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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels
Autoren: David Gilman
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erstreckte sich über Tausende Kilometer entlang des südlichen Atlantiks. Große Teile des Lands waren Sperrzone, weil es dort Diamanten gab, dienur darauf warteten, aufgesammelt zu werden. Von Namibia hatte Max’ Dad schon früher erzählt: Das Land bildete ein riesiges Dreieck, mit einer Fläche, die größer war als Frankreich und Großbritannien zusammen. Abgesehen von seiner nebelverhangenen Küste gab es dort vorwiegend unfruchtbare, heiße Wüste und Buschland. Die Okawangosümpfe mit ihren Krokodilen lagen weiter östlich in Botswana. Angola lag nördlich in Richtung des Kunene, und im Süden grenzte Namibia an Südafrika.
    Es gab jede Menge Tiere, die man jagen konnte – Löwen, Elefanten … Aber was sonst? Max brachte keinen vernünftigen Gedanken zustande. Sein Dad war womöglich verletzt oder noch Schlimmeres. Jemand hatte vorgehabt, ihn zu ermorden. Hatte derjenige vorher seinen Vater gefangen genommen oder gar getötet? Aber warum?
    Die Stimme von Jackson unterbrach seinen Gedankengang. »Falls das kein zufälliger Angriff auf dich war, müssen wir natürlich davon ausgehen, dass es hier einen Zusammenhang gibt.« Max nickte. Was würde sein Dad in dieser Situation von ihm erwarten? »Unter diesen Umständen«, sprach Jackson weiter, »sollten wir ins Gewölbe gehen, finde ich.«
    Das Gewölbe. Da hörte man die Stimmen der Toten. Max kannte ein paar der Jungen, deren Eltern gestorben waren – und mit allen war man ins Gewölbe hinuntergegangen. Jeder Schüler hatte seinen eigenen Schlüssel, verwahrt in Jacksons Safe, mit dem man eins der Schließfächer in den unterirdischen Kammern der Dartmoor High öffnen konnte. Das Gewölbe war sicher gegen Feuer, Bomben und Sonstiges, weil es in den Granitfelsen gehauen war, auf dem das Schulgebäude stand. Starben die Eltern eines Schülers, musste laut Gesetz ein Vormund bestellt werden, der sich um den Jungen kümmerte, undein Dokument mit dem entsprechenden Namen befand sich im Schließfach eines jeden Jungen. Manchmal enthielt es auch persönliche Briefe und Erinnerungsstücke und in der Regel ein rechtsverbindliches Papier, auf dem der Name des im Erbfall zuständigen Notars stand. Außerdem bestand an der Dartmoor High für alle Eltern die Pflicht, eine digitale Aufnahme für ihr Kind zu hinterlegen. Sollte sich ein Unglück ereignen, war die tröstliche Stimme des Vaters oder der Mutter so ziemlich das Einzige, was dem hinterbliebenen Jungen half, sein Trauma zu verarbeiten. Davon war Jackson überzeugt.
    Stimmen von Toten. Ins Gewölbe gehen, das hatte so etwas Endgültiges.
    Matron klopfte an die angelehnte Tür des Arbeitszimmers und Jackson bedeutete ihr mit einem Nicken hereinzukommen. »Wir dachten uns, wir gehen morgen dorthin, Max«, sagte Jackson. Matron hatte ein Glas Wasser und eine Pillendose dabei. »Der Doktor meinte, du solltest die Nacht erst mal schlafen. Das wird dir helfen, mit dem Ganzen zurechtzukommen.« Matron hielt ihm die Schlaftablette entgegen. »Es ist nur ein leichtes Beruhigungsmittel. Okay?«, versicherte ihm Jackson. Max nickte, legte sich die Tablette in den Mund, trank einen großen Schluck Wasser und lächelte Jackson, Peterson und Matron zu.
    »Guter Junge«, sagte Matron.
    »Wir wollen hier keine Unruhe verbreiten, Max, darum lautet die offizielle Version, dass du aus Versehen ins Sperrgebiet geraten und dort unglücklich gestolpert bist. Einverstanden?«
    Max nickte.
    Kaum hatte er das Arbeitszimmer des Rektors verlassen, spuckte Max die Tablette aus. Er hatte sie sich unter die Zunge geschoben und nur so getan, als hätte er sie hinuntergeschluckt.Nicht, weil er seinen Lehrern misstraut hätte, nein, er wollte nur einfach einen klaren Kopf behalten und alles durchdenken. Genau das hätte sein Dad von ihm erwartet. Deswegen hatte er ihn in erster Linie in diese Schule gesteckt.
     
    Max’ Zimmer war groß genug für ein Einzelbett, einen kleinen Tisch, den er als Schreibtisch benutzte, einen Stuhl, einen Bücherschrank, eine Truhe für seine persönlichen Sachen und einen eintürigen Kleiderschrank. Auch wenn der Raum ursprünglich mal eine Gefängniszelle gewesen war, bot er jetzt doch genug Platz für alles Wesentliche – außer für einen Fernseher, aber den gab es im Gemeinschaftsraum jedes Internatshauses. An der Dartmoor High gab es insgesamt vier Häuser: das Haus Adler, zu dem Max gehörte, und die Häuser Wolf, Otter und Dachs.
    Max streckte sich auf seinem Bett aus. Ihm war klar, dass ihm womöglich
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