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Die ersten Zeitreisen

Die ersten Zeitreisen

Titel: Die ersten Zeitreisen
Autoren: Reinhard Heinrich und Erik Simon
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darzulegen
begann.
    Der Kontaktspezialist teilte seine Aufmerksamkeit zu
gleichen Teilen auf die Ausführungen der drei Wissenschaftler
auf, mit dem Ergebnis, daß er auch weiterhin
unspezialisiert blieb, wozu er ja auch verpflichtet war.
    So waren alle beschäftigt und schenkten dem emsigen
Hantieren des Temporalisten keine Aufmerksamkeit.
Als dann der Kontaktspezialist über die historischen,
ethnographischen und anthropologischen Aspekte des
Steinzeitmenschen im allgemeinen und dessen diffizilen
Charakter im besonderen umfassend informiert war,
sagte der Leitende Temporalist laut und unüberhörbar:
    „Meine Herren, wir sind am Ziel. Treffen Sie bitte die nötigen
Vorbereitungen. Die Zeit beträgt drei Komma sieben
vier acht neun mal zehn hoch vierundzwanzig Zeitquanten
vor der Zeitenwende“, und er fügte erläuternd
hinzu: „Steinzeit. Vormittags.“
12. Der Ausstieg
    konnte beginnen. Todesmutig öffnete Dr. Mayer eine
Luke, hinter der er die Außenwelt vermutete. Eisige
Kälte strömte ihm entgegen, so daß er zähneklappernd
rief: „Sssttteinzzzeittt? Eissszzzeittt!“ Er wandte sich um
und sah gerade Temp in einer hellen Öffnung verschwinden,
deren Form und Tiefe er infolge der Blendung nicht
erkennen konnte. Hastig schloß er den Kühlschrank und
stürzte an die Öffnung, die ihm nunmehr eine freundliche
Sommerlandschaft präsentierte.
    In einiger Entfernung rekelten sich bereits die anderen
Expeditionsmitglieder. Als letzter verließ er stolpernd
die Maschine.
13. Das Wetter
    war einfach herrlich. Heutzutage kommt solches Wetter
nicht einmal mehr im Wetterbericht vor.
14. Der Kontaktspezialist
    hatte bereits die als Aasgeier getarnte fliegende Kamera
gestartet und betrachtete gespannt die Landschaft aus
der Vogelperspektive, indem er den Empfänger mit dem
Raumbildprojektor koppelte, der eigentlich zum „Mammut“
gehörte. „Was denn, was soll mir das denn!“ rief er
aus. „Ein Homo sapiens fossilis führt unzeitgemäße Bewegungen
aus!“
    „In der Tat, ein völlig unzeitgemäßer Anachronismus,
der noch dazu unpassend ist“, erwiderte Dr. Mayer, um
den Fall restlos zu klären.
    Der Kontaktspezialist teilte den Gefährten seine Beobachtungen
mit. „Dort läuft einer mit einem Rock aus
Stroh durch die Gegend. Er streut sich fortwährend
Asche aufs Haupt und wirft sich dazu immer der Länge
nach zu Boden. In einem anderen Zeitalter würde ich
vermuten, er gedenke eine Dienstleistung in Anspruch zu
nehmen. Aber wozu sollte er sich schon in der Steinzeit
so demütig gebärden? Unerklärlich.“
    „Vielleicht berücksichtigt er prophylaktisch die Wartezeiten?“
gab Dr. Mayer zu bedenken.
    „Aber nein“, sagte Temp, „der Mann nähert sich systematisch
unter Ausnutzung der Fallgesetze einem mit
Tierschädel bestückten Baum. Das ist Jagdzauber. Er
will nur die Geister gnädig stimmen . . .“
15. Der Mann im Strohrock
    kniete nieder und begann, mit einem Stab und einem
Holzbrettchen Feuer zu entzünden. Erschrocken sahen
alle Expeditionsteilnehmer, wie der Rock zu brennen begann.
Der scheinbar in Ekstase geratene Mann tanzte um
den Baum herum und kümmerte sich, wie die Wissenschaftler
meinten, überhaupt nicht um seine brennendeKleidung. Dabei stieß er markerschütternde Schreie
aus.
    Als das Strohfeuer erloschen war, trat er an den Baum,
kniete wieder nieder und schien in Meditation versunken.
In Wirklichkeit untersuchte er ein paar Fallen, die
um den Baum standen. Als er sich aufrichtete, hielt er
zwei nicht genau erkennbare Tiere in den Händen. Er
schnitt ihnen die Köpfe ab und spießte diese an die Äste
des Baumes. Die „Opfergaben“ waren Köder.
    „Er wahrt die Form und verbindet das Mystische mit
dem Nützlichen“, sagte der Kontaktspezialist befriedigt.
16. Die Begegnung
    mit den Urmenschen war entsprechend der Instruktion
verlaufen, nämlich ohne Kontakte, allerdings auch ohne
Forschungsergebnisse.
    „Wenn das so weitergeht . . .“ Dr. Mayer seufzte. „Wie
realisieren wir eigentlich Punkt fünf der Instruktionen,
der eine wöchentliche Überprüfung der Zeitmaschine
vorsieht? Während der Zeitreise, meine ich. Angenommen,
wir legen eine Temporalstrecke von einer Million
Jahren zurück — aber wieso zurück, wenn wir sie zurückgelegt
haben, liegen sie doch vor uns, oder behauptet jemand,
daß ein kommendes Zeitalter hinter uns liegt? —
Jedenfalls hat eine Million Jahre rund zweiundfünfzig
Millionen Wochen.“
    Der Historiker erwiderte: „Trotz des nicht zu
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