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Die Erben von Hammerfell - 5

Die Erben von Hammerfell - 5

Titel: Die Erben von Hammerfell - 5
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Friedens. Für einen Hammerfell ist Krieg ein ehrenvolles Unternehmen. Und was soll dieser hochgelobte Frieden mit Storn uns einbringen? Bisher ist noch kein Wort darüber gefallen, daß Storn uns unser Land zurückgeben oder unsere Burg wiederaufbauen will. Die Ehre verlangt, daß wir diesen alten Streit zumindest so lange fortsetzen, bis wir unseren Vater gerächt haben. Doch obwohl der Gedanke an Rache sein ganzes Leben erfüllt hatte, war er verwirrt, und Lenisa sah ihn mit trauriger Skepsis an, als lese sie seine Gedanken.
Conn versuchte Lenisa durch die Augen seines Bruders zu sehen, aber sie schien ihm wenig mehr zu sein als irgendeins der einfachen Bauernmädchen, mit denen er als Kind gespielt und bei den Ernte- und Mittsommerfesten getanzt hatte. Hübsch, ja, man konnte sie hübsch nennen mit ihrem ovalen Gesicht, den rosigen Wangen, dem glänzenden Haar, das in Zöpfe geflochten und zu Schaukeln aufgesteckt war. Sie trug ein einfaches, in Blau und Dunkelgrün kariertes Kleid.
Im Geist verglich er sie mit Floria, die hochgewachsen und elegant war, eindrucksvolle Züge, tiefliegende Augen und eine melodische Stimme besaß. Sie war eine ausgebildete leronis; man konnte leicht annehmen, daß sie nie mit eigenen Händen für einen Gast einen Tee aufgoß oder Gewürzwein bereitete … aber das war ein Irrtum. Floria hatte mitgeholfen, die kleine Kupfer auszubilden, und hatte sich nicht gescheut zuzufassen. Floria war ebensowenig eine nutzlose feine Dame wie Lenisa und besaß Fähigkeiten eigener Art. Aber Floria war außerdem noch edel und gebildet, eine leronis durch und durch, während Lenisa nur ein hübsches und unerfahrenes Mädchen vom Lande war. Nun, es war bei Floria leicht, falsche Schlüsse zu ziehen, und so mochte auch Lenisa Qualitäten haben, die nicht offen zutage lagen. Wenn er sie erst besser kannte, würde er sie ihrem wahren Wert entsprechend einschätzen lernen.
    In dieser Nacht schlief Conn im Zimmer seines Bruders auf dem Fußboden. Es war bestimmt das erste Mal, wie Lenisa schon bemerkt hatte – oder war es die Schwertfrau Dame Jarmilla gewesen? -, daß Stora nicht nur einen, sondern gleich zwei Hammerfells beherbergte. Er träumte von König Aidan und empfand sich als treulos. Die Aufgabe, es Aidan klarzumachen, daß die versprochene Armee des Königs nicht benötigt wurde, hatte er auf Gavin abgeschoben. Aber was war jetzt mit der Bedrohung durch Aldaran? Abgesehen davon, konnte er das Gefühl nicht loswerden – lag das an seiner ländlichen Erziehung? -, daß Alastair und Gavin irgendwie gegen ihn verbündet seien. Er traute diesen Stadtmenschen nicht so recht. Und als er einschlief, trieb seine Wahrnehmung durch geschlossene Türen dorthin, wo Lenisa schlief. Auf einem Feldbett im Flur lag Dame Jarmilla und bewachte ihr Zimmer, damit kein unerlaubtes Kommen und Gehen stattfinde.
    Früh am nächsten Morgen weckte ihn Alastair. Es schneite.
    »Du mußt mein Pferd nehmen, Bruder«, sagte Alastair beunruhigt. »Es steht in Storns Stall. Reite zu Markos’ Haus zurück, denn unsere Mutter sollte von dem, was wir planen, unterrichtet werden. Und ich weiß nicht, wann es mir möglich sein wird, die Burg auf schickliche Weise zu verlassen.«
»Und wegen Lenisa willst du sie auch gar nicht verlassen«, bemerkte Conn.
    »Du bist der letzte, der ein Recht hat, mir das vorzuwerfen«, antwortete Alastair nicht ohne Zorn, »denn so fällt dir Floria in die Arme. Glaubst du, ich weiß nicht, daß du sie seit dem ersten Augenblick eurer Begegnung begehrst?«
    »Kannst du mir das verübeln? Und warum auch nicht, da es ja offensichtlich ist, daß du sie nicht so liebst, wie du solltest!«
    »Das ist ungerecht!« sagte Alastair. »Ich liebe sie. Wir haben uns kennengelernt, als wir beide sieben Jahre alt waren. Bis ich hierherkam, dachte ich, es könne für mich kein glücklicheres Geschick geben, als Floria zu heiraten …«
    »Warum hast du dann deine Meinung geändert? Hältst du es jetzt für besser, das Storn-Mädchen zu heiraten – aus politischen Gründen?«
    »Man könnte fast glauben, du wolltest diese Fehde nicht beenden«, beschuldigte Alastair ihn, jetzt wirklich zornig geworden.
    »Ich hätte nichts gegen eine ehrenvolle Beendigung«, erklärte Conn. »Storn müßte uns unser Land und unsere Burg zurückgeben und uns garantieren, daß unseren Leuten nichts Böses widerfahren wird. Du magst nicht viel Interesse für sie haben, und wahrscheinlich hast du dazu auch keinen Grund, denn du
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