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Die Feenflöte

Die Feenflöte

Titel: Die Feenflöte
Autoren: Gerhard Rose
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interessanten Artikel über einen Künstler machen kann, der besser ist als das übliche oberflächliche Blabla. Jetzt habe ich eine Stunde Zeit."
    Beim Herausgehen wedelte Catherine zum Abschied mit der Konzertkarte. Sie würde noch einige Telefonate erledigen und den Artikel über die junge Restauratorin fertigstellen, die im Auftrag einer angesehenen Familie gerade damit beschäftigt war, alten Möbel auf deren kürzlich renoviertem Landsitz in der Bretagne wieder zu neuem Glanz zu verhelfen.
    Sie verließ das Bürogebäude und ging in Richtung Metro
Falguière
. Die Zeit reichte nur für eine kurzen Stop und einen Snack in Pauls Bistro, ehe sie die Linie 12 Richtung
Pte. de la Chapelle
nahm. Am
Concorde
stieg sie um, und vom
Etoile
war es nur eine Station bis
Ternes
, von wo aus sie in wenigen Minuten am Salle Pleyel anlangte.
    Zahlreiche Konzertbesucher drängten sich bereits im Foyer und auf den Gängen, als Catherine erwartungsfroh zwischen ihnen umher schlenderte. Die Luft war erfüllt mit Stimmengewirr. Mit dem aufmerksamen Blick einer Journalistin beobachtete sie die Anwesenden und suchte im Getümmel unauffällig nach bekannten Personen.
    "Ah! Madame Boulignac! Schön sie zu sehen."
    Catherine drehte sich um.
    "Monsieur Duvalier? Natürlich! Ich habe sie nicht gleich erkannt. Was macht ihre Biographie über Chopin?"
    "Wächst und gedeiht." lächelte der grauhaarige Mann. "Sie erinnern sich an unser Gespräch?"
    "Selbstverständlich. Ich bin schon sehr gespannt auf ihr Buch. Wann erscheint es?"
    "Im Herbst."
    "Geben sie mir ein Interview, bevor es erscheint? Und ein Vorab-Exemplar? Ich würde gerne darüber schreiben."
    "Gute Idee." nickte Duvalier. "Ich melde mich bei Ihnen."
    Sie lächelten einander kurz an. Catherine ging weiter.
    "Ein Artikel über Duvalier und die Besprechung seines Buchs. Das macht sich gut." dachte sie sich. "Arlette wird sich freuen, wenn wir das bringen."
    In einiger Entfernung entdeckte sie den Leiter des Konservatoriums, den sie vor einigen Monaten interviewt hatte. Er war offensichtlich in eine interessante Diskussion mit dem bekannten Kritiker von Le Monde vertieft. Professor Bardoux war ein ausgesprochen reizender Gesprächspartner gewesen, erinnerte sich Catherine. Ein feinsinniger Mann, der nach seinen eigenen Worten von ihrem natürlichen Charme sehr beeindruckt gewesen war. Sie war ihrerseits fasziniert von seinem profunden Wissen und hatte sich von seiner Begeisterung für alte musikalische Schriften und deren Erforschung mitreißen lassen. Es war ein enthusiastischer Bericht in der Zeitung geworden...
    Eine kleine Gruppe junger Leute vor ihr brach auf, um zum Eingang des Konzertsaales zu gehen. Sie gaben den Blick frei auf zwei Männer, die wenige Meter entfernt standen und miteinander sprachen. Catherine erstarrte. Einen Augenblick lang zweifelte sie, dachte, sie würde sich vielleicht täuschen, und wußte doch im gleichen Moment, wen sie vor sich hatte. Er war es wirklich, und der alte Zorn stieg augenblicklich wieder in ihr auf. Cornelius van Loenhout! 'Kunsthändler' nannte er sich. Der Mann, der ihren Vater damals so unvorstellbar betrogen hatte, der ihn und damit auch sie um den einzig wertvollen Besitz gebracht hatte. Der Renoir sei eine Fälschung, hatte er plötzlich behauptet. Er hatte allen Ernstes ihren Vater des Betrugs beschuldigt und die Chuzpe besessen, die Polizei einzuschalten. Wie sich bei den Ermittlungen herausstellte, war das Gemälde tatsächlich gefälscht. Hätte Monsieur Boulignac nicht diese alte Urkunde seines Freundes besessen, die ihn schließlich entlastet hatte, wäre er womöglich verurteilt worden. Das Gemälde war echt, zumindest jenes, daß sein Haus verlassen hatte, um von Monsieur van Loenhout weiterverkauft zu werden. Der hatte eine Kopie anfertigen lassen, den Betrug selbst inszeniert, um das Original heimlich auf eigene Rechnung zu verkaufen. Doch hatten sie es ihm nie beweisen können. Einige Jahre später war van Loenhout wegen Hehlerei verurteilt worden, bei dem Aufsehen erregenden Prozeß über den spektakulären Kunstraub in Berlin.
    Und nun stand dieser Halunke vor ihrer Nase, als sei nichts geschehen! Offensichtlich war er wieder auf freiem Fuß. Was wollte dieser Kerl hier? Bestimmt ging er seinen alten betrügerischen Geschäften nach, pflegte Beziehungen nach allen Seiten und für alle Fälle. Ein Widerling, klein, mit aufgedunsener Haut, verschlagenen Augen, der es verstand, seinen Opfern den seriösen Geschäftsmann
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