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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
Autoren: Diana Gabaldon
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kampflustig um. »Wir finden die Bastarde, die das getan haben, bei meiner Ehre, wir finden sie! Wir holen Euch Euer Eigentum zurück und erteilen ihnen eine Lehre.«
    Das Blut lief ihm durch die Kehle; es schmeckte scharf nach Eisen, und er hustete, bemühte sich jedoch nach Kräften, gleichzeitig zu nicken und mit den Achseln zu zucken. Man hatte ihn beraubt. Doch das, was er heute verloren hatte, würde ihm niemand je zurückgeben.
    Unterdessen setzen Lord John und Jamie außerhalb von Philadelphia ein interessantes Gespräch fort …
    Eigentlich war er ganz darauf gefasst gewesen zu sterben; rechnete damit, seit ihm dieser Satz entfahren war: »Ich habe deiner Frau beigewohnt.« Die einzige Frage, die ihm noch durch den Kopf ging, war die, ob ihn Jamie Fraser erschießen oder erstechen würde oder ob er ihm mit bloßen Händen die Eingeweide herausreißen würde.
    Dass ihn der beleidigte Ehemann in aller Ruhe betrachtete und einfach nur »Oh? Warum denn?«, fragte, kam nicht nur unerwartet, sondern es war zugleich … infam. Absolut infam.
    »Warum?«, wiederholte John Grey ungläubig. »Hast du warum gesagt?«
    »Ja. Und ich würde eine Antwort sehr zu schätzen wissen.«
    Jetzt hatte Grey beide Augen offen; er konnte sehen, dass Frasers äußerliche Ruhe längst nicht so unerschütterlich war, wie er zunächst vermutet hatte. Eine Ader pochte in Frasers Schläfe, und er hatte das Gewicht ein wenig verlagert, so wie es ein Mann im Umfeld einer Wirtshausschlägerei tun mochte, nicht unbedingt, um von sich aus gewalttätig zu werden, sondern um darauf gefasst zu sein, dass andere es wurden. Perverserweise fand Grey diesen Anblick beruhigend.
    »Wie zum Henker meinst du das, ›warum‹?«, fragte er plötzlich gereizt. »Und warum zum Kuckuck bist du nicht tot?«
    »Das frage ich mich ebenfalls oft«, erwiderte Fraser höflich. »Dann hast du also gedacht, ich wäre es?«
    »Ja, und deine Frau auch! Hast du die geringste Vorstellung davon, was ihr dieses Bewusstsein angetan hat?«
    Die dunkelblauen Augen verengten sich kaum merklich.
    »Willst du damit andeuten, dass die Nachricht von meinem Tod ihr derart den Verstand geraubt hat, dass sie jede Vernunft verloren hat und dich in ihr Bett gezwungen hat? Denn«, fuhr er fort und schnitt Grey das erhitzte Wort ab, »wenn ich in Bezug auf deine Natur nicht ernsthaft in die Irre geführt wurde, würde es doch beachtlicher Gewaltanwendung bedürfen, dich zu einem solchen Schritt zu zwingen? Oder habe ich da unrecht?«
    Die Augen waren immer noch schmal. Grey erwiderte Frasers Blick. Dann schloss er kurz die Augen und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht, als erwachte er aus einem Alptraum. Er ließ die Hände sinken und öffnete die Augen wieder.
    »Du wurdest nicht in die Irre geführt«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Und du hast unrecht.«
    Frasers rote Augenbrauen fuhren in die Höhe – aufrichtig erstaunt, dachte er.
    »Du hast es getan, weil – aus Verlangen ?« Auch er erhob jetzt die Stimme. »Und sie hat das zugelassen? Das glaube ich nicht.«
    Die Farbe kroch Fraser über den sonnengebräunten Hals, so lebhaft wie eine Kletterrose. Grey sah das nicht zum ersten Mal, und tollkühn beschloss er, dass die beste – die einzig mögliche – Verteidigung darin bestand, die Beherrschung als Erster zu verlieren. Es war so erleichternd.
    »Wir dachten, du wärst tot , du altes Arschloch!«, brüllte er völlig außer sich. »Alle beide! Tot! Und wir – wir – haben eines Abends zu viel getrunken – viel zu viel … Wir haben von dir gesprochen … und … Verdammt, keiner von uns hat den anderen geliebt – wir haben es beide mit dir getrieben!«
    Frasers Gesicht verlor abrupt jeden Ausdruck, und sein Mund klappte auf. Grey erfreute sich den Bruchteil einer Sekunde an diesem Anblick, bevor ihm eine kräftige Faust mit voller Wucht unter die Rippen fuhr, so dass er rückwärtsgeschleudert wurde, noch ein paar Schritte weiterstolperte und dann zu Boden fiel. Vollkommen atemlos lag er im Laub, und sein Mund öffnete und schloss sich wie der eines Fisches auf dem Trocknen.
    Also schön , dachte er. Dann halt mit bloßen Händen .
    Hände krallten sich in sein Hemd und zerrten ihn hoch. Es gelang ihm, sich hinzustellen, und eine Spur von Luft sickerte ihm in die Lunge. Frasers Gesicht war keine drei Zentimeter von dem seinen entfernt. Fraser war ihm sogar so nah, dass er die Miene des Mannes nicht sehen konnte – nur zwei blutunterlaufene, irre Augen
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