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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels
Autoren: David Gilman
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Nachmittag mit der Post gekommen – ich habe dich überall gesucht.«
    Max nickte. Sein Vater hatte sich an die Person in der Schule gewandt, auf die Max sich immer verlassen konnte, auch wenn es mal brenzlig wurde. Er riss den Umschlag auf – und auf dem gefalteten Blatt Papier stand wieder nur ein einziger Name: FARENTINO .
    Max wusste jetzt, was sein Vater von ihm wollte.
    Sayid wartete geduldig.
    Max holte tief Luft. »Sayid, mein Vater ist in Schwierigkeiten, er wird vermisst …«
    »Verdammte Scheiße! Wo denn?«
    »Ich weiß es nicht genau, zuletzt hat er sich aus Afrika gemeldet, und dieser Zettel, den er dir geschickt hat, bestätigt, dass er versucht, Kontakt zu mir aufzunehmen. Er legt eine Fährte für mich. Sayid, hör zu, mein Freund, du musst das für dich behalten. Ich meine, es sieht ziemlich schlimm aus … ich bin heute Abend nicht einfach bloß so durch das Sperrgebiet spaziert. Ich bin vor einem Kerl geflüchtet, der mich töten wollte.«
    Angst, die einem den Magen zuschnürt, kannte Sayid Khalif nur allzu gut, denn die Mörder seines Vaters hatten sie zu einem Teil seines Lebens werden lassen. Seine Mutter und er waren die einzigen Überlebenden eines Anschlags in Saudi-Arabien gewesen; dass es jemand auf Max und seinen Dad abgesehen hatte, machte ihm nun genauso viel Angst wie Max. »Von mir erfährt niemand ein Wort, darauf kannst du dich absolut verlassen.«
    »Nicht mal deine Mum?«
    »Die vor allem nicht! Sie wäre verrückt vor Sorge um dich und deinen Dad.«
    »Danke. Gut, also ich vermute, sobald ich morgen Früh mein Fach im Gewölbe aufgemacht habe, bin ich weg. Ich schätze, Dad gibt mir da den nächsten Anhaltspunkt.«
    »Wenn du aus der Schule verschwindest, wird Mum sofort misstrauisch.«
    »Nein, Mr Jackson wird allen erzählen, ich wäre aus familiären Gründen vom Unterricht befreit, weil mein Dad krank ist oder so was. Sag deiner Mum bitte nicht, was wirklich los ist, Sayid, ich bringe dich schon in ziemlich große Gefahr, indem ich dir nur davon erzähle.«
    »Ich könnte mit dir gehen.«
    »Nein, kannst du nicht, außerdem brauch ich hier jemanden, dem ich vertrauen kann. Vielleicht kannst du ja ein anständiges Verschlüsselungssystem programmieren oder so was: Dann kannst du mich von hier aus unterstützen.«
    In puncto Computer und Technik war Sayid die Anlaufstelle für alle. Einmal hatte er sogar fast einen Skandal ausgelöst und die für die nationale Sicherheit zuständige Behörde in Alarmbereitschaft versetzt, als er sich ins Computernetz des Verteidigungsministeriums einhackte, das die Regierung gerade erst für Hunderte von Millionen eingerichtet hatte. Die dortigen Computeranalytiker hatten Sayid durch ein ganzes Codesystem hindurch verfolgt und um ein Haar hätten sie ihn gekriegt, doch er lockte sie in eine Sackgasse und zerstörte sein eigenes Programm. Hätten sie ihn erwischt, wären die Schadenersatzforderungen enorm gewesen – ein vierzehn Jahre alter Junge aus Saudi-Arabien im Herzen des Sicherheitsapparats der britischen Landesverteidigung! Nur er und Max hatten davon gewusst, und es war ihr Geheimnis geblieben.
    »Ich bin dabei. Ich bastle ein Umleitungssystem, sodass Nachrichten, die du verschickst, nur schwer nachzuverfolgen sind.«
    »Man darf sie gar nicht nachverfolgen können, Sayid. Gut möglich, dass mein Leben davon abhängt.«

3
    D as Gewölbe lag einhundertdreiunddreißig Stufen unterhalb des Erdgeschosses. Es war erstaunlich trocken und kein bisschen klamm, zum einen wegen der dicken Granitmauern, zum anderen, weil sich hier unten der Heizungskeller befand, von dem aus gespeicherte Erdwärme in den Rest des Schulgebäudes geleitet wurde. Mr Jackson blieb in respektvollem Abstand hinter Max stehen, als er sein Schließfach öffnete. Der dort deponierte Brief trug ein Siegel und war mit einem fälschungssicheren Clip versehen. Max riss ihn auf. In dem Umschlag steckte ein USB-Stick, auf dem die Nachricht seines Vaters gespeichert war. Max’ Reisepass befand sich darin, eine Kreditkarte mit einer PIN- und einer Kontonummer sowie ein paar Tausend Pfund in bar. Außerdem steckte in dem Kuvert noch das Schreiben eines Anwalts, aus dem hervorging, dass Max’ Vater außer dem Landhaus in Frankreich keine anderen nennenswerten Vermögenswerte besaß. Während seiner kurzen Aufenthalte in London mietete sein Vater stets eine möblierte Wohnung an. Aus alledem schloss Max, dass er ziemlich pleite war. Sein gesetzlicher Vormund, ein Mann namens
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