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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir
Autoren: Richard Schwartz
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ihr Santer mit. »Genau gesagt, starb er wohl unmittelbar, bevor wir ihn fanden. Und ich bin mir sicher, dass es Zeugen für seinen Tod gab.«
    »Zeugen?«, fragte Desina überrascht. »Hier?«
    Wieder war es Schwertkorporal Fefre, der vorlaut Antwort gab. »Ay, Maestra. Wir sahen sie noch wegrennen. Es waren zwei Hafenratten, sie haben das Ganze wohl von dort drüben aus beobachtet.«
    »Viel werden sie nicht gesehen haben«, gab Santer zu bedenken. »Es ist eine stockdunkle Nacht heute.«
    Fefre rieb sich nachdenklich die Nase. »Wenn es sich so abgespielt hat, wie die Maestra sagt, haben die beiden genug mitbekommen, um es nicht so schnell zu vergessen. Irgendwo sitzen sie gerade und erzählen ihre Geschichte, versuchen ihre Zuhörer zu überzeugen, dass sie nicht geträumt haben… Diese Geschichte wird sich wie ein Lauffeuer durch den Hafen verbreiten, und morgen Abend weiß es die ganze Stadt.«
    »Schwertkorporal«, knurrte der große Stabsleutnant. »Ihr redet zu viel.«
    Die Maestra ignorierte das Geplänkel und warf einen letzten Blick auf den Toten. »Der Leichenputzer soll ihn zum Schrein an der Hafenwacht bringen«, sagte sie leise. »Gerolias und ein Feldscher der Federn sollen ihn sich dort noch einmal genau ansehen.«
    »Ay. Maestra!«, sagte der Stabsleutnant und sah zu Korporal Fefre hin. »Korporal, Ihr habt die Maestra gehört.«
    »Ay, Ser!«, rief Fefre fröhlich und winkte einen seiner Kameraden herbei, um den Toten in den Leichenkarren zu wuchten.
    »Wollt Ihr uns zur Hafenwacht begleiten, Maestra?«, fragte Santer höflich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich denke, ich werde mich hier noch etwas umsehen. Und ein paar Fragen stellen.« Sie schaute zu ihm hoch. »Für den Moment sind wir hier fertig, Stabsleutnant. Der Segen der Götter mit Euch in dieser dunklen Nacht.«
    »So auch mit Euch, Maestra.«
    Fefre und Santer sahen ihr nach.
    »Wo geht sie wohl hin?«, fragte der Korporal.
    »Wenn du keine Seeschlange wärst, wohin würdest du gehen, wenn du über irgendetwas hier im Hafen Bescheid wissen wolltest?«, fragte Santer.
    »Zu Istvan«, antwortete Fefre, ohne zu zögern. »Aber sie ist eine Eule. Ihr wird er wohl schwerlich mehr sagen als uns.«
    »Vielleicht aber doch«, meinte Santer. Der Leichenkarren setzte sich in Bewegung, und die Soldaten folgten ihm, Santer war froh, dass es endlich zurück zur Hafenwacht ging, wo ein Bett auf ihn wartete.

 
    5
     
     
     
    Die Herberge Zur Gebrochenen Klinge war weit über die Grenzen der alten Reichstadt hinaus bekannt, vielleicht wäre berüchtigt auch das bessere Wort.
    Einst, vor vielen Jahrhunderten, war dieser Gasthof eine Wachstation des Alten Reichs gewesen, Teil der Hafenwache, die von hier aus die Ordnung im Hafen aufrechterhielt. Er folgte demselben Bauplan wie die meisten kaiserlichen Wachstationen, die noch immer die Handelsstraßen des Alten Reichs schützten. Eine stabile Wallanlage, gut zwei Schritte dick, gute fünfzig Schritte breit und achtzig lang, die Wälle drei Mannslängen hoch. Schräg links gegenüber dem Tor befand sich der massive Trutzturm, dessen Zinnen man auch von außerhalb der Mauern sehen konnte, daran schloss sich im Vorfeld links ein dreistöckiges Gebäude an, rechts davon befanden sich die Stallungen, Nebengebäude und die Schmiede. All diese Gebäude, das wusste Desina, standen noch immer, auch wenn sie heute anders genutzt wurden.
    Die Legende besagte, dass der Ewige Herrscher einst drei Kriege geführt hatte, einen davon gegen die wilden Barbaren im Norden, die mit ihren gezähmten Kriegsbestien und der magischen Macht ihrer Schamanen einen ernstzunehmenden Gegner darstellten. In einer Nacht gelang den Barbaren ein gewagter und selbstmörderischer Vorstoß in das befestigte Feldlager des Kaisers, um so Askannon selbst mit ihrer Magie in Bann zu schlagen. Hilflos musste er mit ansehen, wie die magisch verstärkten Kreaturen der Barbaren in den Reihen der Legion wüteten, während die Schamanen ihn nach und nach seiner Kraft beraubten.
    Ein einfacher Legionär, ein Schwertträger der berühmten Zweiten Legion, kämpfte sich bis zum Zelt des Kaisers durch. Es hieß, dass von seiner schweren Rüstung nur noch Fetzen übrig waren, als er mit seinem Zweihänder den letzten der Schamanen erschlug und so dem Imperator erlaubte, wieder in die Schlacht einzugreifen und das Blatt für die bedrängte Zweite Legion zu wenden. Anschließend fragte Askannon den schwer verletzten Legionär, wie er ihn belohnen
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