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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex
Autoren: Jo Clayton
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Also?”
    Die Evareenerin blickte zu den anderen hin, die ihr so ähnlich sahen, dann nickte sie. „Einverstanden.”

7
    Shadith hielt Wache, als sie Aleytys Blut und kleine Gewebeproben entnahmen. Sie war tief verärgert und ließ die Blasenführerin (in den gröbsten Worten, die die Zel-Sprache hergab) wissen, daß sie der Meinung war, Aleytys hätte diesen Ort dem Erdboden gleichmachen und diese verdammte Welt von einer ihrer schlimmsten Plagen befreien müssen; so kam es, daß die Evareener buchstäblich auf Zehenspitzen gingen, um jeden Argwohn ihrerseits zu vermeiden.
    Am dritten Tag nach ihrer Ankunft suchte Aleytys noch einmal Esgard auf. Sie stand vor seinem Kokon, und das Mitleid stand deutlich in ihren Augen; sie hatte Tod und Zerstörung satt, war körperlich und geistig zu müde, um noch Zorn verspüren zu können; Mitleid und ein wenig Furcht, jedoch nicht vor ihm, sondern vor sich selbst - mehr war nicht übriggeblieben. Sie hatte über diesen Aspekt der Langlebigkeit oft nachgedacht, doch niemals hatte sie wirklich verstanden, wie sehr manche Menschen darauf begierig waren; wieviel durchzumachen sie bereit waren, um des langen Lebens willen. Was sie selbst betraf… Wenn sich bei ihr nicht bald gewisse Anzeichen des Alterns zeigten, würde sie sich etwas einfallen lassen müssen, um sie zu fälschen; jedenfalls, wenn sie auf Wolff leben wollte, zusammen mit Grey. Nach einem langen Schweigen sagte sie: „Willst du, daß ich dich hier heraushole, oder möchtest du mit den Evareenern dein Glück versuchen?”
    Er sah müde aus, und seine Augen glänzten; allerdings nicht vor Lebenskraft, sondern vor Verzweiflung. „Ich werde mein Glück riskieren”, sagte er.
    „Wir brechen in ungefähr einer halben Stunde auf”, informierte sie ihn. „Wenn du es dir bis dahin anders überlegst, laß mich rufen.”
    „Ich werde es mir nicht anders überlegen.”
    „Dachte ich mir… Aber ich mußte es sagen. Leb wohl, Schlitzohr.”
    „Leb wohl, Shareem-Tochter. Nimm dich vor den Vrya in acht.”
    Sie nickte, streckte die Hand aus und berührte für einen Sekundenbruchteil seine Wange. Seine Sehnsüchte würden ihn für seinen Betrug an ihr weit mehr bestrafen, als ihr dies jemals möglich gewesen wäre.
    „Es ist der wahre Code”, sagte er plötzlich. „Zweifle ihn nicht an, Aleytys.”
    „Tu’ ich nicht, Esgard.”
    „Und sei nicht zu hart zu Hana. Sie ist, was sie ist.”
    „Ich bin zu müde, um noch gegen irgend jemanden hart zu sein.”
    Er lächelte kurz, schloß die Augen - und gab sich wieder dem hin, was die Maschinen von Sil Evareen mit seinem Körper machten.
    Sie schüttelte den Kopf und ging.
    8
    Es war bizarr, auf Land hinunterzusehen, das sie mit so viel Schweiß und Mühe und Langeweile durchquert hatten; dieses Land binnen eines Augenzwinkerns hinter sich gebracht zu wissen.
    Aleytys wandte sich an die Evareenerin, deren Namen sie nie erfahren hatte. „Wir hatten ein paar Gyori, das waren unsere noch immer unsere Ausrüstung. Wenn ihr sie finden und diese ihnen abnehmen könntet, wäre ich dankbar.”
    Die Evareenerin nickte. „Gewiß. Das hätten wir auf jeden Fall gemacht. Wir legen Wert darauf, unsere Tiere rein zu halten.”
    Tief unten glitten die schwimmenden Inseln auf ihren komplizierten Routen dahin. Shadith blickte auf sie hinab; dann erklärte sie Linfyar, was sie gesehen hatte. Aleytys glaubte einen dunklen Umriß sehen zu können; einen gewaltigen Körper, der das Wasser in einem dampfenden Sprung durchbrach und dabei zahllose Gliedmaßen hinter sich herzog, die aus dieser Höhe wie Fäden wirkten. Sie fragte, ob das ihr Walkrake war und spürte so etwas wie Heimweh, als sie ihn hinter sich zurückließen.
    Die Reise war so geplant, daß sie die Mauern von Yastroo etwa drei Stunden vor dem Morgengrauen erreichten. Wolken hingen tief über der Ebene, eine massige, dunkle Decke, schwer von noch nicht gänzlich zum Fallen bereiten Schnee. Die Energieblase sank tiefer und verhielt auf der Stelle schwebend, als Aleytys der Evareenerin eine Hand auf den Arm legte. „Warte”, sagte sie und blickte von Shadith auf Linfyar. „Ich kenne die Möglichkeiten dieses Transporters nicht… Könntest du uns innerhalb der Mauern absetzen, ohne allzuviele Alarmsignale auszulösen?”
    „Nein.”
    „Ay, gut, es war nur so eine Idee. Wir werden eine tragbare Lichtquelle brauchen…”
    Shadith gluckste. „Du wirst langsam, Lee. Ich hab’ schon daran gedacht.” Sie hielt einen kurzen
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