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Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba
Autoren: Franziska Wulf
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halten können, dann war sie irgendwann ins Meer gestürzt.
    Typisch Cosimo. Selbst im Tod noch rücksichtsvoll.
    Anselmo und Cosimo wollten keine Spekulationen über ihren Tod zulassen, keine Obduktionen, die unter Umständen erstaunliche Ergebnisse zu Tage gefördert hätten. Und vor allem wollten sie, dass mit ihnen auch die Pergamente verschwanden , die Teile des Fluchs des Merlin , in denen die Rezepte für das Elixier der Ewigkeit und das Drachenöl enthalten waren. Da diese Pergamente aber unzerstörbar waren, waren sie nirgendwo besser aufgehoben als auf dem Grund des Ozeans. Selbst wenn jemand wusste, wonach er suchen musste, würde er Jahrzehnte brauchen, um die Pergamente im Atlantik wieder zu finden.
    Ja, es passte alles so gut zusammen. Anne machte sich Vorwürfe . Sie hätte sich schlagen, treten, beißen können. Hätte sie nur ein bisschen nachgedacht, vielleicht hätte sie es doch verhindern können. Vielleicht hätte sie Cosimo und Anselmo überreden können, weiterzumachen. Die beiden besaßen so viel Wissen, sie hatten so viel Erfahrung, und sie waren so reich, dass sie bestimmt unendlich vielen Menschen auf der Welt damit hätten helfen können. Sie hätten …
    »Du hättest es nie geschafft«, sagte sie leise zu sich selbst. »Wenn Cosimo sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann …«
    Das Telefon klingelte. Auf dem Display erschien eine Nummer mit italienischer Vorwahl. Annes Herz begann heftig zu schlagen. Vielleicht war die Sache mit dem Flugzeug ja nur ein Trick, um die Öffentlichkeit zu täuschen und von der Bildfläche zu verschwinden? Vielleicht lebten sie noch und meldeten sich jetzt bei ihr, um ihr zu sagen, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauche? Sie riss den Hörer von der Gabel.
    »Hallo?«
    »Anne?«
    Anne kannte die Stimme mit dem italienischen Akzent am anderen Ende der Leitung. Aber es war weder die von Cosimo noch die von Anselmo. Mit einem Schlag sank ihr Blutdruck ins Bodenlose.
    »Hallo, Giancarlo«, sagte sie und kam sich schäbig vor, dass sie sich nicht so über seinen Anruf freuen konnte, wie es angemessen gewesen wäre. Schließlich war Giancarlo ein alter Freund, den sie noch aus der Zeit kannte, als sie in Florenz gelebt hatte. Außerdem war er der Inhaber eines der besten Restaurants von Florenz. »Schön, dass du anrufst. Wie geht es dir?«
    »Ganz gut«, erwiderte er in seinem florentinischen Italienisch , doch es klang nicht echt. »Um die Wahrheit zu sagen, ich bin beunruhigt. Beunruhigt und verwirrt. Ich mache mir Sorgen, Anne, und du … Du kennst doch Cosimo Mecidea. Ich habe dir eine Einladung zu seinem Maskenball am vorletzten Samstag besorgt.«
    »Ja«, sagte Anne und rieb sich die Stirn. Das war gerade eben zehn Tage her. Unvorstellbar. »Und?«
    »Vielleicht hast du gehört, dass er und sein Sohn Anselmo mit ihrem Flugzeug als verschollen gelten.«
    Anne biss sich auf die Lippe. Tränen schossen ihr in die Augen. Trotzdem versuchte sie sich zusammenzureißen. Giancarlo wusste schließlich nicht, wie gut sie mittlerweile Anselmo und Cosimo kannte, wie viel sie gemeinsam erlebt hatten.
    »Ja, das habe ich heute Morgen in der Zeitung gelesen.«
    »Heute habe ich einen Anruf von Dr. Sampione erhalten. Das ist Cosimos Anwalt. Ich bin von Cosimo zu einem seiner Erben ernannt worden. Na ja«, fügte er hinzu. »Erbe ist vielleicht das falsche Wort. Verwalter trifft es wohl besser. Offenbar hat Cosimo eine umfangreiche Gemäldesammlung irgendwo hier in der Toskana auf einem Weingut. Er will mit einem Großteil seines Vermögens ein Museum errichten lassen , in dem die Gemälde ausgestellt werden, und der Erlös soll im Rahmen einer Stiftung mittellosen Kindern zukommen , um ihnen eine umfassende Bildung auch in künstlerischer Hinsicht zu ermöglichen.«
    Anne rieb sich die Stirn. Sie konnte die Tränen kaum noch zurückhalten. Sie erinnerte sich daran, wie Anselmo vor ihr in der Küche gestanden und ihr von dieser Sammlung erzählt hatte. Ein Weinkeller voller wertvoller Gemälde alter und neuer Meister, lauter verschollene oder unbekannte Werke. Cosimo hatte fünfhundert Jahre Zeit gehabt, alles zusammenzutragen , was ihm gefiel. Und er hatte schon immer einen exzellenten Geschmack besessen.
    »Ja, und?«, fragte sie.
    »Nun, Sampione gab mir einen Brief. In diesem Brief bittet Cosimo mich, diese Stiftung zu leiten. Er deutet an, dass es sich um einen erheblichen Wert handelt, der möglicherweise meine ganze Zeit in Anspruch nehmen wird. Und ich soll
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