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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir
Autoren: Richard Schwartz
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Gestalt in der nachtblauen Robe erreichte, sie umarmte und ganz und gar ohne Respekt vor Amt und Würden hochhob, sodass ihre schwarz bestiefelten Füße in der Luft zappelten und sie verzweifelt um Luft rang.
    »Istvan!«, protestierte sie mit gedämpfter Stimme. »Ich bekomme keine Luft!«
    Er hörte nicht auf sie.
    »Istvan!«, keuchte sie. »Lass mich runter, du riesiger Ochse!«
    »Später«, meinte Istvan, dennoch ließ er sie sanft herab und streifte zugleich ihre Kapuze nach hinten. »Lass dich ansehen! Götter… was bin ich stolz auf dich, Mädchen!«
    Hastig zog sie die Kapuze wieder über ihre Augen. Es hatte lange genug gebraucht, bis sie sich an den blauen Schatten vor ihren Augen gewöhnte, jetzt fühlte sie sich mit nacktem Gesicht schutzlos.
    Istvan legte eine große Hand auf Desinas Schulter und schob sie scheinbar mühelos zu einem der Tische hinüber, der etwas abseits stand. »Zuerst wird gefrühstückt!«
    Für diesen Tisch gab es keine Bänke, nur bequeme geschnitzte und mit Leder gepolsterte Stühle, von denen der große Mann nun einen für seinen unerwarteten Gast herauszog, um sich dann anschließend selbst zu setzen.
    »Du hast dir aber auch lange genug Zeit gelassen, mal wieder nach Hause zu kommen!«
    »Da hast du recht«, sagte Desina. »Ich hatte es immer vor… aber…«
    »Du hast zu viel zu tun gehabt«, sagte der Wirt mit einem breiten Grinsen. »Als ob ich das nicht wüsste. Aber jetzt bist du hier, das allein zählt.« Istvan klatschte in die Hände. »Also Frühstück für mich und unsere Eule hier! Etwas eilfertig, wenn ich bitten darf, Mädels! Und vergesst die Milch nicht!«
    »Istvan«, protestierte sie lachend. »Ich bin etwas zu alt für Milch.«
    »Unsinn. Niemand ist zu alt für frische Milch… und sie hat dir wohl auch kaum geschadet, oder?«
    Es war sinnlos, weiter zu protestieren, also ergab sie sich lächelnd in ihr Schicksal. Es war lange genug her, dass sich jemand so um sie gesorgt hatte. Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie es genoss.
    »Wie hast du mich erkannt? Wäre es nicht peinlich gewesen, wenn du dich getäuscht hättest?«
    »Ha!«, rief Istvan. »Die Verkleidung muss erst noch erfunden werden, mit der du meine alten Augen täuschen könntest. Da frage lieber die Götter, wie es möglich sein soll, dass ich dich nicht erkenne. Zudem, es gibt nur eine Eule in Askir!«
    »Ich hoffe, ich bin nicht für jeden so durchsichtig«, sagte Desina und sah mit einem Lächeln auf, als eines der Mädchen ihr vorsichtig eine Schale mit frischem, noch dampfendem Brot auf den Tisch stellte und dann Wurst, Schinken und vielerlei Sorten Käse auf einer Holzplatte daneben.
    »Seid Ihr die Sera Desina, Herrin?«, fragte das Mädchen scheu, und Desina nickte.
    »Dann wird alles gut!«, strahlte das Mädchen mit deutlicher Erleichterung und eilte davon, bevor Desina fragen konnte, was sie damit meinte.
    »Das ist Marie«, erklärte Istvan. »Die andere ist Lenya. Von deinen alten Schwestern sind nur noch Tala und Regata übrig, sie arbeiten noch beide hier. Tala kocht fast so gut wie ich, und Regata führt nun für mich die Bücher. Und weißt du was? Regata wird demnächst heiraten! Einen Offizier von der Hafenwacht. Und sie wird außer sich vor Freude sein, dich wiederzusehen.« Tiefe Lachfalten entstanden um Istvans Augen, als er breit grinste. »Sie wird nicht eher Ruhe geben, bis du ihr den Schleier hältst.«
    Desina lachte leise. »Ich freue mich darauf. Aber Istvan…?«
    »Versuchst du mir gerade mitzuteilen, dass es einen bestimmten Grund gibt, weshalb du mitten in der Nacht hier auftauchst?«
    Desina nickte verlegen. »Ich suche Wiesel. Ich glaube, er hat etwas gesehen, das von Bedeutung für mich ist.«
    »Er ist hier, kam erst vor kurzem herein. Sah ein bisschen bleich um die Nase aus, hat sich einen Wein gegriffen und ist nach oben gegangen. Steckt er wieder in Schwierigkeiten?«
    »Nein«, antwortete sie. »Wenigstens hoffe ich das.«
    Der schlaksige Dieb war nur zwei Jahre älter als sie und einer der wenigen Menschen, denen sie ohne Vorbehalt vertraute. Sicher, er nahm es mit anderer Leute Eigentum nicht ganz so genau, aber im Vergleich zu einigen anderen Gesellen, die des Nachts den Hafen unsicher machten, war er ein geradezu liebenswerter Mensch.
    »Gut.« Istvan biss herzhaft in sein Brot. »Und jetzt sag mir, worum es geht.«
    »Ich denke, er wurde Zeuge eines Mordes«, antwortete sie, während sie sich ein Stück von dem knusprigen Brot
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