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Die Flammen der Hölle

Die Flammen der Hölle

Titel: Die Flammen der Hölle
Autoren: Diana Gabaldon
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bin geschmeichelt, aber ich glaube kaum ..." begann er und wandte sich ab.
    "Oh, denkt nicht, daß Ihr dort ein völlig Fremder wärt!"
    unterbrach Bubb-Dodington und strahlte vor öliger Beflissenheit. "Wie ich glaube, seid Ihr mit Mr. Everett bekannt?
    Er wird auch dabei sein."
    "Tatsächlich." Greys Mund war trocken geworden. "Ich verstehe. Nun, Ihr müßt mir erlauben mich zuerst zu besprechen ..."
    -2 8 -

    Er entfloh unter gemurmelten Entschuldigungen und fand einen Augenblick später Zuflucht bei Harry Quarry und seiner Schwägerin, die nebenan am Buffet gemeinsam Brandy-Punsch tranken.
    "Es ist mir zuwider," sagte Harry gerade, "Daß solche bedeutungslosen Opportunisten und eingebildeten Lackaffen meine Verwandtschaft auf eine Stufe mit den Strichjungen und Schwuchteln stellen, die die Arkade infizieren. Ich kannte Bob Gerald schon als Kind, und ich schwöre bei meinem Leben auf seine Ehre!" Quarrys große Hand umklammerte ein Glas, während er den Rücken des Friedensrichters Margrave anfunkelte.
    "Gib acht, mein lieber Harry." Lucinda legte ihm eine Hand auf den Ärmel. "Das sind meine guten Kristallgläser. Wenn du etwas zerdrücken mußt, dann nimm lieber eine Haselnuß."
    "Ich nehme lieber die Luftröhre dieses Idioten, wenn er nicht aufhört, seine idiotischen Ansichten öffentlich zu verkünden."
    sagte Quarry. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse, ließ es jedoch zu, daß man ihn umdrehte, während er weiterredete.
    "Was denkt sich Richard nur dabei, solchen Abschaum einzuladen? Dashwood meine ich, und jetzt diesen ..."
    Grey fuhr zusammen und spürte, wie es ihm kalt den Rücken hinunterlief. Quarrys kantige Züge hatten keinerlei Ähnlichkeit mit seinem toten, angeheirateten Vetter, und doch - jetzt, wo sein Gesicht vor Wut verzerrt war, die Augen beim Sprechen ein wenig hervorquollen ... Grey schloß fest die Augen und beschwor die Vision herauf.
    Ohne sich zu entschuldigen, ließ er Quarry und Lady Lucinda abrupt stehen und trat hastig vor den großen, vergoldeten Spiegel, der im Speisezimmer über einer Anrichte hing.
    Über die Skelettreste eines gerösteten Fasanen gebeugt, starrte er seinen Mund an, der sorgsam die Bewegungen formte, die er Robert Geralds Mund gesehen hatte - und jetzt erneut auf Harry Quarrys. Und im Geiste hörte er dabei Robert Geralds mühsames - aber unausgesprochenes - letztes Wort erklingen. "Dashwood."
    -2 9 -

    Quarry war ihm gefolgt, die Stirn verwirrt gerunzelt.
    "Was zum Teufel, Grey? Warum zieht Ihr vor dem Spiegel Gesichter? Ist Euch nicht gut?"
    "Doch." sagte Grey, obwohl es ihm in Wirklichkeit alles andere als gut ging. Er starrte sein eigenes Spiegelbild an, als sei es eine grauenvolle Geistererscheinung.
    Ein weiteres Gesicht erschien, und dunkle Augen begegneten den seinen im Spiegel. Die beiden Abbilder ähnelten sich in Größe und Form, beide besaßen eine kultivierte Muskularität und feine Gesichtszüge, die schon mehr als einen Beobachter in der Gesellschaft zu der Bemerkung verleitet hatten, daß sie Zwillinge sein könnten - der eine hell, der andere dunkel.
    "Du kommst doch nach Medmenham, oder?" Die gemurmelten Worte waren warm in seinem Ohr, Georges Körper so dicht bei ihm, daß er den Druck von Hüfte und Oberschenkel spüren konnte. Everetts Hand berührte leicht die seine. "Es wäre ...
    mein ganz besonderes Begehren."
    Teil III
    Die Abtei von Medmenham, West Wycombe Bis zur dritten Nacht in Medmenham gab es keine ungewöhnlichen Vorkommnisse. Vorher war es - Quarrys im Vorfeld lauthals geäußerten Bedenken zum Trotz - eine Gesellschaft wie viele andere in Lord Johns Erinnerung gewesen, obwohl mehr als üblich über Politik und weniger über die Jagd geredet wurde.
    Trotz der Gespräche und Unternehmungen strahlte das Haus jedoch eine geheimnisvolle Atmosphäre aus. Grey konnte nicht sagen, ob es am Verhalten der Dienstboten lag oder ob es etwas war, das die Gäste nicht sahen, aber spürten, doch es war real; es lag in der Luft der Abtei wie Rauch auf Wasser.
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    Das einzige, was sonst noch seltsam war, war der Mangel an Frauen. Es wurden zwar gutsituierte Frauen aus der Gegend um Wes t Wycombe zum Abendessen eingeladen, doch sämtliche Gäste des Hauses waren männlich. Grey kam der Gedanke, daß es dem Erscheinen nach fast einer jener sodomitischen Gesellschaften hätte sein können, die auf den Londoner Flugblättern so verschrieen wurden. Allerdings nur dem Anschein nach; es gab keinerlei Hinweise auf derartiges Verhalten.
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