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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle
Autoren: Michael Moorcock
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auf. Doch sie verging, als Elric die Phiole abstellte und das Runenschwert aus der Scheide zog. »Deine Seele wird mir im Kampf mit den Soldaten helfen, Lord Gho.«
    Langsam, weinend und wimmernd, öffnete der große Lord von Quarzhasaat den Mund.
    »Hier ist die Perle, Mylord. Hinein damit. Gib dir Mühe, Mylord. Nur so hast du eine Chance zu überleben.«
    Lord Ghos Hand zitterte. Doch dann schob er das wunderschöne Juwel zwischen die Lippen. Elric nahm den Stöpsel aus der Phiole und goß etwas Flüssigkeit auf die verzerrten Lippen. »Schlucken, Lord Gho! Schluck die Perle herunter, für die du ein unschuldiges Kind ermorden lassen wolltest! Dann werde ich dir sagen, wer ich bin.«
    Kurz darauf wurden die Türflügel aufgesprengt. Elric erkannte das tätowierte Gesicht von Manag Iss, dem Anführer der Gelben Sekte, dem Verwandten von Lady Iss. Manag Iss blickte von Elric hinüber zu den entstellten Gesichtszügen Lord Ghos. Der Adlige hatte es nicht geschafft, die Perle hinunterzuschlucken.
    Manag Iss schauderte. »Elric. Ich hörte, daß du zurück bist. Sie sagten, du seiest dem Tode nahe. Doch war das offensichtlich ein Trick, um Lord Gho zu täuschen.«
    »Aye«, gab Elric zu. »Ich mußte diesen Jungen befreien.«
    Manag Iss deutete mit dem Schwert. »Du hast die Perle gefunden?«
    »Ich fand sie.«
    »Lady Iss schickt mich, um dir dafür alles, was du dir wünscht, anzubieten.«
    Elric lächelte. »Sage ihr, daß ich in einer halben Stunde im Versammlungshaus sein werde. Die Perle werde ich mitbringen.«
    »Aber die anderen werden auch dort sein. Sie möchte den Handel unter vier Augen abschließen.«
    »Wäre es nicht klug, eine solche Kostbarkeit öffentlich zu versteigern?« fragte Elric.
    Manag Iss steckte sein Schwert ein und lächelte zaghaft. »Du bist ein Schlitzohr! Ich glaube nicht, daß die anderen das wissen. Und auch nicht, wer du bist. Ich werde ihnen deinen interessanten Vorschlag überbringen.«
    »Nun, sage ihnen einfach das, was ich gerade Lord Gho mitteilte: daß ich der angestammte Herrscher von Melniboné bin«, sagte Elric leichthin. »Das ist schließlich die Wahrheit. Mein Reich hat sehr viel erfolgreicher überlebt als eures, finde ich.«
    »Das könnte sie erzürnen. Ich will doch dein Freund sein, Melnibonöer.«
    »Danke, Manag Iss, aber ich brauche keine Freunde aus Quarzhasaat. Bitte, tu das, worum ich dich bat.«
    Manag Iss warf einen Blick auf die toten Wachen und auf den toten Lord Gho, der eine seltsame Färbung angenommen hatte, dann auf den nervösen Jungen und salutierte schließlich vor Elric.
    »Im Versammlungshaus in einer halben Stunde. Jawohl, Herrscher von Melniboné\« Dann machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte hinaus.
    Elric gab Anigh noch einige Anweisungen bezüglich ihrer Abreise und den Erzeugnissen von Kwan, dann ging er hinaus in den Hof. Die Sonne war bereits untergegangen. Überall in Quarzhasaat brannten Fackeln, als erwarte die Stadt einen Angriff.
    Die Diener und Sklaven hatten Lord Ghos Palast verlassen. Elric ging zu den Stallungen, fand sein Pferd und seinen Sattel. Sorgfältig zäumte und sattelte er den Bauradim-Hengst und band ein schweres Bündel über den Sattelknopf. Dann stieg er auf und ritt durch die Straßen zum Versammlungshaus. Anigh hatte ihm den Weg erklärt.
    Über der Stadt lag eine unnatürliche Stille. Es war eindeutig, daß man eine Ausgangssperre befohlen hatte. Nicht einmal Stadtwachen waren zu sehen.
    Elric ritt im kurzen Galopp die weite Allee des Militärischen Erfolges hinab, über den Boulevard des Goldenen Sieges und noch ein halbes Dutzend ebenso grandios benannter Straßen, bis er ein langgestrecktes, niedriges Bauwerk erbückte. Trotz seiner Schlichtheit konnte es nur der Sitz der Macht Quarzhasaats sein.
    Der Albino hielt an. An seiner Seite summte das Runenschwert, als lechze es nach mehr Blut.
    »Du mußt Geduld haben«, sagte Elric. »Womöglich bedarf es keines Kampfes.«
    Ihm kam es vor, als huschten Schatten unter den Bäumen und Büschen um das Versammlungshaus. Doch ihm war es egal, was sie gegen ihn im Schilde führten oder ob sie ihm nachspionierten. Er hatte eine Mission zu erfüllen.
    Als er zur Eingangstür kam, war er nicht überrascht, daß sie offenstand. Er stieg ab, warf das Bündel über die Schulter und stapfte mit schweren Schritten in einen großen, kahlen Raum, in dem sieben Stühle mit hohen Lehnen um einen weißgewaschenen Eichentisch standen. Sechs Personen standen im Halbkreis am
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