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Die Feenflöte

Die Feenflöte

Titel: Die Feenflöte
Autoren: Gerhard Rose
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mir Mühe." feixte Sean.
    "Wir müssen morgen früh noch mal miteinander sprechen. Geschäftlich, meine ich."
    Sean nickte.
    Ein kleiner Mann näherte sich.
    "Sean, ich möchte dich mit jemand bekannt machen." sagte Richard. "Monsieur van Loenhout ist Kunsthändler und ein Kenner der Branche. Daniel und mir hat er bereits hübsche Gemälde verkauft. Mit alten Büchern kennt er sich ebenfalls aus. Wenn du mal wieder etwas für deine Sammlung suchst..."
    "Mister Dennehy, ich freue mich, ihre Bekanntschaft zu machen."
    Cornelius van Loenhout streckte Sean die Hand entgegen, und als dieser sie schüttelte, berührte er Seans Unterarm mit der anderen, eine aufdringliche Geste, die Sean noch nie hatte ausstehen können. Sean zog seine Hand zurück, und eilig hielt van Loenhout ihm seine Visitenkarte hin.
    "Sie sammeln Kunst hat mir ihr Agent verraten. Ich bin ihnen gerne behilflich, und ich kann ihnen versichern, daß ich über beste Kontakte innerhalb der Kunst- und Antiquitätenszene verfüge. In welcher Richtung sammeln sie, Mister Dennehy?"
    "Musik." antwortete Sean.
    "Musik? Also Instrumente?"
    "Ich habe ein paar alte Instrumente, und ich nenne einige alte Bücher über Musik mein eigen. Das ist schon alles."
    Sean wandte sich zum Gehen.
    "Sie haben ja meine Karte, Mister Dennehy. Kommen sie auf mein Angebot zurück, wann immer sie wollen."
    Sean nickte nur kurz.
    "Entschuldigen sie mich, Mister van Loenhout, ich muß mich den Musikkritikern widmen."
    Mit diesen Worten entfernte er sich und gesellte sich zu Simon, der mit Jean-Marie Beaudonnet von
'La Musique Francaise'
in ein fesselndes Gespräch über Mozart vertieft war.
     
    Richard war soeben gegangen und auf dem Rückweg nach London. Sean sah aus dem Fenster in den strahlend blauen Himmel über der Stadt, als das Telefon klingelte.
    "Hallo, Monsieur Dennehy. Hier ist die Rezeption. Eine Journalistin ist hier, eine Madame Boulignac. Sie sagt, sie hätte einen Termin."
    "Das stimmt. Schicken sie die Dame rauf."
    Sean drehte sich wieder zum Fenster. Es war ein schöner Abend gewesen. Zu guter letzt hatte er seine Flöte geholt und zu einer erregenden Diskussion über Bachs Flötensonaten auf seine Weise musikalische Argumente beigesteuert.
    Es klopfte, und Sean öffnete die Tür. Der Blick in die strahlend blauen Augen einer äußerst aparten jungen Französin war entwaffnend. Ihr brünettes Haar hatte sie hochgesteckt, der gut geschnittene Hosenanzug ließ noch genug von dem femininen Körper ahnen den er verbarg und schmeichelte ihrem Teint mit seinem pastellgelb.
    "Catherine Boulignac, von der Zeitschrift
'L'Art et la Vie'
."
    "Bitte, kommen sie herein. Oder wollen wir unser Gespräch nicht doch lieber in der Lobby führen?"
    "Nein, Mister Dennehy, wenn es ihnen Recht ist, lassen sie uns hier ganz in Ruhe miteinander sprechen. In der Lobby werden wir ganz bestimmt gestört."
    "Dann nehmen sie Platz. Darf ich ihnen etwas anbieten?"
    "Danke, nein." Catherine schüttelte den Kopf und kramte das Diktiergerät aus der Tasche.
    "Ich würde das Band gerne mitlaufen lassen. Selbstverständlich nur als Gedächtnisstütze. Dann kann ich mich besser auf das Gespräch konzentrieren und werde nicht vom Notizen-machen abgelenkt."
    "Als erstes," fuhr sie fort, "möchte ich ihnen danken, daß sie einem Interview doch noch zugestimmt haben."
    "Das haben sie Richard Harrigan zu verdanken, meinem Agenten. Er ist vom Stil ihrer Zeitschrift überzeugt. Ich vertraue also seiner Einschätzung, daß sie besser sind als der Durchschnitt."
    "Ich werde mich bemühen, sie nicht zu enttäuschen."
    Catherine stellte ihre Fragen. Bei Interviews bemühte sie sich stets, unterschiedliche Facetten der Person und des Lebens ihrer Gesprächspartner zu entdecken. Es gelang ihr, die dargestellten Personen in ihrer Individualität lebendig wiederzugeben und insgesamt ein gewinnendes Bild des Menschen zu zeichnen, ohne im mindesten anbiedernd zu wirken. Ihr echtes Interesse für Musik und ihr warmherziger Charme überzeugten, und immer wieder förderte sie neue, interessante Aspekte ihres Gegenübers zutage. Der menschliche, zuweilen heitere Stil ihrer Artikel unterschied sich wohltuend vom abgehobenen Duktus der meisten Feuilletonisten anderer Zeitungen.
    Sean fand bald Gefallen an dem Gespräch mit Catherine. Er unterhielt sich leicht und locker mit ihr, als würde er sie schon länger kennen. Selbst ihm, der Frauen gegenüber häufig herablassend-distanziert war, fiel es überhaupt nicht schwer,
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