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Die Feenflöte

Die Feenflöte

Titel: Die Feenflöte
Autoren: Gerhard Rose
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selben Zeit ungeheure Energien durch ihn hindurch fließen, und die Entzückung seiner Zuhörer spornte ihn weiter an.
    Er winkte ihnen zu, warf Kußhände in die Luft, und tat so, als wolle er die Bühne endgültig verlassen. Wieder brandete der Applaus auf, noch heftiger, noch lauter waren die Rufe, weitere Zugaben wurden verlangt, die Menge trampelte, johlte. Selbst einige konservative distinguierte Musikliebhaber älterer Jahrgänge, denen derlei Verhalten sonst impertinent und niveaulos erschienen wäre, ertappten sich dabei, wie sie zögerlich mitmachten.
    Auf seinen Wunsch hin brachte man Sean ein Mikrofon. Er schwenkte es herum, versuchte, das Auditorium zur Ruhe zu bringen. Langsam wurde es still.
    "Medames et Messieurs! Merci! Merci beaucoup!" begann er.
    "Es war mir ein Vergnügen und eine Ehre, vor einem so begeisterten Publikum spielen zu dürfen."
    Wieder stürmischer Applaus.
    "Danke, dieser Applaus war für sie! Für das beste Publikum der Welt! Ich nehme an, sie wollen mich immer noch nicht gehen lassen..."
    Klatschen, erneute Rufe "Zu-ga-be! Zu-ga-be!"
    "Also gut," begann er verschmitzt, "wenn sie es denn unbedingt wollen."
    Begeisterter Applaus.
    "Bitte, Medames et Messieurs, ich mache ihnen gerne diese Freude. Aber es ist wirklich das letzte Stück für heute. Es paßt auch nicht zum bisherigen Programm, es ist etwas völlig anderes. Ich hoffe, es gefällt ihnen."
    Sean legte das Mikrofon beiseite. Während seiner wenigen Sätze hatten sich die Leute erhoben, und hatten, völlig außergewöhnlich für ein klassisches Konzert, begonnen nach vorne zu kommen. Dicht gedrängt standen sie im Mittelgang.
    Simon sah Sean fragend an, beugte sich zu ihm herüber, doch Sean schüttelte nur andeutungsweise den Kopf. Er setzte seine goldene Flöte an, und augenblicklich erstarb jedes Geräusch im Saal.
    Er spielte, nein, er zauberte mit seinem Instrument. Nie zuvor hatte er diese Improvisationen vor Publikum gespielt. Niemand vermochte zu sagen, was für eine Musik das war, von wem komponiert und wann. Sie war alt und neu zugleich, klassisch und modern, abwechselnd heiter und melancholisch, begeisternd, zutiefst bewegend, von innigster Emotionalität. Sie drang jedem Zuhörer durch Mark und Bein, weckte starke und große Gefühle, und von tiefen Empfindungen erschüttert rollten Tränen über manche Wange, und überlief andere eine Gänsehaut am ganzen Leib. Jedes Zeitgefühl war verschwunden, und rücksichtsvoll führte Sean das Publikum zuletzt mit einer leichten Melodie wieder in die Gegenwart zurück.
     
    Der Bankettsaal des Hotel Royal Monceau schwirrte von den Stimmen der vielen Gespräche. Die Mitglieder des Orchestre de Paris waren vollzählig anwesend, die Feuilletonisten der großen Tageszeitungen, ein Vertreter von Seans Plattenfirma und von der Agentur, kunstsinnige Kenner des Pariser Musiklebens neben Intellektuellen und solchen, die sich dafür hielten, wie auch einige rein auf publicity bedachte Aufsteiger, die sich im Glanz der Veranstaltung sonnen wollten.
    Als Sean den Saal betrat, kam ihm ein hoch aufgeschossener junger Mann entgegen.
    "Ich bin Pierre Aldrine, von der Konzertagentur." stellte er sich vor und bat Sean, nach vorne zu kommen.
    "Medames et Messieurs! Es ist mir ein Vergnügen, ihnen den Ehrengast des Abends zu präsentieren. Der Mann, den ich ihnen gar nicht erst vorzustellen brauche: Mister Sean Dennhy! Es ist uns eine Ehre und ein Vergnügen, anläßlich seiner Frankreich-Tournee diesen Abend zu gestalten. Mister Dennehy, wir freuen uns sehr, daß sie bei uns sind. Medames et Messieurs, ein Applaus für diesen herausragenden Künstler und seine faszinierende Darbietung des heutigen Konzerts."
    Aldrine begann zu applaudieren, und die Umstehenden schlossen sich an.
    "Jetzt ist es aber genug," begann Sean. "schließlich habe ich kein Solo-Konzert gegeben. Ich danke ihnen allen, dem ganzen Orchester, das mich hervorragend begleitet hat, und nicht zuletzt unserem Dirigenten Simon, ohne den die Aufführung nicht so gelungen wäre."
    Sean hob das Glas, das Aldrine ihm anbot, und die Gäste schlossen sich an. Danach wandte man sich wieder einander zu und setzte die unterbrochenen Gespräche fort. Seans Agent Richard Harrigan kam lächelnd auf ihn zu.
    "Ist schon eine Weile her, seit ich zuletzt die Gelegenheit hatte, ein Konzert von dir zu besuchen. Welch ein Glück, daß es heute geklappt hat. Sonst hätte ich tatsächlich etwas versäumt. Du spielst wahrhaft genial."
    "Ich geb'
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