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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
Autoren: Diana Gabaldon
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kreischte die Gänsemagd und schlug mit ihrem Hirtenstab auf ihn ein, bis sie ihn übel am Ohr erwischte. »Der Teufel soll dich holen, du dreckiger Bastard!«
    Eine ganze Reihe anderer wütender Stimmen schloss sich dieser Verwünschung an, und er schwenkte in eine kleine Gasse ein, gefolgt von aufgeregtem Gackern und Rufen.
    Er rieb sich das dröhnende Ohr und taumelte im Vorübergehen gegen die Häuserwände, doch er nahm nichts anderes wahr als dieses eine Wort, das ihm noch lauter durch den Kopf dröhnte. Bastard!
    »Bastard!«, sagte er laut und schrie dann »Bastard, Bastard, Bastard !«, so laut er konnte, während er mit der Faust auf die nächste Ziegelmauer einhämmerte.
    »Wer ist ein Bastard?«, sagte eine neugierige Stimme hinter ihm. Er fuhr herum und sah eine junge Frau, die ihn neugierig betrachtete. Ihr Blick glitt langsam über seine Gestalt hinweg und registrierte seine keuchende Brust, die Blutflecken an den Besätzen seines Uniformrockes und den grünen Gänsemist auf seiner Hose, langte an den Silberschnallen seiner Schuhe an und kehrte noch neugieriger zu seinem Gesicht zurück.
    »Ich«, sagte er leise und verbittert.
    »Oh, wirklich?« Sie trat aus dem schützenden Hauseingang, in dem sie gestanden hatte, und überquerte die Gasse, um sich vor ihn hinzustellen. Sie war hochgewachsen und schlank und hatte zwei hübsche feste Brüste – die unter ihrem dünnen Musselinhemd deutlich zu sehen waren, denn sie trug zwar einen seidenen Unterrock, jedoch weder Korsett noch Mieder. Und auch kein Häubchen – das Haar fiel ihr lose über die Schultern. Eine Hure.
    »Ich habe eine Vorliebe für Bastarde«, sagte sie und berührte ihn sacht am Arm. »Was für ein Bastard seid Ihr denn? Ein übler? Ein durchtriebener?«
    »Ein trauriger«, sagte er und sah sie finster an, als sie lachte. Sie bemerkte seine finstere Miene zwar, wich aber nicht zurück.
    »Kommt doch herein«, sagte sie und ergriff seine Hand. »Ihr seht so aus, als könntet Ihr etwas zu trinken gebrauchen.« Er sah, wie sie seine aufgeplatzten, blutenden Fingerknöchel musterte, und sie biss sich mit ihren kleinen weißen Zähnen auf die Unterlippe. Doch sie schien keine Angst zu haben, und er ließ sich widerstandslos von ihr in den dunklen Eingang ziehen.
    Was für eine Rolle spielte es auch?, dachte er plötzlich zu Tode erschöpft. Was für eine Rolle spielte überhaupt irgendetwas ?
    ES WAR NOCH NICHT MITTAG , und die einzigen Stimmen, die in dem Haus zu hören waren, gehörten einer Gruppe plaudernder Frauen. Im Salon war niemand zu sehen, als sie vorübergingen, und es zeigte sich auch niemand, als sie ihn über eine vielbenutzte Treppe in ihr Zimmer führte. Dies löste ein seltsames Gefühl in ihm aus, so als wäre er unsichtbar. Er fand diese Vorstellung tröstlich; er konnte sich selbst nicht ertragen.
    Sie trat vor ihm ein und öffnete die Fensterläden. Er hätte sie gern gebeten, sie wieder zu schließen; in der Flut des Sonnenlichts fühlte er sich furchtbar entblößt. Doch es war Sommer; das Zimmer war heiß und stickig, und er schwitzte bereits heftig. Die Luft, die hereinwirbelte, duftete nach Harz, und die Sonne spiegelte sich flüchtig auf ihrem glatten Scheitel wie der Glanz einer frischen Kastanie. Sie drehte sich um und lächelte ihn an.
    »Eins nach dem anderen«, verkündete sie beruhigend. »Zieht Euren Rock und Eure Weste aus, bevor Ihr noch erstickt.« Ohne abzuwarten, ob er diesem Vorschlag Folge leistete, wandte sie sich um und griff nach Wasserkrug und Schüssel. Sie füllte die Schüssel, trat zurück und winkte ihn zum Waschtisch, auf dessen abgenutztem Holz ein Handtuch und der magere Rest eines Stückchens Seife lagen.
    »Ich hole uns etwas zu trinken, ja?« Und mit diesen Worten war sie fort, und ihre nackten Füße trippelten geschäftig die Treppe hinunter.
    Er begann, sich mechanisch zu entkleiden. Er blinzelte die Waschschüssel verständnislos an, doch dann fiel ihm ein, dass in den besseren Häusern manchmal von einem Mann verlangt wurde, sich erst zu waschen. Diese Sitte war ihm bereits einmal untergekommen, doch bei dieser Gelegenheit hatte die Hure die Waschung für ihn vorgenommen – und ihn mit der Seife so wirkungsvoll geknetet, dass das erste Zusammentreffen bereits in der Schüssel geendet hatte.
    Bei dieser Erinnerung stieg ihm erneut die Röte ins Gesicht, und er riss so heftig an seinem Hosenlatz, dass ihm ein Knopf abplatzte. Sein gesamter Körper dröhnte immer noch schmerzhaft,
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