Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flammen der Hölle

Die Flammen der Hölle

Titel: Die Flammen der Hölle
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
zu dem der Mißbilligung.
    "Warum versuchst du, dich in diese schmutzige Angelegenheit zu verwickeln?" fragte er herausfordernd. "Damit in Verbindung gebracht zu werden, kann nur deinem eigenen Ruf schaden -
    oder was davon übrig ist."
    Das tat weh, und so war es ja auch beabsichtigt.
    "Mein Ruf geht nur mich etwas an," sagte Grey, "genau wie meine Beweggründe. Hast du Gerald gekannt?"
    "Nein." antwortete
    Everett kurz angebunden. In
    unausgesprochener Übereinstimmung wandten sie sich der Abtei zu und gingen schweigend zurück.
    Am dritten Tag änderte sich etwas. Ein Gefühl nervöser Erwartung schien in der Luft zu liegen, und die Stimmung wurde noch geheimnisvoller. Grey fühlte sich, als legte sich ein
    -3 3 -

    erdrückender Deckel über die Abtei, und er verbrachte so viel Zeit wie möglich im Freien.
    Dennoch gab es im Lauf des Tages und es Abends keinerlei ungewöhnliche Vorfälle, und er zog sich wie üblich kurz nach zehn Uhr zurück. Er entließ den Kammerdiener und entkleidete sich allein. Seine langen Spaziergänge hatten ihn ermüdet, doch es war noch früh. Er nahm sich ein Buch und versuchte zu lesen, doch die Worte schienen vor seinen Augen zu verschwimmen. Sein Kopf nickte nach vorn, und er schlief im Sessel sitzend ein.
    Das Geräusch der Uhr, die unten im Flur schlug, weckte ihn aus unangenehmen Träumen vom Ertrinken in dunklen Seen.
    Er setzte sich auf, einen Metallgeschmack wie Blut im Mund, und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Zeit für sein nächtliches Signal an Quarry.
    Quarry, der Grey nur ungern in solch riskante Gesellschaft entließ, war Lord John nach West Wycombe gefolgt. Er würde, so beharrte er, dort jeden Abend von elf bis ein Uhr auf der Wiese gegenüber dem Gästeflügel Position beziehen. Lord John sollte jeden Abend dreimal eine Kerze am Fenster schwenken, zum Zeichen, daß bis jetzt alles in Ordnung war.
    Grey hatte dies auch an den ersten beiden Abenden getan und war sich dabei lächerlich vorgekommen. Heute abend verlieh ihm das ein leises Gefühl der Sicherheit, als er sich bückte, um seinen Docht am Kaminfeuer zu entzünden. Das Haus war still, doch es schlief nicht. Irgendwo im Inneren der Abtei regte sich etwas; er konnte es spüren. Vielleicht die Geister der alten Mönche - vielleicht etwas anderes.
    Die Kerzenflamme zeigte ihm das Spiegelbild seines Gesichtes, ein bleiches Oval auf dem Glas, in dem die hellblauen Augen zu dunklen Löchern geworden waren. Einen Augenblick lang stand er mit der Flamme da, dann blies er sie aus und ging zu Bett, und seltsamerweise tröstete ihn der Gedanke an Harry draußen vor der Abtei mehr als der Gedanke an George Everett im Nebenzimmer.
    -3 4 -

    Er erwachte in der Dunkelheit und stellte fest, daß sein Bett von Mönchen umringt war. Oder von Männern in Mönchsgewändern; jeder von ihnen trug eine seilumgürtete Robe und hatte eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen, um es zu verbergen. Nach einem ersten, erschrockenen Ausruf lag er still. Er hätte sie vielleicht für die Geister der Abtei gehalten, doch die beruhigenden Gerüche von Schweiß und Alkohol, Puder und Pomade belehrten ihn eines Besseren.
    Niemand sprach, sondern Hände zogen ihn vom Bett hoch und stellten ihn hin, zogen ihm das Nachthemd vom Körper und halfen ihm ebenfalls in eine Robe. Eine Hand umschloß ihn intim, eine Liebkosung im Schutz der Dunkelheit, und er atmete Moschus und Myrrhe ein.
    Es wurden keinerlei Drohungen ausgesprochen, und er wußte, daß seine Begleiter die Männer waren, mit denen er beim Essen das Brot gebrochen hatte. Dennoch schlug ihm das Herz in den Ohren, als man ihn durch die dunklen Flure in den Garten führte, dann bei Laternenschein durch ein Labyrinth aus Eibenhecken. Dann führte ein gewundener Pfad einen steinigen Hügel hinab in die Dunkelheit und bog sich schließlich in den Hügel selbst zurück.
    Hier passierten sie ein seltsames Portal, einen Torbogen aus Holz und Marmor, zu einer Form zurechtgeschnitzt, die er für das Abbild der weit geöffneten Genitalien einer Frau hielt. Er betrachtete es neugierig; frühe Erfahrungen mit Huren hatten ihn ansatzhaft damit vertraut gemacht, ihm jedoch keine Gelegenheit zur genaueren Untersuchung geboten.
    Sobald sie sich innerhalb des Portals befanden, begann irgendwo vor ihnen eine Glocke zu schlagen. Die "Mönche"
    stellten sich zu einer Zweierreihe auf, setzten sich langsam schlurfend in Bewegung und fingen an zu singen.
    "Hocus-Pocus
    Hoc est corpus ..."
    Auf diese Weise setzte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher