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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex
Autoren: Jo Clayton
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wußte Bescheid über ihn, von Anfang an. Ich habe ein paar alte Schulden eingetrieben, ich habe alles von ihm in Erfahrung gebracht. Du mußt seinen Verstand gelöscht haben, irgend etwas in der Art. Er hat sich verändert, wahrhaftig. Sobald ich sicher sein konnte, daß du ihn geschickt hattest, sandte ich meine Nachricht hierher, die Nachricht, daß ich den Preis hatte, den sie von mir forderten…”
    „Den Preis. Mich.”
    „Ja. Dich.” Seine Augen glänzten. „Die Evareener hassen es, an diesen Ort gekettet zu sein. Doch gleichsam hängen sie an ihrem Leben, und dies mit einer Entschlossenheit, die…” Er entblößte seine Zähne zu einem freudlosen Lächeln, „…meiner eigenen ähnlich ist. Ich habe ihnen ein Vryhh-Halbblut versprochen, für ihre Experimente, und hier bist du.”
    „Warum keine richtige Vryhh?”
    „Aber, aber, Jägerin, das wäre schlecht fürs Geschäft.”
    „Und das Versprechen, das du meiner Mutter gegeben hast?”
    „Du hast den Code. Zu mehr habe ich mich nie verpflichtet.
    Hättest du Hana nur ein bißchen nachdrücklicher gebeten, wärst du jetzt nicht hier. Ein Glücksspiel, Jägerin, aber es hat sich bezahlt gemacht. Das hat es, oh, ja.”
    „Woher soll ich wissen, daß du mich mit diesem Code nicht hereinlegst, Schlitzohr?”
    „Ich breche niemals ein gegebenes Wort, Shareem-Tochter.
    Schlecht fürs Geschäft.”
    „Nur dem Buchstaben nach.”
    „Natürlich. Was sonst? Es wird erwartet.”
    „Also gut. Ich habe den Code. Hast du deine dürren Freunde davor gewarnt, daß sie möglicherweise Schwierigkeiten mit mir kriegen?”
    „Oh, ja. Ich habe ihnen die Kopien übersetzt, und wir haben gemeinsam Pläne geschmiedet, was dich betrifft. Also los, Jägerin, versuch deine Tricks.”
    Shadith stieß einen leisen Seufzer aus und brach neben Aleytys zusammen. Linfyar lag bereits am Boden, ein kleines, scheinbar knochenloses Bündel.
    Aleytys starrte Esgard durchdringend an. „Eines will ich dir noch sagen, mein Freund. Wenn ihnen auch nur ein Haar gekrümmt wird …” Sie nickte zu Shadith und Linfyar hin - „dann bleibt hier kein Stein auf dem anderen.” Sie atmete schwer; der Zorn, den sie auf dieser Welt so gut kennengelernt hatte, baute sich in ihr auf.
    „Worte, nur Worte. Und völlig bedeutungslos, solange du sie nicht in die Tat umsetzen kannst.” Er beobachtete sie jetzt genau, und die Befriedigung überzog sein Gesicht wie ein Schweißfilm.
    Aleytys warf den Kopf in den Nacken und rief in die dumpfe, stehende Luft hinein: „Harskari, Mutter, hol uns hier ‘raus!” Es war ihr gleichgültig, daß er es hören konnte, daß sie alle es hören konnten. Sie zwang ihre leblosen Arme hoch, schloß die Augen und kämpfte gegen die klebrige Kohäsion des Dämpfer-Feldes an; tastete nach dem dunklen Strom der Kraft, nach der puren Macht, die ihr zur Verfügung stand, sobald sie ihren reingeistigen Zugriff darum schließen konnte. Alle Strapazen, die sie durchstanden hatte, hatten sie auf diesen einen Moment vorbereitet.
    Das Hemmfeld zog sich um sie herum zusammen, preßte sich auf sie herab. Sie keuchte, sah die Energiefelder als glutrote Wellenkämme herandonnern und widerstand ihnen nicht mehr länger. Mit einem stummen Aufschrei gelang es ihr, sich ihrer zu bemächtigen, darauf zu reiten, wie ein Surfer auf Sturmwellen reiten mochte, ein Phantom, nicht mehr, den Körper nach wie vor lediglich unter vager Kontrolle; dann schlug sie gegen die Fesselfelder los, gerade so, wie sie die Fesseln der Zel-Hexen aufgespürt und überwunden hatte. Sie fand den Pulsschlag, der ihre Macht bestimmte, tauchte ein in den gewaltigen Rhythmus, ließ sich mittreiben, ritt darauf, war verwandelt in ein Strömen und Gleiten… und begann ihn zu verändern. Ein Kreischen wurde laut, ein Aufheulen, ein gigantisches Winseln … Irgend etwas spannte sich bis zum Zerreißen an. Große Maschinen, der Lebensnerv dieser ganzen gewaltigen Stadt, begannen sich zu überhitzen, begannen ihrerseits verheerend zu rumoren, zu dröhnen und zu kreischen. Sie verausgabte ihre Energien rücksichtslos, und dann zerbarsten alle Fesseln, dann jeder Widerstand.
    Das Diadem sandte sein helles Klingen aus; Harskari übernahm ihren Körper und stimmte einen tiefen Alt-Gesang an, und urgewaltige Kraft pulsierte darin. Und das Diadem sang sein klares, liebliches Lied, und die Kristallwände griffen dieses Lied auf und verstärkten es und begannen sich zu spannen und zu reißen, und die Melodie vibrierte
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