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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
Autoren: Diana Gabaldon
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glänzend schwarz, und sie hatte die Angewohnheit, sich lautlos gleitend von hinten anzuschleichen wie eine bedrohliche Stahlkugel.
    »Was ist denn hier los ?«, knurrte sie, während sie plötzlich hinter Jenny auftauchte.
    »Heilige Mutter Gottes!« Jenny wirbelte mit großen Augen herum und fuhr sich mit der Hand an die Brust. »Wer in Gottes Namen seid Ihr?«
    »Das ist Mrs Figg«, sagte ich und verspürte ein surreales Bedürfnis zu lachen, trotz – oder vielleicht auch wegen – der Ereignisse, die sich just abgespielt hatten. »Lord John Greys Köchin. Und Mrs Figg, dies ist Mrs Murray. Meine, äh … meine …«
    »Schwägerin«, sagte Jenny entschlossen. Sie zog ihre schwarzen Augenbrauen hoch. »Wenn du mich noch nimmst?« Ihr Blick war unverwandt und offen, und das Bedürfnis zu lachen verwandelte sich abrupt in ein nicht minder heftiges Bedürfnis, in Tränen auszubrechen. Von allen Quellen des Beistandes, die ich mir ausgemalt hätte … Ich holte tief Luft und streckte die Hand aus.
    »Oh, ja.«
    Ihre kleinen festen Finger verwoben sich mit den meinen, und so einfach war es besiegelt. Es waren weder Entschuldigungen nötig noch Worte der Verzeihung. Die Maske, die Jamie trug, hatte sie nie gebraucht. Was sie dachte und fühlte, sah man ihren Augen an, diesen schrägen blauen Katzenaugen, die sie mit ihrem Bruder gemeinsam hatte. Sie wusste jetzt, wer und was ich war – und wusste, dass ich ihren Bruder mit Herz und Seele liebte, ihn immer geliebt hatte, trotz der geringfügigen Komplikation, dass ich gegenwärtig mit jemand anderem verheiratet war. Und dieses Wissen löschte Jahre des Misstrauens, des Argwohns und der Verletzungen aus.
    »Das ist ja wirklich wunderbar«, sagte Mrs Figg knapp. Sie kniff die Augen zusammen und drehte sich geschmeidig um die eigene Achse, um das Panorama der Zerstörung zu betrachten. Das Treppengeländer war oben abgerissen, und zerborstene Geländerteile, löchrige Wände und blutige Flecken markierten den Weg, den William nach unten genommen hatte. Kristallsplitter des Lüsters übersäten den Boden und glitzerten festlich im Licht, das durch die offene Tür hereinströmte, die trunken an einer Angel hing.
    » Merde auf Toast«, murmelte Mrs Figg. Abrupt wandte sie sich mir zu, die schwarzen Johannisbeeraugen immer noch zusammengekniffen. »Wo ist Seine Lordschaft?«
    »Ah«, sagte ich. Ich sah, dass dies eine zähe Angelegenheit werden würde. Mrs Figg empfand zwar für die meisten Leute nur tiefe Missbilligung, doch John war sie treu ergeben. Sie würde alles andere als angetan sein zu hören, dass Seine Lordschaft entführt worden war, und zwar von …
    »Da wir gerade dabei sind, wo ist mein Bruder?«, erkundigte sich Jenny und sah sich um, als erwartete sie, dass Jamie plötzlich unter der Sitzbank hervorkriechen würde.
    »Oh«, sagte ich. »Hm. Nun ja …« Möglicherweise sogar mehr als zäh. Denn …
    »Und wo ist mein lieber William?«, wollte Mrs Figg wissen und zog die Nase kraus. »Er ist hier gewesen; ich rieche das stinkende Toilettenwasser, das er für seine Wäsche benutzt.« Missbilligend stieß sie mit der Schuhspitze gegen ein Stück Putz, das sich gelöst hatte.
    Ich holte noch einmal tief Luft und klammerte mich fest an die Reste meines Verstandes.
    »Mrs Figg«, sagte ich, »vielleicht wärt Ihr ja so freundlich und würdet uns eine Tasse Tee machen?«
    William, der gerade herausgefunden hat, dass in Wirklichkeit Jamie sein Vater ist, verlässt Lord Johns Haus in einem Tumult aus Schock und Rage …
    William Ransom, der neunte Graf von Ellesmere, Vicomte Ashness, schob sich durch das Gedränge auf der Broad Street, ohne den Protest der Fußgänger zu beachten, die er unwirsch beiseitestieß.
    Er wusste nicht, wohin er ging oder was er tun würde, wenn er dort anlangte. Alles, was er wusste, war, dass er platzen würde, wenn er stehen blieb.
    Sein Kopf pochte wie ein entzündeter Abszess. Alles pochte. Seine Hand – wahrscheinlich hatte er sich etwas gebrochen, doch das kümmerte ihn nicht. Sein Herz, das wund in seiner Brust hämmerte. Sein Fuß, zum Kuckuck, was denn, hatte er etwa auch noch zugetreten? Er holte aus und traf einen losen Pflasterstein, der mitten durch eine Schar von Gänsen hindurchflog, die lauthals zu gackern begannen und sich zischend auf ihn stürzten, während sie ihm die Flügel um die Schienbeine schlugen.
    Es regnete Federn und Gänsekot, und die Menge stob in alle Himmelsrichtungen auseinander.
    »Bastard!«,
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