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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels
Autoren: David Gilman
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Grund zählten ein paar Frauen zu den Mitarbeitern. Im Moment sehnte sich Max vor allem danach, von seiner Mutter in den Arm genommen zu werden. Tränen brannten in seinen Augen, doch er gab sich Mühe, tapfer zu sein und so zu tun, als schmerzte bloß das Desinfektionsmittel, das Matron auf die Wunde auftrug. Matron murmelte ein paar tröstende Worte, dass man sich fürs Weinen nicht zu schämen brauchte und sie niemandem davon erzählen würde. Aber Maxkümmerte es nicht, ob jemand dies erfahren würde. Er hatte eine Ewigkeit geweint, als seine Mum vor vier Jahren gestorben war, und er verdrückte unweigerlich auch jetzt ein paar Tränen. Max atmete ein paarmal tief durch, und kurz darauf ging es ihm schon wieder besser. Er war am Leben. Note: zehn von zehn möglichen Punkten.
     
    Nachdem Max vom Schularzt untersucht worden war und bei der Polizei ausgesagt hatte, erfuhr er, dass es ein Fallschirmjäger gewesen war, der ihn mit einem beherzten Sprung aus der Schusslinie des Maschinengewehrfeuers gebracht und ihm so das Leben gerettet hatte. Sein Angreifer war im Kugelhagel umgekommen. Die Armee übte schon seit zwei Wochen auf dem Gelände, wo sie ein Schießtraining mit scharfer Munition durchführte. Nur zufällig hatte der scharfsichtige Soldat bemerkt, dass Max verfolgt wurde, und war ihm zu Hilfe geeilt.
    »Ich habe mit der Polizei gesprochen, Max, sie wissen nicht, wer der Tote ist. Noch nicht jedenfalls«, berichtete sein Schuldirektor. Fergus Jackson sah nicht wie ein gewöhnlicher Rektor aus. Er trug stets Cordhosen, Wanderstiefel und wollene Rollkragenpullover.
    Max nippte an der heißen Schokolade, die ihm irgendjemand auf dem Weg zu Jacksons Arbeitszimmer in die Hand gedrückt hatte. In dem großen Raum, in dem er jetzt stand, prasselte ein behagliches Feuer im Kamin, um den abgenutzte, rissige Ledersessel und Sofas angeordnet waren. Bunte Teppiche bedeckten den Dielenboden.
    Mr Peterson, Max’ Vertrauenslehrer, war ebenfalls mitgekommen und machte ein besorgteres Gesicht als sonst. Seine Erscheinung ähnelte der eines schussligen Buchhalters. Er hatte zottlige Haare, trug eine Brille und schien stets tiefschürfendenGedanken nachzuhängen. Doch dieser Eindruck täuschte, denn Mr Peterson führte ein sehr aktives Leben und erklomm die höchsten Berge der Welt, wenn er nicht gerade Geografie- oder Wildwasserkanu-Unterricht gab.
    Der Anschlag auf Max war allen ein Rätsel. Es war einfach schleierhaft, warum irgendjemand die Absicht haben sollte, ihn zu töten.
    »Glauben Sie, der Angriff könnte ein Zufall gewesen sein?«, fragte Max. »Sie wissen schon, irgendein Verrückter, der aus seiner Höhle gekrochen kommt, weil er nun mal den Drang dazu verspürt?«
    »Nach dem, was du berichtet hast, war er fest entschlossen, dich zu töten. Ansonsten hätte er sich ja einfach wieder aus dem Staub machen können, als du weggerannt bist«, erwiderte Mr Jackson. »Wie hast du den Hinterhalt eigentlich bemerkt?«
    Max erinnerte sich an das Geräusch, als die Pistole entsichert wurde. Dieser Moment hatte sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt.
    In den Ferien stand es den Jungen frei, an der Dartmoor High zu bleiben, um an den zahlreich zur Auswahl stehenden Aktivitäten teilzunehmen: Bergexpeditionen, Kajakfahrten und sogar Bärenbeobachtungen in Kanada. Wer wollte, fuhr allerdings nach Hause zu seinen Eltern. Eine unumstößliche Schulregel war jedoch, dass alle Schüler mindestens einmal pro Jahr ihre Familien besuchten, damit Mr Jackson und seine Kollegen die Chance bekamen zu verschnaufen.
    Max verbrachte die Ferien immer mit seinem Dad. Für ihn gab es nichts Schöneres! Tom Gordon war ein … na ja, Max war sich nicht hundertprozentig sicher, was sein Dad war, aber wohl so etwas wie ein Hydrologe-Geologe-Archäologe, der um die ganze Welt reiste. Er spürte unterirdische Quellen in Wüstenauf und half Dorfbewohnern in Entwicklungsländern, an sauberes Wasser zu kommen. Er legte verschüttete Städte frei, identifizierte untergegangene Zivilisationen und tauchte nach gesunkenen Schiffen. Kein Wunder, dass sein Dad ihn gedrängt hatte, an die Dartmoor High zu gehen – er wollte, dass sein Sohn genauso belastbar und leistungsfähig wurde wie er selbst. Das Leben soll ein Abenteuer sein, sagte er Max immer wieder, aber dafür muss man gut gerüstet sein. Geistige und körperliche Fitness war absolut notwendig.
    Es war jetzt anderthalb Jahre her, dass Max das metallische Klicken gehört hatte, als
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