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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle
Autoren: Michael Moorcock
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beschieden hatten? Es entsprach zwar nicht seinen hochfliegenden Träumen, war aber auch nicht ohne Reiz.
    Nachdem er Filkhar in Eile und Verwirrung verlassen hatte, war er an Bord des nächsten auslaufenden Schiffes gegangen. Es hatte ihn nach Jadmar gebracht. Hier hatte er sich einem alten ilmiorischen Trunkenbold angeschlossen, der ihm eine Landkarte verkauft hatte, auf der das sagenumwobene Tanelorn eingezeichnet war. Wie der Albino schon halbwegs vermutet hatte, erwies sich die Karte als Fälschung, die ihn weit weg von jeder menschlichen Zivilisation führte. Er hatte erwogen, das Gebirge zu überqueren und durch die Seufzerwüste nach Karlaak zu reiten, hatte dann aber beim Studium seiner eigenen Karte, die von einem zuverlässigen Mann aus Melniboné stammte, entdeckt, daß Quarzhasaat bedeutend näher lag. So war er auf einem Roß, das von der Hitze und dem Hunger halbtot war, nach Norden geritten, hatte aber nur ausgetrocknete Flußläufe und verdorrte Oasen gefunden, da er in seiner Weisheit beschlossen hatte, diesen Ritt durch die Wüste während einer Dürreperiode zu unternehmen. Es war ihm nicht gelungen, das sagenhafte Tanelorn zu finden, und es sah so aus, als würde er auch Quarzhasaat, jene Stadt, die in der Geschichte seines Volkes beinahe ebenso sagenumwoben war, nicht mal von weitem erblicken.
    Zwar zeigten die melnibonschen Chronisten gewöhnlich nur flüchtiges Interesse an besiegten Rivalen. Doch erinnerte sich Elric, daß Quarzhasaats eigene Zauberei angeblich dazu beigetragen hatte, daß die Stadt als Bedrohung für ihre halbmenschlichen Feinde erloschen war. Eine falsch eingeordnete Rune, wenn er sich recht entsann, war schuld gewesen. Fophean Dals, der Zauberer-Herzog, ein Ahne des jetzigen Herzogs Rai, hatte sie falsch eingesetzt, als er mittels eines Zaubers die Armee Melnibonés unter Sand begraben und so einen Schutzwall um das gesamte Reich errichten wollte. Elric war neugierig, wie man dieses Mißgeschick heutzutage in Quarzhasaat erklärte. Ob man wohl Mythen und Legenden ersonnen hatte, um das Unglück der Stadt allein den bösen Bewohnern der Dracheninsel in die Schuhe zu schieben?
    Elric dachte darüber nach, wie ihn seine Besessenheit für Mythen in die jetzige aussichtslose Lage gebracht hatte, dem Tode nahe. Wieder wandte er die roten Augen auf den Actorios. »Durch meine falschen Berechnungen habe ich gezeigt, daß ich mit den Vorfahren dieser Bürger vieles gemein habe«, murmelte er. Etwa vierzig Meilen von seinem toten Pferd entfernt hatte ein Junge ihn gefunden. Der hatte nach Edelsteinen und kostbaren Kunstwerken gesucht, welche die Sandstürme von Zeit zu Zeit an die Oberfläche brachten. Diese Stürme rasten ständig über die Wüstenregionen hin und waren zum Teil für das Überleben Quarzhasaats verantwortlich, zum Teil auch für die erstaunlich hohen Stadtmauern. Sie waren auch der Ursprung des melancholischen Namens der Wüste.
    Bei besserer Gesundheit hätte Elric die überwältigende Schönheit der Stadt genossen. Die Schönheit beruhte auf einer durch Jahrhunderte verfeinerten Ästhetik, unberührt von irgendwelchen äußeren Einflüssen. Obgleich viele der Stufentürme und Paläste von gigantischen Ausmaßen waren, wirkten sie keineswegs protzig oder häßlich. Eine gewisse Luftigkeit, ein irgendwie heiterer Stil ließen die Bauwerke wie Luftschlösser erscheinen, die aus rotem Terrakotta oder silbrig schimmerndem Granit erbaut waren. Manche Wände waren mit strahlendweißem Stuck verziert oder prangten in herrlich sattem Blau oder Grün. Die Lustgärten waren terrassenartig angelegt. Springbrunnen und Kanäle, aus tiefen Brunnen gespeist, verbreiteten durch ihr Plätschern Ruhe und Wohlgerüche, die durch die alten Kopfsteinpflastergassen und weiten baumgesäumten Straßen zogen. All das Wasser, das man zur Bewässerung und Fruchtbarmachung von Feldern hätte ableiten können, wurde einzig und allein dazu genutzt, das Aussehen Quarzhasaats auf dem Höhepunkt seiner Macht zu erhalten. Wasser war kostbarer als jedes Juwel und streng rationiert. Jeder Diebstahl wurde aufs strengste bestraft.
    Ellies Unterkunft war keineswegs großartig. Ein niedriges Rollbett, Steinfußboden, auf dem Stroh ausgebreitet war, ein einziges hohes Fenster, ein schmuckloser irdener Krug und ein kleines Becken mit brackigem Wasser, für das er seinen letzten Smaragd hatte geben müssen. Fremde erhielten keine Erlaubnisscheine für Wasser, das im Handel Quarzhasaats die kostbarste und
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