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Die ersten Zeitreisen

Die ersten Zeitreisen

Titel: Die ersten Zeitreisen
Autoren: Reinhard Heinrich und Erik Simon
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verantwortenden
Fehlens eines zweiten Historikers gedenke ich
das Problem allein zu lösen, was jedoch nicht heißen soll,
daß ein Historiker ausreichend ist, zumal die Stelle des
unbeschäftigten Ethnographen ohnehin frei würde,
wenn die Verantwortlichen etwas mehr nachdächten.“
Er atmete auf, überzeugt, daß selbst ein Ethnograph mit
Spezialausbildung in Linguistik und Rhetorik den Satz
nicht schöner hätte sagen können. „Doktor Mayer
kommt auf zweiundfünfzig mal eine Million Wochen;
theoretisch richtig, jedoch, seit wann existiert die Wochein der Praxis? Nicht länger als etwa viertausend Jahre.
Das sind rund zweihundertzwölftausend Wochen. Um
dieses Intervall zu durcheilen, brauchen wir jedoch nicht
einmal eine halbe Woche. In der ferneren Vergangenheit
gibt es keine Wochen, folglich auch keine Überprüfungen.“
    Dr. Mayer erwiderte: „Sie sind wohl für die Einhaltung
der Instruktionen verantwortlich?“
    Der Kontaktspezialist, verantwortlich für Punkt fünf,
hatte mit Befriedigung zugehört. Überprüfungen ließen
sich umgehen. Kontakte waren zu vermeiden, die Ausrüstung
ließ sich nicht weiter vervollständigen; kurzum:
Die Sicherheit war durch nichts gefährdet.
17. Der erste Erkundungsausflug
    verlief zunächst ereignislos. Dann jedoch wäre es fast zu
Kontakten gekommen. Schuld hatte Dr. Mayer. Er war
am baldigen Erfolg der Expedition interessiert. Seine
Meinung drückte er mit folgenden Worten aus: „Nur
einmal habe ich eine derartige gastronomische Betreuung
kennengelernt, wie sie hier zu finden ist, nämlich als
mich eine Zeitreise zum Anfang der siebziger Jahre des
zwanzigsten Jahrhunderts in ein mitteleuropäisches
Städtchen führte. Sehen Sie, daran mußte ich denken, als
ich vorhin einen dieser Höhlenmenschen ein Stück
Fleisch aus dem Sande klauben sah. Ich fürchte den Tag,
an dem unsere Vorräte verbraucht sind. Wir müssen so
schnell wie möglich den Charakter der Urmenschen erforschen.“
18. Radsch Singh
    hatte das Klagelied mit angehört und erwiderte grinsend:
„Aber, aber, Sie haben wohl noch nie eine so lange
Dienstreise gemacht?“
    „Nein.“
    „Dann halten Sie sich an uns und unsere Erfahrungen.
Wir . . .“
    „Ihre Erfahrungen sind einen Dreck weit, Sie . . .“
    „Regen Sie sich nicht auf! Ein Greenhorn wie Sie
sollte . . .“
    „Ihre Erfahrungen haben Sie wohl auch auf einer Zeitreise
gesammelt? Wie?!“
    „Ganz recht; so etwas fehlt Ihnen, glauben Sie mir!“
    Das Streitgespräch nahm an Lautstärke zu. Die anderen
Expeditionsteilnehmer zogen sich taktvoll ins Waldesinnere
zurück; man sah zuweilen noch ihre Felle tiefbraun
durch das Blattgrün schimmern.
    Radsch Singh machte gerade seinem Groll gegenüber
Dr. Mayer Luft: „Mir scheint, Sie halten es mit dem
Ethnographen; der ist ohnehin überflüssig. Besser wäre
ein zweiter Historiker.“
    „Ihre Arroganz schockiert mich.“
    „Mich nicht. Überall schießen Kollektive wie Pilze aus
dem Boden, aber der Charakter des Steinzeitmenschen
wird von einem einzelnen Historiker untersucht.
Pfui!“
    „Sie überschätzen Ihre Rolle!“ rief der Doktor zornig.
19. Am Waldesrand,
    dem sie bisher gefolgt waren, sah er jetzt wieder die tiefbraunen
Felle durch die Blätter schimmern. Beruhigt
wandte er sich dem Historiker zu, der indessen zitternd
ein Fernglas in den Händen hielt. Er hatte die Felle als
echt erkannt und teilte dies sofort dem Arzt mit. Der
Streit war vergessen; beide rannten um ihr Leben oder
wenigstens, um den Instruktionen Genüge zu tun. Sie
wurden nicht verfolgt. Die Urmenschen waren offenbar
nur neugierig gewesen und hatten den Streit mit Interesse
verfolgt.
    So endete der erste Versuch der Steinzeitmenschen, den
Charakter der Neumenschen zu erforschen.
20. Die Gefährten
    aber waren aus dem Blickfeld der beiden verschwunden.
Wo waren sie geblieben?
    Das fragten sich zumindest Dr. Mayer und Radsch
Singh; uns ist es natürlich gleichgültig, denn eine Begegnung
mit Urmenschen ist viel interessanter als eine mit
Kollegen.
    Dr. Mayer hätte sehr gern erfahren, ob sie sich dem Ziel
der Expedition weiter genähert hatten als er und der Historiker.
Nach der überstürzten Flucht äußerte er unverhohlen
den Wunsch, die Steinzeit möglichst bald zu verlassen.
Diesem Drang folgend, hatte er den Weg zum
„Mammut“ und zur Zeitmaschine eingeschlagen und
jetzt nur noch ein Dickicht zu durchqueren, bis zu welchem
Radsch Singh ihm gelassen gefolgt war.
    Da ertönte ein Prasseln und Knacken aus
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