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Die ersten Zeitreisen

Die ersten Zeitreisen

Titel: Die ersten Zeitreisen
Autoren: Reinhard Heinrich und Erik Simon
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Situation erfaßt.
9. Einsam und verlassen
    standen die Zeitreisenden um das Universalfahrzeug
herum, das ihnen zum Glück geblieben war.
    Der Leitende Temporalist schaute noch immer mit starrem
Blick auf die Stelle, wo seine Zeitmaschine verschwunden
war, die er selbst mit konstruiert und gebaut
hatte, und konnte es nicht fassen, daß ihn sein temporalmechanischer
Liebling so schmählich im Stich lassen
konnte.
    Der Historiker und der Ethnograph lagen einander in
den Armen, stützten sich gegenseitig und weinten bitterlich.
Das Verschwinden der Maschine hatte ihren Lebensmut
fast gebrochen und sie den irdischen Dingen
entrückt. Sie hatten ihren ewigen Streit vergessen und baten
einander flehentlich um Verzeihung.
    Der Kontaktspezialist kaute verbissen auf einer Pflanze
herum, die er als giftig kannte, und hoffte auf schnelle
Erlösung von den Qualen, die er auf sich zukommen sah,
und von den verhaßten Instruktionen. Er hielt jede Rettung
für ausgeschlossen und bot auch den Gefährten in
großzügiger Weise einige giftige Blätter an.
10. Dr. Mayer
    jedoch bewahrte die Ruhe sowie einen klaren Kopf und
hielt folgende Ansprache:
    „Verehrte Kollegen, liebe Freunde, werte Gäste!
    Wir brauchen die Hoffnung nicht aufzugeben. Keiner
wird sterben, bevor er geboren wird. Wir werden die paar
Jahrhunderte schon überstehen und unsere Zeit wiederfinden,
wenn wir nur nicht die Vergangenheit verändern.
Der Kollege van Daagen sucht den Tod durch eine Giftpflanze,
doch bevor das Gift wirkt, löst es Übelkeit und
Erbrechen aus. Sehen Sie, der Ärmste krümmt sich bereits.Na also, schon weilt die Pflanze wieder unter uns.
Der Kollege Kontaktspezialist wird die Vergiftung natürlich
überstehen, denn solange wir in der Vergangenheit
weilen, sind Selbstmordversuche von vornherein
zum Scheitern verurteilt. Wir sind jetzt materielle Gespenster;
wir sind unsterblich und gehen um, bis daß die
Zeit uns erlöst.“
11. Dr. temp. Jean Satikoff
    war inzwischen aus seiner Erstarrung erwacht und bestätigte
Dr. Mayers Behauptung.
    „Doktor Mayer hat recht“, sagte er. „Wir alle sind zeitweilig
unsterblich, vermutlich bis zum Zeitpunkt unserer
Abreise — das kommt in der Theorie nicht ganz klar zum
Ausdruck —, zumindest aber bis zum Tag unserer Geburt.
Das ist das sogenannte Unsterblichkeitsparadoxon
und nachgerade ein Grundpfeiler der Temporalistik. Logischerweise
kann niemand sterben, wenn er noch gar
nicht geboren ist. Es ist theoretisch bewiesen, daß dies
unmöglich ist und demzufolge nicht geschehen kann,
folglich auch nicht geschehen wird.“
    „Wieso ist das bewiesen?“ fragten der Historiker und der
Ethnograph gleichzeitig.
    „Nun, wenn etwas bestimmt nicht geschehen wird, wie
ich gerade dargelegt habe, dann ist es doch wohl unmöglich,
nicht wahr?“
    „Das leuchtet ein“, stellte Dr. Mayer kategorisch fest.
    „Wir müssen nur darauf achten, die Vergangenheit nicht
zu verändern“, fuhr Temp fort, „sonst finden wir unsere
eigene Zeit nicht wieder, weil alles anders ist. — Aber das
ist Aufgabe des Kontaktspezialisten.“
12. Der Kontaktspezialist
    lebte immer noch, wie Dr. Mayer und Temp es vorausgesagt
hatten, obwohl er momentan nicht viel Freude am
Leben zu haben schien. Ächzend und seufzend sagte er:
„Verdammt, wir müssen unauffällig dahinleben — oh,mein Bauch! —, wir müssen weg hier, Kontakte sind verboten.
Wir sollten uns aufs Meer begeben, fern der Küste
auf dem Atlantik kreuzen, wo noch kein Mensch hinkommt.
0 weh, mein Bauch . . .“
    Alle waren einverstanden oder wenigstens unfähig zu
protestieren. Sie stiegen daher in das Universalfahrzeug,
das sich bald darauf durch den Dschungel zur Küste
wühlte.
13. Auf dem Meer
    unternahm es der Kontaktspezialist, den Raumbildprojektor,
der die ganze Zeit über das Bild eines Mammuts
projiziert hatte, umzuprogrammieren, und gab dem Universalfahrzeug
das Aussehen eines Schiffes. Die
Einschätzung des Leitenden Temporalisten über das
Zeitalter, in das man geraten war, wurde jedoch von
Dr. Singh und von Dr. McFleod angezweifelt, deshalb
konnte man sich nicht auf einen Schiffstyp einigen, und
das projizierte Schiff war halb Hansekogge, halb phönizischer
Zweiruderer. Der Bug schien von einem Drachenboot
der Wikinger zu stammen.
    Sehr bald hatte man sich auf dem nunmehr schwankenden,
kleinen, aber unsinkbaren Fahrzeug wohnlich
eingerichtet. Die Zeitreisenden verließen die Küste Afrikas
und begaben sich zu den Säulen des Herkules.
14. Westlich von
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