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Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Titel: Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth
Autoren: Dan Shocker
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Er starrte in die magische Kristallkugel. Hellmarks Miene wurde
ernst. Aus flatternden Nebelfahnen formierten sich Bilder.
    Er blickte in eine düstere, erschreckende Welt. Eine dunkle
Halle breitete sich vor seinen Blicken aus. Gewaltige Säulen
wirkten wie ein undurchdringlicher Wald, der sich in der Ferne
verlor. Tief und lichtlos wie tintengefärbte Watte war der
Himmel.
    In der Ferne schimmerte ein heller Fleck, der rasend schnell
näher kam.
    Ein Schacht! Am Ende dieses Schachtes breitete sich brackiges Meer
aus.
    Darin lebte es…
    Menschliche Leiber schwammen darin. Sie waren schwarz wie das
Meer, manchmal tauchten sie auf zwischen hohlen Baumstämmen,
zwischen knorrigen, herumschwimmenden Ästen. Ein Fluß der
Unterwelt! Dies war der Hades, das Reich der Toten!
    Da hinab mußte er steigen.
    Und er sah sein weiteres Schicksal.
    Ein langes Tau baumelte von der fernen Schachtöffnung herab.
Ein Mensch hing daran. Unter ihm der Sumpf und unzählige
Hände, die nach dem Menschen griffen, der mit letzter Kraft
versuchte, die Schachtöffnung zu erreichen. Er rutschte ab und
raste auf den Sumpf zu, fing sich noch mal und begriff, daß
dies das Ende war.
    Die Schachtöffnung glitt über ihm langsam zu und
schloß sich wie die Blende einer Kamera.
    Die Unterwelt würde ihn niemals wieder freigeben!
     
    *
     
    Über Hellmarks Gesicht lief der Schweiß, als würde
er diese Dinge direkt miterleben.
    Die Nebel verwischten, neue Bilder erschienen. Er sah fremde
Menschen, fremde Städte. Auch dort befand er sich.
    Was hatten diese Dinge mit dem Geschehen in der Unterwelt zu
tun?
    Zukünftige Bilder füllten das Innere der geheimnisvollen
Kugel, und manche verstand er zu lesen.
    Er konnte in dieser Nacht kaum schlafen. Im Morgengrauen
verließ er den Luxusbungalow am Genfer See. Carminia Brado, die
gutaussehende, rassige Südamerikanerin bemerkte nichts von
seiner Abfahrt.
    Erst als sie zum Frühstück herunterkam, fand sie eine
kurze Nachricht vor, die ihr sagte, daß sie mit Björn
heute nicht mehr rechnen konnte.
    Er war wie ein Vogel, den ein geheimnisvoller Ruf in eine
unbekannte Ferne lockt. Und diesem Ruf mußte er nachgehen, denn
er war Björn Hellmark alias Macabros alias der Sohn des Toten
Gottes, und sie war eine der Eingeweihten, die wußten, was das
bedeutete…
     
    *
     
    Wie ein Raubtier lauerte er auf sein Opfer.
    Er wußte, daß es ihm nicht entkommen durfte. Zuviel
stand auf dem Spiel. Die alles entscheidende Nacht war
hereingebrochen. Heute mußte es sein…
    Der Mann in der Dunkelheit biß sich auf die Lippen. Leer lag
die schmale Dorfstraße vor ihm. Die Nacht war kühl.
Trotzdem trug der Lauernde nur eine dunkelblaue Hose und ein
dunkelgemustertes Hemd, darüber eine leichte, rehbraune
Sommerjacke.
    Es war die Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni. Ein denkwürdiges
Datum.
    Wie gebannt blickte der einsame Gast von seinem Versteck aus auf
die etwas tiefer liegende Straße. In einem der weiter
zurückliegenden Häuser brannte noch Licht.
    Dort bewegte sich jetzt ein Schatten. Eine menschliche Silhouette
stand hinter dem beleuchteten Fenster. Die Umrisse einer jungen Frau!
Sie zog etwas über… Einen leichten Mantel…
    Dann verschwand sie aus seinem Blickfeld.
    Das Licht verlöschte.
    Es war soweit.
    Hans Leibold fletschte die Zähne, und seine Fäuste
öffneten und schlossen sich.
    Sein Opfer kam. Es ahnte nicht, wozu er es auserwählt
hatte.
     
    *
     
    Regina Tärser verschloß die Haustür hinter
sich.
    Die Zwanzigjährige hatte den üblichen Abendbesuch bei
ihrer kranken Mutter hinter sich, und sie war zufrieden. Mit der
Patientin ging es aufwärts. Sie machte schon viel wieder selbst.
Eigentlich wäre es heute gar nicht mehr nötig gewesen, noch
mal nach dem Rechten zu sehen.
    Regina Tärser wohnte am Rande des Dorfes in einem alten
Bauernhaus. Das hatte sie nach ihren eigenen Wünschen renoviert.
Es war das Haus der Großeltern, das sie übernommen hatte.
Viel Geld hatte sie schon hineingesteckt, aber sie bereute keinen
Pfennig. Sie liebte es, so zu leben, wie sie wollte. Frei und
ungebunden in ihrer Lebensweise und in ihrem Beruf, wirkte sie als
Malerin und Grafikerin.
    Ihre Arbeiten konnten sich sehen lassen und waren beliebt.
Ständig nahm Regina Tärser an Ausstellungen teil. Auch in
den nahen Dörfern und Städten verkaufte sie recht gut, und
sie war zufrieden.
    Fröstelnd zog sie die Schultern hoch. Es war kühl trotz
der Jahreszeit.
    Regina lief ein bißchen schneller, als es sonst ihre
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