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Die Flammen der Hölle

Die Flammen der Hölle

Titel: Die Flammen der Hölle
Autoren: Diana Gabaldon
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zukniff.
    "Oh, Harry hält sich für einen großen Lebemann," sagte Lady Lucinda großmütig, "obwohl jeder sehen kann, daß es nicht zu mehr reicht als zum Kartenspiel in den Herrenclubs und zu einem Blick für gutgebaute Damen. Gibt es einen Offizier in London, der da großartig anders ist?" Ein gewitztes, graues Auge glitt über Lord John hinweg und erkundete, inwiefern er wohl anders sein mochte.
    "So ist es." sagte er belustigt. "Und doch höre ich, daß man ihn auf Grund einer Indiskretion nach Schottland geschickt hat. War es nicht jener Zwischenfall, dem er diese Wunde in seinem Gesicht verdankt?"
    "Oh, ja." sagte sie und spitzte verächtlich die Lippen. "Die berühmte Narbe! Man könnte glauben, es wäre der Hosenbandorden, so stellt er sie zur Schau. Nein, nein, die Karten waren der Grund für sein Exil - er hat einen Oberst des Regiments beim Falschspiel erwischt und hatte zu viel Wein getrunken, um diesbezüglich Stillschweigen zu bewahren."
    Grey öffnete den Mund, um sich nach der Narbe zu erkundigen, doch sie packte ihn am Ärmel und brachte ihn zum Schweigen.
    "Also da ist ein Lebemann, wenn ihr einen sehen wollt." sagte sie leise. Ihre Augen wiesen auf einen Mann beim Kamin an der anderen Seite des Zimmers. "Dashwood, der Mann, von dem Harry gesprochen hat. Ihr wißt doch von ihm, oder?"
    Grey sah blinzelnd durch den rauchigen Dunst im Zimmer. Der Mann war kräftig gebaut, wies aber kein Gramm Fett auf; seine schrägen Schultern waren dick bemuskelt, und wenn Taille und Oberschenkel auch kräftig waren, so war das ihre natürliche Form, nicht das Ergebnis einer ausschweifenden Lebensweise.
    "Den Namen habe ich schon einmal gehört." sagte Grey. "Ein Politiker von unbedeutendem Ruf?"
    "In der politischen Arena ja." pflichtete Lady Lucinda ihm bei, ohne ihren Blick von dem Mann abzuwenden. "In anderen ...
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    nicht ganz so unbedeutend. In manchen Kreisen kommt sein Ruf sogar geradezu der Verruchtheit gleich."
    Dashwood streckte den Arm nach einem Glas aus, und der Satin seiner pflaumenfarbenen Seidenweste spannte sich fest über einem breiten Brustkorb. Ein nicht minder breites Gesicht wurde sichtbar, rötlich im Kerzenschein und von zynischem Gelächter bewegt. Er trug keine Perücke, sondern hatte dichtes, dunkles Haar, dessen Locken ihm tief in die Stirn hingen. Grey runzelte die Stirn, als er versuchte, sich zu erinnern. Jemand hatte etwas zu ihm gesagt, ja - doch der Anlaß war ihm genau so entfallen wie der Inhalt der Worte.
    "Er scheint ein Mann von Substanz zu sein." wagte er eine Einschätzung. Dashwood bildete unzweifelhaft das Zentrum seiner Raumhälfte, alle Blicke hingen an ihm, wenn er sprach.
    Lady Lucinda lachte kurz auf.
    "Glaubt Ihr, Sir? Er und seine Freunde stellen ihre ausschweifende, blasphemische Art genau so zur Schau wie Harry seine Narbe - und aus demselben Grund."
    Es war das Wort "blasphemisch", das seinem Gedächtnis auf die Sprünge half.
    "Ha. Ich habe davon gehört ... die Abtei von Medmenham?"
    Lucinda kniff die Lippen fest zusammen, und sie nickte. "Sie nennen es den Höllenfeuer-Club."
    "Genau. Doch es hat schon andere Höllenfeuer-Clubs gegeben
    - viele andere. Ist dieser hier mehr als die übliche Ausrede für öffentliches Herumpöbeln und Alkoholexzesse?"
    Sie blickte die Männer vor dem Feuer an, und ihr Gesichtsausdruck war besorgt. Im Licht des Feuers hinter ihnen verloren sie jegliche Individualität ihres Aussehens; sie schienen nicht mehr als eine Ansammlung dunkler Gestalten zu sein; gesichtslose Teufel, vom Feuerschein umrandet.
    "Ich glaube nicht." sagte sie sehr leise und ließ ihre Blicke hin-und herschweifen, um sicher zu gehen, daß niemand sie hörte.
    "Zumindest habe ich das geglaubt - bis ich von Roberts Einladung hörte. Jetzt ..."
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    Das Eintreffen eines hochgewachsenen, gutaussehenden Mannes, dessen Ähnlichkeit mit Quarry seine Identität klarstellte, setzte der geheimen Konferenz im Dschungel ein Ende.
    "Da ist Richard; er sucht nach mir." Schon im Begriff davonzuhuschen, hielt Lady Lucinda inne und blickte zu Grey zurück. "Ich kann nicht sagen, Sir, welchen Grund es für Euer Interesse gibt - aber ich danke Euch dafür." Ein ironischer Funke ließ die grauen Augen aufleuchten. "Gott mit euch, Sir -
    wenn ich für meinen Teil auch einem Gott, der so kleingeistig ist, daß er sich mit Francis Dashwood einläßt, keinen großen Respekt zollen würde."
    Grey mischte sich unter die Menge. Er verneigte sich und lächelte, ließ sich
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