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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels
Autoren: David Gilman
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sein Dad eine 9-mm-Pistole entsichert hatte. Max hatte nie zuvor solche Angst gehabt und auch zum ersten Mal diesen Blick seines Vaters gesehen. Er hatte damals begriffen, dass sein lächelnder, herzlicher, liebevoller Vater, den er so sehr verehrte, auch eine abgründige Seite hatte und kalt wie Eis sein konnte.
    In den besagten Sommerferien hatte Max seinen Vater in Sansibar getroffen, und von dort aus waren sie auf einer Dau die Ostküste Afrikas entlanggesegelt. Sein Dad hatte sich Urlaub genommen und Max ein spektakuläres Riff gezeigt, an dem es von Haien nur so wimmelte. Unter der sanften Dünung des Indischen Ozeans war das Meer voll davon. Am achten Tag jedoch waren Piraten in einem unverwüstlichen Sturmboot an ihr Segelschiff herangebraust. Mit ihren leistungsstarken Außenbordmotoren war es ein Kinderspiel gewesen, die aus Holz gebaute Dau einzuholen. Diese modernen Freibeuter verfügten auch über ein gutes Nachrichtennetz, dank dessen sie in den Häfen erfuhren, wer gerade wo segelte. Es war bekannt, dass sie Jachten überfielen und die Besatzungen töteten. Die Mannschaft auf der Dau war entsetzt über das halbe Dutzend Männer, jeder mit einer AK-47 ausgerüstet, diesem nahezuunverwüstlichen Arbeitspferd aus der Welt der Waffen. Max’ Vater war beim Anmarsch der Piraten in die Kabine gehuscht und kurz darauf zurückgekommen, genau in dem Augenblick, als der erste Pirat an Bord kletterte. Höhnisch lachte er die verängstigte Crew aus und zeigte dabei seine goldüberkronten Zähne. Da hatte Max’ Vater einen flinken Schritt nach vorn gemacht, den Hals des Mannes mit der linken Hand gepackt und an einer bestimmten Stelle fest zugedrückt. Der Pirat konnte sich nicht mehr rühren und sein Gewehr fiel klappernd aufs Deck. Schnell feuerte Tom Gordon zweimal in die Benzintanks des Piratenboots – die Druckwelle der gewaltigen Explosion hatte Max um ein Haar umgerissen. Die Piraten suchten das Weite, und Max’ Vater stieß den verängstigten Piraten von Bord. Das alles hatte sich innerhalb weniger Sekunden abgespielt. Tom Gordon schrie auf Arabisch ein Kommando, die Dau drehte bei, und die Piraten klammerten sich schreiend an das, was von ihrem Boot noch übrig war.
    »Aber Dad! Hier gibt’s doch Haie!«, stieß Max hervor.
    »Daran hätten sie denken sollen, bevor sie losfuhren, um unschuldige Menschen umzubringen«, erwiderte sein Dad, der zwar ein finsteres Gesicht zog, aber anders als die anderen an Bord nicht sonderlich erschüttert schien. Dann hatte er gelächelt und war wieder der gute alte Dad, den Max so gernhatte. In diesem Moment dämmerte ihm, dass sein Vater viele Facetten hatte, die er wohl nie alle kennenlernen würde.
    »Sie haben die Möglichkeit, ihren Kameraden an Land ein Signal zu senden, aber bis die hier sind, haben wir uns schon aus dem Staub gemacht und sind für sie außer Reichweite. Und in der Zwischenzeit können sie sich ans Schiffswrack klammern.«
    Die Erinnerung klang noch eine Weile nach, bis Max schließlichmerkte, dass Mr Jackson und Mr Peterson auf seine Antwort warteten.
    »Oh … Entschuldigung. Ich hab gehört, wie der Mann, der mich töten wollte, seine Waffe entsichert hat, so etwas hab ich schon gesehen und gehört, als ich mit meinem Vater unterwegs war. «
    Jackson und Peterson blickten sich für einen Augenblick an.
    »Max«, sagte Jackson zögernd, »wir haben versucht, deinen Vater zu erreichen, aber … wir sind nicht sicher, wo er ist. «
    »Er könnte überall sein«, sagte Max. »Vielleicht sollten Sie es mal bei der Organisation versuchen, für die er arbeitet.«
    Jackson zögerte wieder, überlegte, ob er Max mitteilen sollte, was er wusste. Doch dann brach Peterson das Schweigen. »Das haben wir. Anscheinend … wird er vermisst.« Max nahm den tadelnden Blick nicht wahr, den Jackson dem Geografielehrer für dessen Taktlosigkeit zuwarf. »Das solltest du wissen«, sagte Peterson noch.
    Wird vermisst. Das klang irgendwie bedrohlich. Unter anderen Umständen wäre Max nicht allzu beunruhigt gewesen – es kam öfter vor, dass sein Vater per Funk oder Handy nicht zu erreichen war. Aber jetzt?
    »Es ist über eine Woche her, dass er sich das letzte Mal bei jemandem gemeldet hat«, sagte Jackson.
    Max nickte, verschiedene Möglichkeiten gingen ihm durch den Kopf, als er versuchte, seine Gedanken zu ordnen und sich vorzustellen, was mit seinem Dad passiert sein konnte.
    »Wo war er unterwegs?«
    »In Namibia.«
    Das Diamantenland. Seine Küste
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