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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle
Autoren: Michael Moorcock
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anderen Ende des Raumes. Ähnlich wie einige Sekten der Zauberer-Abenteurer waren sie verschleiert. Die siebte Gestalt trug einen hohen, kegelförmigen Hut, der das Gesicht vollständig bedeckte. Elric war nicht erstaunt, als er eine Frauenstimme hörte.
    »Ich bin der Andere«, sagte sie. »Ich gehe wohl recht in der Annahme, daß du uns einen Schatz bringst, der zur größeren Ehre Quarzhasaats dienen soll?«
    »Wenn du annimmst, daß dieser Schatz eurer größeren Ehre dient, war meine Reise nicht umsonst«, sagte Elric und ließ das Bündel zu Boden fallen. »Hat Manag Iss euch ausgerichtet, was ich ihm auftrug?«
    Eines der Ratmitglieder sagte, beinahe als spräche er einen Fluch aus: »Daß du der Nachkomme des versunkenen Melniboné bist. Aye.«
    »Melniboné ist nicht versunken! Es schneidet sich auch nicht so von den Realitäten der Welt ab wie ihr«, erwiderte Elric verächtlich. »Ihr habt unsere Macht vor langer Zeit herausgefordert und habt euch durch eure eigene Dummheit selbst besiegt. Mit eurer Habgier habt ihr mich zurück nach Quarzhasaat gebracht, obwohl ich gern unbemerkt weggeritten wäre.«
    »Klagst du uns etwa an?« rief eine verschleierte Frau wutentbrannt. »Du, der du uns so viel Ärger bereitet hast? Du, dessen Blut zu der degenerierten, nichtmenschlichen Rasse gehört, welche daran Vergnügen findet, mit wilden Tieren Unzucht zu treiben, und so etwas wie dich hervorbringt!« Sie zeigte auf Elric.
    Elric verlor nicht die Fassung. »Hat Manag Iss euch vor mir gewarnt?« fragte er ruhig.
    »Er sagte, du hättest die Perle und auch ein Zauberschwert. Aber er sagte auch, daß du allein seiest.«
    »Ich habe sie mitgebracht und auch das, worin sie steckt«, sagte Elric. Dann bückte er sich und entrollte die Samtdecke des Bündels. Da lag die Leiche Lord Gho Fhaazis mit verzerrtem Gesicht. Der dicke Klumpen in seiner Kehle wirkte wie ein übergroßer Adamsapfel. »Hier ist derjenige, der mich beauftragt hatte, die Perle zu finden.«
    »Wir hörten bereits, daß du ihn ermordet hast«, sagte die Andere mißbilligend. »Aber bei einem Melnibonöer wundert das nicht.«
    Elric tat, als habe er die Beleidigung nicht gehört. »Die Perle steckt in Lord Gho Fhaazis Schlund. Soll ich sie für ouch herausschneiden, edle Herrschaften?«
    Er sah, daß zumindest eine Gestalt schaudernd zusammenzuckte und lächelte. »Ihr beauftragt Meuchelmörder zu töten, zu foltern, zu entführen und alle nur erdenklichen anderen Verbrechen in eurem Namen zu begehen; aber vor ein bißchen Blutvergießen schaudert ihr zurück! Ich ließ Lord Gho die Wahl. Er entschied sich dafür.« Der Albino deutete auf den Leichnam. »Er redete, aß und trank so unmäßig viel, daß ich es für möglich hielt, daß er auch die Perle hinunterschlingen könne. Doch würgte sie ihn etwas. Na, ich fürchte, das war das Ende für ihn.«
    »Du bist ein grausamer Schurke!« Einer der Männer trat vor, um seinen Beinahe-Amtsbruder zu betrachten. »Aye, es ist Gho. Seine Gesichtsfarbe hat sich verbessert, wenn ihr mich fragt.«
    Der Scherz fand bei der Vorsitzenden des Rates keine Gegenliebe.
    »Dann sollen wir also um die Leiche steigern?«
    »Aye! Es sei denn, ihr wollt die Perle herausschneiden.«
    »Manag Iss«, sagte eine der verschleierten Frauen und hob den Kopf. »Tritt vor!«
    Der Zauberer-Abenteurer trat aus einer Tür hinten in der Halle. Beinahe um Entschuldigung bittend schaute er Elric an. Seine Hand ging zum Messer.
    »Wir werden es nicht zulassen, daß ein Melnibonéer noch mehr Quarzhasaatisch.es Blut vergießt«, erklärte die Andere.
    Der Führer der Gelben Sekte holte tief Luft und ging zum Leichnam. Mit schnellen Bewegungen führte er den Befehl aus. Blut floß über seinen Arm, als er die Perle vom Herzen der Welt hochhielt.
    Der Rat war beeindruckt. Etliche holten tief Luft und flüsterten miteinander. Elric vermutete, sie hatten ihn für einen Lügner gehalten, da für sie Lügen und Intrigen die hervorstechendsten Charaktermerkmale waren.
    »Halt sie hoch, Manag Iss!« sagte der Albino. »Das ist nun, was ihr alle so heiß ersehnt habt, wofür ihr bereit wart, mit dem Rest Ehre, der euch noch geblieben ist, zu bezahlen.«
    »Sei vorsichtig!« rief die Andere. »Noch haben wir Geduld mit dir. Nenn deinen Preis und dann geh!«
    Elric lachte lauthals. Es war kein angenehmes Lachen. Es war melniboneisches Gelächter. In diesem Augenblick war er durch und durch ein Bewohner der Dracheninsel. »Nim gut«, erklärte er. »Ich
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