Everett betrachtete einen Augenblick die Gestalt auf dem Bett und strich mit einem Finger über die Klinge. Schließlich schüttelte er den Kopf, seufzte und murmelte erneut vor sich hin. "Nein, ich denke nicht."
    Er hob die Augen auf eine Höhe mit Greys. Sie waren klar und glänzten im Licht der Kerze. Ihre Farbe war das helle, weiche Braun der torfigen Highlandbäche, dachte Grey, die Farbe der Forellengewässer, in deren Tiefen sich schlanke, pfeilschnelle Schatten verbargen.
    -4 2 -

    "Ich hätte dich verschont, John, wenn ich es könnte. Das solltest du wissen. Wenn Bob Gerald nicht gewesen wäre ...
    aber so ist es nun einmal." Er zuckte mit den Achseln.
    Das Glas in Greys Hand fühlte sich glitschig an, doch er zwang sich, ruhig zu sprechen.
    "Also hast du Gerald doch gekannt."
    Everett nickte langsam, ohne den Blick von Grey abzuwenden.
    "Oh ja. Es war der Gipfel der Ironie." sagte er leise. "Ich strebte nach der Mitgliedschaft in dieser Bruderschaft, deren Paßwort Laster lautet, deren Credo die Verderbtheit ist - und doch wären sie wie die Wölfe über mich hergefallen, hätte Bob Gerald ihnen erzählt, was ich bin. Ihnen ist jede Abartigkeit heilig - bis auf eine."
    "Und Robert Gerald wußte, was du bist?"
    Everett blickte zu ihm auf, und seine Augen schwelten im Kerzenschein. Das Haar lag ihm lose auf den Schultern, und die dunklen Wellen schienen mit dem Stoff seiner Robe zu verschmelzen.
    "Was auch du bist, John. Du bist genau so wie ich."
    "Oh, ich denke, doch nicht ganz genau so." Seine Stimme überraschte ihn mit ihrem Tonfall ruhiger Verachtung. "Wie war denn Bob Gerald?"
    George zuckte mit den Achseln, doch sein Mund zitterte nervös.
    "Er war ein hübscher Kerl. Ich dachte, er wäre vielleicht auch so
    ... aber ich habe mich geirrt. Er teilte ... die Neigung nicht."
    Unwillkürlich spürte Grey einen Stich des Bedauerns - und ein vorübergehendes Gefühl der Erleichterung.
    Er erinnerte sich an die Worte, die Gerald zu Quarry gesagt hatte: "Eine Einladung, die ich nicht anzunehmen wünschte."
    Aber das betraf Bubb-Dodington; es mußte eine Einladung gewesen sein, wie er selbst sie erhalten hatte. Doch was Gerald später zu ihm gesagt hatte - "Vielleicht irre ich mich ...
    ich brauche Hilfe."
    -4 3 -

    Der Grund für diese Bitte waren George Everetts Avancen gewesen, dessen war er sich ganz sicher. Gerald war jung gewesen - so jung! dachte er, und die Erinnerung an diese angsterfüllten, sterbenden Augen versetzte ihm einen Stich.
    Unerfahren, wenn auch nicht naiv. George war keines von beidem, wie er sehr wohl wußte.
    Gerald mußte gezögert haben, Everett zu bezichtigen, da er sich unsicher war, der Bestätigung bedurfte, daß das, was seiner Meinung nach geschehen war, tatsächlich das war, was er vermutete. Welcher Impuls, fragte er sich, welche Laune seiner Wahrnehmung hatte Gerald bewogen, sich hilfesuchend an ihn zu wenden?
    "Bist du es gewesen, der ihn umgebracht hat?" fragte er. "Und doch war es Dashwoods Name, den er im Sterben ausgesprochen hat, nicht deiner."
    Everett atmete mit einem kurzen, reumütigen Lachen aus.
    "Nein, er kannte meinen Namen nicht, aber wir sind uns hier in Medmenham begegnet. Eine von Dashwoods politischen Versammlungen. Es hätte keine Rolle gespielt, hätten sie ihn nicht später als neues Mitglied ausgewählt. Aber sie haben es nun einmal getan, und Bubb-Dodington hat ihn ein zweites Mal eingeladen - so wie du eingeladen worden bist. Wäre er zurückgekehrt, und hätte er mich hier gesehen ..."
    "Er wäre nicht gekommen. Er hatte die Einladung abgelehnt."
    George kniff die Augen zusammen, als er diese Aussage auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfte; dann zuckte er mit den Achseln.
    "Wenn ich das gewußt hätte, hätte er vielleicht nicht sterben müssen. Und wenn er nicht gestorben wäre, wärst auch du nicht ausgewählt worden - oder nicht gekommen? Nein. Tja, ich nehme an, auch das ist Ironie. Egal unter welchen Umständen -
    ich glaube, ich hätte ihn auf jeden Fall umgebracht. Er hätte mich anderswo sehen können, meinen Namen erfahren können
    - nein, es war zu gefährlich." Er ließ den Kopf ein wenig nach vorn fallen und fixierte das Messer mit dem Blick.
    -4 4 -

    Auch Grey hatte ein wachsames Auge auf das Messer gehabt.
    Er setzte sich unauffällig in Bewegung mit dem Ziel, eine Ecke des Tisches zwischen sich und Everett zu bekommen.
    "Und die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher